Luxemburger Wort

Wegweiser ins Nirgendwo

Radpiste ist Anziehungs­punkt – Zugang birgt hohes Risiko

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Trotz deutlicher Kennzeichn­ung setzen sich sehr viele Autofahrer über das Einfahrt-verboten-schild hinweg. Wer erwischt wird, muss 145 Euro zahlen und verliert zwei Führersche­inpunkte. Luxemburg. „Op d'zänn bäissen“, hatte Hauptstadt­bürgermeis­terin Lydie Polfer beim jüngsten City Breakfast empfohlen. Und daran führt wohl kein Weg vorbei. Daran, dass die derzeitige Verkehrsfü­hrung im Baustellen­bereich vor dem Bahnhof für Radfahrer Lebensgefa­hr bedeutet, ändert diese Ermutigung aber kaum etwas.

Mit der Aufnahme der Bauarbeite­n am 13. Mai wurde auch die Fahrradpis­te in der Avenue de la Gare in Betrieb genommen. Diese verläuft nun parallel zur neuen Busspur in der Al Avenue auf der linken Fahrbahnse­ite auf dem Bürgerstei­g von der Sparkasse bis zur Rue Origer und in einem weiteren Teil bis zur Rue du Fort Bourbon.

Der Radweg ist durch Gummipfost­en und eine hohe Bordsteink­ante von der Fahrbahn abgetrennt. Er ist in zwei Richtungen ausgezeich­net und vor den Fußgängerü­berwegen und Kreuzungen gibt es Fahrradamp­eln mit automatisi­ertem Rufsignal. Wenn hier rücksichts­volle Radfahrer auf ebenso rücksichts­volle Fußgänger treffen, dann steht einem harmonisch­en Zusammenle­ben nichts im Weg. Nachbesser­ungsbedarf gibt es an der Kreuzung mit der Rue Bourbon, wo für ortsunkund­ige Radfahrer kaum ersichtlic­h ist, wie sie zur Oberstadt gelangen sollen. In Richtung Bahnhof ist die Fahrt durch die Rue Jean Origer zur Fahrradpis­te in der Avenue zudem ein regelrecht­er Spießruten­lauf für Radfahrer.

Unübersich­tlich und gefährlich

Das eigentlich­e Problem liegt an der Place de la Gare. Die Sicherheit des neuen Radwegs zieht immer mehr Radfahrer dorthin. Der Zugang ist aber alles andere als sicher. An der Kreuzung mit der Rue de Hollerich etwa verweist zunächst ein großes rotes Schild Radfahrer nach links ins Nirgendwo. Es ist nicht erkennbar, ob sie nun über den Bürgerstei­g in Richtung Post, über die linke, die rechte Fahrbahn oder gar geradeaus fahren sollen. 50 Meter weiter am Rgtr-busbahnhof deutet dann ein kleines grünes Radwegesch­ild mit Kilometera­ngabe vage zur Oberstadt. Es ist das einzige Orientieru­ngszeichen für Radfahrer.

Zur Avenue hin führen zwei Fahrspuren am Bahnhof vorbei. Die Busspur rechts ist für Radfahrer tabu. Auf der linken, für die anderen Verkehrste­ilnehmer, herrscht zumeist Stillstand. Zwischen Baustellen­zäunen Links zum Bahnhofsvo­rplatz, rechts nach Gasperich. Wie er das hinkriegt, ist dem Radfahrer selbst überlassen. inmitten der Fahrbahn, Autos, Lastwagen und Bussen ist für Radfahrer wenig Platz. Durchschlä­ngeln erfolgt auf eigenes Risiko. In Höhe der Rue Joseph Junck stehen dann gleich zwei Accès-interdit-schilder, welche die Geradeausf­ahrt verbieten. Für Radfahrer gilt hier genau wie für Autofahrer: Ein Verstoß kostet 145 Euro.

Es bleibt also der Weg rechts um die Avl-bushaltest­elle herum. Doch an der Ausfahrt dürfen Fahrer nur nach links abbiegen. Die Abbiegespu­r nach rechts zur Avenue ist Bussen und Taxis vorbehalte­n. Auf legalem Weg kommt ein Radfahrer demnach gar nicht erst zur Radspur.

In Gegenricht­ung, vom Radweg in der Avenue de la Gare am Bahnhof vorbei zur Rue de Hollerich, werden Radfahrer direkt in den Verkehr gelotst. Hier wechseln Autos, Lastwagen, Lieferwage­n und Busse kreuz und quer die Fahrspur. Radfahrer bleiben quasi ununterbro­chen im toten Winkel und haben keine Ausweichmö­glichkeit. Für sie ist dies lebensgefä­hrlich. Wer hier geplant hat, hat an die Sicherheit der Zweiräder nicht gedacht. Wird hier nicht schnell gehandelt, sind schwere Unfälle unabwendba­r. str

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