Baxeras-garten und Kinderheim
Vor 150 Jahren lassen sich Schwestern des Franziskanerordens im Moselort Grevenmacher nieder
Grevenmacher. Die Moselmetropole hat aus kulturhistorischer Sicht einiges zu bieten. Auf einem Spaziergang durch Grevenmacher begegnet man in der Tat auf Schritt und Tritt Spuren dieser reichhaltigen Vergangenheit. So zeugen etwa heute noch kleine Tafeln an Häuserfassaden und Überreste einer alten Ringmauer davon, dass Grevenmacher einst von einer Stadtmauer mit vier Eingangstoren und einem Wassergraben umgeben war.
Im Altstadtkern hinter den Überresten dieser Stadtmauer deuten gegenwärtig noch Straßennamen auf die unterschiedlichen Handwerker hin, die einst in der Stadt arbeiteten. Und die Rue de l'hôpital zeugt davon, dass es im Moselort früher ein Krankenhaus gab. Um die Pflege der Kranken kümmerten sich die Franziskanerinnen der Barmherzigkeit.
Am Wochenende feiern die Schwestern ihre 150-jährige Präsenz im Kantonalhauptort mit einer Fotoausstellung des lokalen Fotoclubs Flash (siehe Kasten), welche das Wirken der Ordensschwestern in Grevenmacher dokumentieren.
Anfangs nur drei Schwestern
Die drei ersten Franziskanerinnen der Barmherzigkeit kamen am 1. Juni 1869 nach Grevenmacher. Sie bezogen ein Haus in der heutigen Rue de l'hôpital, die damals noch Rue du Curé genannt wurde. Weil das Gebäude schon bald aus allen Nähten platzte, kauften die Ordensschwestern andere Häuser in der Nachbarschaft auf, damit zwischen 1871 und 1878 die Einrichtung für die wachsenden Anforderungen um- und ausgebaut werden konnte. Denn die Räumlichkeiten, in denen die Schwestern Kranke pflegten, entwickelten sich mit der Zeit immer mehr zu einem Altenheim. Bedingt durch diese ständig wachsenden Tätigkeitsbereiche erwarben die Schwestern in regelmäßigen Zeitabständen in der Nachbarschaft neue Güter, um die Gebäude an die Bedürfnisse anzupassen.
Der unbeliebte Hochgerichtsherr
Und so kauften sie auch im Jahr 1900 von den Erben des Mathias Dietz die einstigen Liegenschaften der Familie de Baxeras ab, welche Letzterer von deren Nachfahren erstanden hatte. Die Familie de Baxeras war recht wohlhabend. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war François de Baxeras als Hochgerichtsherr in Grevenmacher tätig und deswegen nicht besonders beliebt bei der Stadtbevölkerung. Die Familie wohnte zwischen 1708 und 1777 im heutigen „Dechenshaus“an der Rue de Luxembourg. Zum rund 23 Ar großen Bering im nordwestlichen Teil der Stadt gehörten neben dem herrschaftlichen Wohnhaus der Familie de Baxeras auch Nebengebäude, Ställe, eine Scheune und ein großer Garten.
An der Rue de Luxembourg und der Rue des Tanneurs betrieben die Schwestern in ihren Gebäuden bis in die 1970er-jahre ein Jungenheim und im Auftrag der Regierung eine Haushaltungsschule für Mädchen. In diesen Gebäuden sind heute ein Heim für Kinder und Jugendliche, die auf Anordnung eines Jugendrichters dort platziert wurden, sowie die Kindertagesstätte Museldrauwen. Das Spital in der Rue de l'hôpital wurde 1994 geschlossen und abgetragen. Anfang der 1990er-jahre war neben dem Spital ein Neubau für das Altenheim gebaut worden. Mitte der 1990er-jahre begannen die Planungen für den Bau des neuen Centre intégré pour personnes âgées (CIPA) im Baxeras-garten.
Vor Baubeginn stießen Archäologen des Geschichts- und Kunstmuseums bei Grabungen auf dem Areal auf Grubenhäuser, die von einer älteren Bebauung zeugen, auf eine alte Kirche mit einem Pilgergrab und einen alten Friedhof. Anfang des Jahres 2010 zogen die Senioren schließlich im neuen Altenheim ein. Das in den 1990erjahren errichtete Altersheim, in dem sie bisher lebten, konnte seinerseits abgerissen werden.