Stark wie ein doppelter Espresso
Es ist die Intensität der Eindrücke, die einen Besuch in Rom so unvergesslich macht
Elegant schwingt sich die berühmteste Treppe der Welt hinauf zur Kirche Trinita dei Monti. Die Scalinata di Spagna ist jedem Romtouristen als „Spanische Treppe“bekannt und zeigt sich gleichermaßen als barocke Schönheit wie als grandiose Freilichtbühne. Auf ihren 124 Stufen, ihren Absätzen und Terrassen sitzt und singt die Jugend Europas bis spät in die Nacht. Für einen Stadtrundgang eignet sich die Spanische Treppe ideal als Ausgangspunkt: Denn nebenan, unter dem Grün des Stadtparks Villa Borghese, hält die U-bahn. Und wer mit dem Auto kommt, kann es in der Tiefgarage „Villa Borghese“verstauen.
Kaffeepause mit Goethe
Gleich nach dem Barcaccia-brunnen, der tatsächlich wie ein Boot aussieht, beginnt das Reich der Alta Moda. Die Via dei Condotti in der Verlängerung der Spanischen Treppe ist das teuerste Pflaster der Stadt: Bulgari, Ferragamo, Ferré, Valentino haben hier ihre Auslagen. Aber natürlich lässt sich in Rom auch preiswert einkaufen: etwa im Viertel San Giovanni, hinter dem Kolosseum, oder in der Via Cola di Rienzo Richtung Vatikan. Flohmarktfreunde zieht es jeden Sonntagvormittag zu Kleidern, Kunst und Kitsch an die Porta Portese – aber Vorsicht vor Taschendieben! Wir jedenfalls legen eine Shopping-rast im „Antico Caffé Greco“ein, in dem schon Johann Wolfgang von Goethe am Kaffee nippte.
Das beste Eis Roms
Wieder auf den Beinen, lockt hinter der Via del Corso die nächste Sünde. Denn gleich nebenan schlecken die Parlamentarier das beste Gelato Roms: Das Pistazieneis von Giolitti in der Via degli Uffici del Vicario 40 wirft jeden Diätplan über den Haufen.
Zwei Straßenzüge südlich – und wir sind am Pantheon. Es fällt nicht schwer zu glauben, dass diese gewaltige Mischung aus Bunker und Tempel mit dem kreisrunden Loch in der Kuppelspitze in über 2 000 Jahren nicht kleinzukriegen war. Heute wird der antike Tempel gar wieder als Kirche genutzt. Auch lange nach Mitternacht geht man übrigens rund ums Pantheon noch nicht zu Bett. Auf der Piazza della Rotonda trifft sich gerne die römische Schickeria.
Abseits der Massen
Hinter Roms „Gebiss“– so nennen die Römer das schneeweiße Nationalmonument auf der Piazza Venezia – breitet sich große Kultur aus. An der Via dei Fori Imperiali geht es hinein ins Forum Romanum. Hier wurde Cäsar erdolcht, hier hielt Cicero seine Reden. Kenner wissen: Am besten stapft man nicht mittags in der Hitze zwischen den Trümmern herum. Viel spektakulärer ist die Sicht kurz vor Sonnenuntergang und von oben, vom Tarpäischen Felsen. Dazu steigt man die Treppe zum Kapitol hoch und wendet sich dann sofort nach rechts. Auch das Kolosseum ist von außen schöner als von innen.
Volkstümlich wie kein anderer römischer Platz ist der Campo dei Fiori, Roms Marktplatz. Täglich außer sonntags breitet er sich wie ein riesiges Delikatessengeschäft im Freien aus. Schaubühne des Dolce Vita ist ein paar Straßen weiter die barocke Arena der Piazza Navona – einst tatsächlich eine Pferderennbahn. Heute flanieren Spaziergänger um Berninis berühmten Vier-flüsse-brunnen, probieren im Caffè Tre Scalini das Tartufo-eis, das hier übrigens erfunden wurde.
Drei Münzen im Brunnen
Wir stehen an der Fontana di Trevi: Während Touristen anderswo bemüht sind, ihr Geld zusammenzuhalten, werfen sie es hier absichtlich weg. Zu Tausenden nehmen sie drei Münzen in die Hand, drehen sich um und werfen sie nacheinander über die Schulter in das 1732 von Papst Clemens XII. in Auftrag gegebene Barockbassin. Der Brauch soll sicherstellen, dass der Münzenwerfer wieder nach Rom zurückkehrt. Erfunden hat das Ritual im 19. Jahrhundert der deutsche Archäologe Wolfgang Helbig. Weltberühmt wurde es 1959 durch Federico Fellinis Film „La Dolce Vita“. Das eingesammelte Geld – 1,5 Million Euro jährlich – wollte kürzlich die Stadt einsacken. Doch nach Protesten geht es weiterhin an die Caritas.
Warten auf den Kunstgenuss
Über den Tiber erreichen wir den Vatikan, mit 0,44 Quadratkilometern der kleinste Staat der Welt. Seit mehr als 500 Jahren wird er von einer farbenfrohen Armee beschützt: den Schweizergardisten. Ihre leuchtend blauen und orangefarbenen Uniformen wurden einst von Michelangelo persönlich entworfen.
Es geht hinein in den Petersdom, das größte Gotteshaus der Welt, in dem man tunlichst nicht in Shorts oder unbedeckten Schultern herumspaziert. Gleich rechts weint Michelangelos Pietà, die Gottesmutter, die so viel jünger aussieht als ihr Sohn. An der Nordseite der Vatikanmauer steht meist schon eine lange Warteschlange. Hier ist der Eingang zu den Vatikanischen Museen: sieben Kilometer Kunst und als Krönung die Sixtinische Kapelle. srt