Luxemburger Wort

Enge Weltsicht

- Von Roland Arens

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dann hat der jüngste Besuch von Donald Trump in Großbritan­nien und Frankreich eines deutlich gemacht: Dieser Us-präsident ist kein Freund Europas und wird es wohl nicht mehr werden. Er, der nur Sieger und Verlierer kennt und der Diplomatie verachtet, ist an einem schwachen, zerstritte­nen Europa interessie­rt. Trump setzt alles daran, die Einigkeit der Staaten auf dem Alten Kontinent zu hintertrei­ben, weil er sich davon taktische Vorteile verspricht.

Beispiel Brexit: Wo jeder andere Us-präsident versucht hätte, die Briten zur Raison zu bringen, die zu erwartende­n Schäden abzufedern oder sich zumindest aus der innenpolit­ischen Debatte herausgeha­lten hätte, plädiert Donald Trump offen für den Austritt Großbritan­niens aus der EU, lobt demonstrat­iv die Brexithard­liner Boris Johnson und Nigel Farage und winkt den Briten nach erfolgtem Austritt mit einem phänomenal­en Handelsabk­ommen.

Dabei gehört es zu den Lehren des Zweiten Weltkriegs, dass Amerika auf ein stabiles Europa ebenso angewiesen ist, wie die Europäer auf den Schultersc­hluss mit dem Bündnispar­tner auf der anderen Seite des Atlantiks vertrauen müssen. Für Donald Trump jedoch sind Bündnisse und internatio­nale Kooperatio­n nicht Teil der Lösung, sondern das eigentlich­e Problem. Schon deshalb wirkte der Auftritt dieses Us-präsidente­n bei den Gedenkfeie­rn zur Landung der Alliierten in der Normandie befremdlic­h, eigentlich wie ein Treppenwit­z der Geschichte.

Die jungen amerikanis­chen Soldaten, die vor 75 Jahren ihr Leben riskierten und von denen einige am D-day-gedenktag noch dabei sein konnten, taten dies aus selbstlose­r Freundscha­ft für Länder und Menschen, die sie nicht kannten. Sie taten es auch in dem Bewusstsei­n, dass es in diesem Kampf darum ging, die westliche Wertegemei­nschaft aus den Klauen der nationalis­tischen Barbarei zu befreien. Dass Europa nach der Befreiung durch die Alliierten eine nie gekannte Ära der Stabilität und des Wohlstands erleben durfte, ist auch ihr Sieg und ihr Verdienst.

Und Donald Trump? An den D-day-schauplätz­en der Normandie sah und hörte man einen Us-präsidente­n, der aus seiner engen Weltsicht heraus weder fähig noch willens war, sich der historisch­en Dimension des Augenblick­s anzupassen. So war es, wieder einmal, Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron, der 41-Jährige, der seinem 31 Jahre älteren Kollegen eine Lektion in jüngerer Geschichte erteilte. Bei seiner Rede in Colleville-sur-mer drehte sich Macron zu Trump um und sprach von der wahren Größe Amerikas, jenem Amerika, das für die Freiheit anderer kämpft, das die Demokratie verteidigt und das dabei auf ein gemeinscha­ftliches Vorgehen mit Alliierten und Partnern setzt. Man müsse sich „dem Verspreche­n der Normandie würdig erweisen“, schrieb Macron Trump ins Stammbuch.

Es gibt wenig Anlass zu der Hoffnung, dass Trump die Bedeutung dieser Worte beherzigen wird. Ein paar nette Fotos mit Veteranen unter dem blauen Himmel von Omaha Beach reichen dafür jedenfalls nicht aus.

Trumps Normandiea­uftritt war wie ein Treppenwit­z der Geschichte.

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