Nicht mit der Brechstange
Über Elektromobilität und andere alternative Antriebstechnologien
In seinem Leserbrief vom 5. Juni behauptet Herr Marc Welter (Luxemburg), dass mir als Csv-spitzenkandidat das Thema Klimapolitik „nicht sonderlich wichtig“wäre und beruft sich dabei auf mein Interview vom 25. Mai im „Luxemburger Wort“. Herr Welter sollte sich bewusst sein, dass Journalisten sich glücklicherweise ihre Fragen selbst aussuchen, dass die Klimathematik nicht Inhalt des Interviews war und es sich nicht um eine freie politische Tribüne oder einen Leserbrief meinerseits gehandelt hat.
Außerdem wird behauptet, dass die Politik der CSV in Klimabelangen nicht mutig genug wäre und Herr Welter leitet dies an meinen Äußerungsanträgen zur Klimapolitik ab. Dieser Vorwurf ist schlichtweg falsch! In meinen Ausführungen in der Debatte vom 2. Oktober 2018 habe ich keinesfalls dafür plädiert, die Elektromobilität zu bremsen. Im Gegenteil: Statt einem Reduktionsziel für PKW von 30 Prozent wie die Eukommission vorgeschlagen hatte, habe ich, genauso wie die Kollegen Georges Bach und Frank Engel 40 Prozent gefordert, was auch die Position der Luxemburger Regierung im Rat widerspiegelt. Es gab allerdings auch Forderungen der Grünen nach einer Reduzierung um 50 Prozent oder gar 75 Prozent. Dies klingt für einen Laien auf dem Papier sicherlich gut, aber um ein solches Reduktionsziel zu erreichen, wäre ein sofortiger und quasi integraler Umstieg auf Elektromobilität nötig. Ganz abgesehen davon, dass dies aufgrund der fehlenden Infrastruktur und fehlender Produktionskapazitäten nicht machbar ist, zeigen aktuelle Studien, dass auch die Auswirkungen auf die Co2-emissionen nicht so rosig sind, wie sie häufig dargestellt wurden. Der Co2-ausstoß von Elektroautos hängt ganz erheblich von der Art des Stroms ab, die das Auto „tankt“. Kommt die Energie von Wind- und Sonnenstrom ist die Klimabilanz natürlich besser als bei Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken. (siehe „Luxemburger Wort“-artikel von Marco Meng vom 2. Mai 2019).
Wenn wir Batterien einbauen, die in China produziert wurden, ist der damit verbundene Co2-ausstoß in jedem Fall hoch, denn China bezieht den Großteil seiner Energie aus Kohlekraftwerken. Auch die Herkunft der Rohstoffe für die Autobatterien sollten wir nicht außer Acht lassen. Nickel und Cobalt werden in Ländern wie Bolivien und dem Congo abgebaut unter Bedingungen, die schwere Auswirkungen auf Mensch und Umwelt in diesen Ländern haben.
Leider kann aber auch in der EU noch längst nicht genügend Energie aus alternativen Energien erzeugt werden. In Deutschland z. B. müsste die Zahl der Windkraftanlagen mehr als verdoppelt werden, um den zusätzlichen Energiebedarf aus Elektroautos zu befriedigen. Das heißt natürlich nicht, dass wir nicht alle Hebel in Bewegung setzen sollten, um Elektromobilität zu fördern. Das gelingt aber eben nicht mit einer blinden Brechstange.
Ich bin deshalb der Überzeugung, dass wir nicht blindlings nur auf ein Pferd setzen sollten, sondern uns in der Zwischenzeit auch andere Antriebstechnologien zunutze machen und fördern sollten. Dazu gehören Hybridfahrzeuge als Übergangstechnologie genauso wie der Wasserstoffantrieb. Unrealistisch, wie Herr Welter behauptet, ist dies keineswegs: Das Eu-finanzierte Projekt H2ME arbeitet an der weiteren Verbesserung der Brennstoffzelle und hat bereits in mehreren Ländern Wasserstoff-tankstellen eingerichtet. Wissenschaftler der Uni Leuven haben kürzlich ein Gerät entwickelt, das aus Sonne und Luftfeuchtigkeit, Wasserstoff produziert. Wenn eine solch umweltschonende und de-zentralisierte Herstellung von Wasserstoff möglich wird, fällt ein Hauptargument gegen die Nutzung von Brennstoffzellen. Zudem sind Wasserstoff-betriebene Autos wesentlich leichter als Elektroautos und in nur wenigen Minuten vollgetankt. Offenbar ist Herr Welter nicht auf dem neuesten Stand der Technik denn Toyota, Honda und Hyundai führen bereits ein Brennstoffzellenauto in ihrem Angebot. Schon allein aus Wettbewerbsgründen sollten wir uns davor hüten, Scheuklappen aufzusetzen und nur noch auf eine Technologie zu setzen. Europa würde erneut den Zug der Zukunftstechnologien verpassen und das ist für mich inakzeptabel. Das wäre wirklich Angst vor Erneuerung! Christophe Hansen, Europa-abgeordneter der CSV Dies ist eine Reaktion auf den Leserbrief „Die Leute wollen Lösungen – Warum die Erneuerung der größten Oppositionspartei fehlgeschlagen ist“vom 5. Mai 2019.