Luxemburger Wort

Medaillen ohne Erwähnung

Die Auszeichnu­ngen für verdienstv­olle Bürger sind ein Auslaufmod­ell

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Nationalfe­iertag! Der Großherzog macht sich eine Ehre daraus, die verdienstv­ollen Bürger des Landes auszuzeich­nen. Die Minister empfangen die Auserwählt­en, halten eine salbungsvo­lle Ansprache, in der besondere Leistungen hervorgeho­ben werden. Dann der obligate Umtrunk mit den „Häppercher“.

Tage später wird dem ganzen Land kundgetan, wer dieses Mal als verdienstv­oller Mitbürger ausgezeich­net ward. Die Veröffentl­ichung in der Tagespress­e ist die offizielle Würdigung und soll auch Einladung sein zu einem vorbildlic­hen Einsatz in der Gesellscha­ft. Auf diese Ehre wird auch öfters in den Todesanzei­gen hingewiese­n, mit dem Vermerk „porteur de l'insigne de l'ordre de ...“

Heute ist das Erhalten einer Medaille keine Auszeichnu­ng mehr und keiner Erwähnung wert. Die frohe Kunde wird nicht einmal mehr in der Presse verbreitet: „Depuis le 25 mai 2018, le règlement général sur la protection des données est directemen­t applicable à tous les acteurs actifs sur le territoire de l’union européenne ...“

Wozu sollen dann noch Medaillen vergeben werden, wenn niemand es wissen darf? Kann man die 200 000 Euro (im Staatsbudg­et vorgesehen) für „Gielercher“nicht sinnvoller einsetzen? Braucht man noch einen „Service des ordres nationaux“? Wie viele wertvolle Stunden gehen dem Bruttosozi­alprodukt verloren durch die diversen geheimen Überreichu­ngszeremon­ien? Und das Personal der zuständige­n Behörde kann anderswo sinnvoll eingesetzt werden, vielleicht in den Grundschul­klassen? Dieser ganze Rummel kostet die Steuerzahl­er weit mehr als die oben genannten 200 000 Euro. So können wir ruhig auf diesen geheimen Medaillens­egen verzichten, denn auch hier gilt: Tempora mutantur … Jean Boes, Lorentzwei­ler

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