Holz im Kreislauf
Kronospan hat mehr als 200 Millionen Euro in Luxemburg investiert
Sassenheim. „Das, was wir jetzt mit 200 Millionen Euro bauten, ist der erste Schritt“, sagt Peter Stadler, Chef des Kronospan-werks in Gadderscheier bei Sassenheim. Der Mann mit unverkennbar österreichischem Akzent, der seit 33 Jahren bei dem weltweit führenden Holzpress- und Spanplattenhersteller arbeitet – mehr als 20 Jahre davon in Luxemburg – führt über das Firmengelände. Warenströme so zu verändern, um Lärmverursacher weiter von den Grundgrenzen weg in das Industriegelände hineinzuleiten.
Stadler weist darauf hin, dass etwa 25 bis 30 Prozent der Investitionen, die bislang vorgenommen wurden, mit Luxemburger Firmen umgesetzt wurden.
Erstmals OSB aus Recyclingholz
In den mächtigen Silos, die in die Höhe ragen, wird Recyclingholz gereinigt und von Fremdstoffen befreit. Dann wird das Altholz in Späne zerschnitten wird, um es in Osb-platten wiederverwerten zu können. „Der Einsatz von Recyclingholz in Osb-platten ist eine Weltneuheit”, erklärt Stadler. Für alte Möbel, Holzhäuser, Holzkisten bedeutet das ein „neues Leben“.
2017 hatte Kronospan in Sassenheim die erste Anlage zur Kraft-wärme-kopplung in Betrieb genommen, in der Holz, das am Ende seines Nutzungszyklus angekommen ist, verbrannt und damit thermisch verwertet wird. Mit der zweiten Anlage wird das Werk 105 Megawatt thermische Energie pro Stunde und davon 21 Megawatt elektrische Energie erzeugen. „Mit dem ganzen Konzept, das wir hier installieren, wird der gesamte Standort Luxemburg Co2-passiv“, fährt Stadler fort.
In der Anlage werden die Holzflakes darüber hinaus bei Niedrigtemperatur von 80 bis 120 Grad Celsius statt wie bislang üblich bei 400 bis 500 Grad Celsius getrocknet. Auch das spart Energie und CO2 ein. Gleichzeitig wird die Abwärme aus der Anlage zur Trocknung der Osb-platten genutzt.
Das Wort Nachhaltigkeit, das ja aus der Forstwirtschaft stammt, wird so bei Kronospan zur Realität. Dass mit der neuen Technologie Osb-platten jetzt nicht nur aus Frischholz, sondern auch aus Recyclingholz hergestellt werden können, sieht Stadler unter dem Aspekt der Kreislaufwirtschaft.
Ursprünglich sollte mit dem Aufkommen von Osb-platten in den USA das dort auch für den Hausbau viel verwendete Sperrholz ersetzt werden. Damals ermöglichte der Osb-prozess, teures und wenig verfügbares Rundholz durch Durchforstungsholz zu ersetzen. „Und wir gehen jetzt mit dem Recycling noch einen Schritt weiter“, sagt Stadler. Ziel sei eine Recyclingquote von 50 Prozent. Langfristig werde die regelmäßige Nachfrage nach Recyclingholz Ressourcen schonen. „Mit der Energiebilanz, die wir jetzt haben, müsste wohl auch die Gemeinde Sanem passiv sein“, schätzt Stadler.
Das Unternehmen habe zwei Zielvorstellungen, erklärt der Werksleiter. Zum einen, mit der Kreislaufwirtschaft den Rohstoffeinsatz zu reduzieren, und zum zweiten das Produkt selbst so emissionsarm wie möglich zu gestalten. Dazu forscht die Gruppe auch an neuen Arten von Leimen.
Das Werk Sassenheim bezieht das Holz aus der näheren Umgebung, dabei stammen etwa 15 Prozent aus Luxemburg, mit einem Einkaufsradius zwischen 112 und 115 Kilometern, und produziert auch für diese Märkte: Benelux, Frankreich, Deutschland sind die Absatzmärkte. Wobei sich Frankreich inzwischen zu einem wichtigen Markt für Kronospan entwickelt hat. Der Familienbetrieb aus Österreich, der seit 1994 in Luxemburg vertreten ist, ist der weltweit größte Hersteller von Spanplatten, Mdf-platten, Laminatfußböden und Arbeitsplatten. Laminat hat sich inzwischen zu einer hervorragenden Alternative zu Echtholzparkett entwickelt, und heutiges Laminat sieht auch ganz anders aus als vor 20 Jahren. Mit bloßem Auge kaum noch unterscheidbar. Kronospan spürt die steigende Nachfrage. Darüber hinaus sieht das Unternehmen in der Holzrahmenbauweise einen wichtigen Schritt zur Co2-reduzierung. Holzbau habe viele Vorteile, so Stadler, der auch darauf hinweist, dass sich global im konventionellen Bau zunehmend Sandmangel bemerkbar macht. Tatsächlich hatte sogar Dubai Sand für seine Wolkenkratzer importieren müssen, weil glatt geschliffener Wüstensand nicht für die Betonherstellung geeignet ist.
Kronospan sieht sich bei der Wiederverwertung von Holz als Vorreiter. Wenn der Holz-hausbau massiv gesteigert werde, wovon das Unternehmen ausgeht, „dann kann man das nicht nur mit Frischholz machen“, sagt Stadler.
Im Zuge der Investition wird auch ein Rückhaltebecken mit Biofilter für das Oberflächenwasser von Kronospan gebaut, um mögliche Einträge von Schwebstoffen in den nahen Bachlauf zu verhindern und einen Teil des Oberflächenwassers intern nutzen zu können.
Kronospan erwirtschaftet mit seinen 320 Mitarbeitern in Luxemburg einen Jahresumsatz von 135 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter in Sassenheim soll sich mit der neuen Anlage auf etwa 350 erhöhen. Das 1897 in Österreich gegründete Familienunternehmen beschäftigt heute an 40 Standorten weltweit 15 000 Mitarbeiter.
Wir gehen jetzt mit dem Recycling noch einen Schritt weiter. Peter Stadler