„Neimënster hat die Kulturszene verändert“
Direktorin Ainhoa Achutegui zum Einfluss ihres Kulturzentrums
Nicht einfach nur ein Ort für angenehme Unterhaltung soll Neimënster unter der Leitung von Ainhoa Achutegui sein – vielmehr eine Kulturstätte, von der Impulse für das gesamte Land ausgehen sollen. Das ist ambitioniert; aber der Ehrgeiz ist im Gespräch zum 15-jährigen Bestehen des Kulturzentrums in der alten Abtei im Grund spürbar. Ainhoa Achutegui, welchen Einfluss hat Neimënster auf das kulturelle Leben?
Zusammen mit anderen Institutionen hat unser 2004 offiziell eröffnetes, aber schon weit im Voraus geplantes Zentrum aus einem alten Gefängnis etwas komplett Neues gemacht. Mit der Philharmonie und der Rockhal hat es die gesamte Kulturwelt revolutioniert. Wichtig war und ist, dass die Kultur in der Stadt mit internationalem Flair und der Aktualität mithalten kann – und da ist eben Neimënster ein Teil. Dass aus einem Gefängnis ein Kulturzentrum geworden ist, hat auch extremen Symbolcharakter. Mit seinem eigenen Programm und den Partnerinstitutionen wie dem Institut Pierre Werner in seinen Ainhoa Achutegui Mauern setzt das Zentrum starke Akzente. Sehen Sie sogar revolutionäres Potenzial?
Es klingt vielleicht romantisch: Aber ich glaube, dass die Kultur etwas verändern muss und soll. Und in diese Richtung gehen wir auch bei der Programmgestaltung – neben eher „kommerziellen“Erfolg versprechenden Konzerten wollen wir auch Themen setzen, die scheinbar Minderheiten ansprechen und letztlich doch entscheidend für die gesamte Gesellschaft sind. Eine Konferenz, die wir zum Thema Intersexualität veranstalten, geht eben auch weit mehr Menschen an. Ist diese Offenheit genau die große Chance der Arbeit in der Abtei?
Das ist nicht nur eine große Chance, sondern auf jeden Fall eine Pflicht. Es sind internationale Debatten, die wir dem Publikum nicht nur nicht vorenthalten wollen, sondern die wir auch mitgestalten wollen. Wir bieten so etwas an, das etwas Besonderes hat und unabhängig vom Publikumszuspruch seine Berechtigung hat. Was ist für Sie persönlich das große Glück in der Abtei arbeiten zu können?
Der Ort allein schon. So etwas gibt es nirgends auf der Welt mitten im Zentrum; eine Oase für die Kultur und Meditation. Uns sagen viele Künstlerinnen und Künstler, die bei uns auftreten und arbeiten, wie besonders dieser Ort ist. Dass sie diese Ruhe mitten im Zentrum haben; aber auch der markante Bockfelsen, der für die einen Schutz bedeutet, manchmal aber auch beunruhigend wirkt. Aber inspirierend ist es immer. Genau der Aspekt des Rückzugsorts und der Residenz scheint auch für die zukünftige Entwicklung des Zentrums eine große Rolle zu spielen ...
Wir haben gezählt: Über 10 000 Künstlerinnen und Künstler haben bei uns gearbeitet und übernachtet. Wir entwickeln das parallel zu den bestehenden Residenzen weiter: Wir können mehr Räume zur kreativen Entfaltung bereitstellen und werden daran arbeiten, sie perfekt zum Beispiel für die musikalische Kreation klanglich einzurichten – einfach damit egal wann, egal wo in unseren Räumen unter möglichst guten Bedingungen Neues entstehen kann. Spiegelt sich dieser Ehrgeiz um Kreativität denn auch in den Feierlichkeiten zum 15. Geburtstag wider?
Wir haben jedenfalls beschlossen, keine großen Reden zu dem kleinen Jubiläum zu schwingen. Aber dass wir eine große Party machen, die alle unsere Publikumsgruppen anziehen soll – und die, die uns noch entdecken wollen. Einfach viel Programm für viel Publikum und jede Altersgruppe: Wir haben Zirkus, wir haben Raum um Pétanque zu spielen, wir bieten Theaterstücke, Konzerte, Ausstellungen und Workshops wie Yoga für Kinder. Damit zeigen wir auch, wie offen wir sein können – ob für Intellektuelle oder auch ein neugieriges touristisches Laufpublikum. Eben nicht wie die Philharmonie, die eher ein Genrepublikum anzieht. Und apropos Tourismus: Wir sind eine Attraktion, die wirklich in jedem Touristenführer erwähnt wird – und darum machen wir auch ganz viel, was Luxemburgerinnen und Luxemburger ins Zentrum rückt, um sie diesem Publikum vorzustellen. Quasi als Botschafter von dem, was hier vor Ort geschaffen wird. Am Pfingstmontag, dem 10. Juni, steigt ab 13 Uhr das Festprogramm auf dem Abtei-parvis im Grund. Mehr zum Programm unter: ► www.neimenster.lu