Luxemburger Wort

„Neimënster hat die Kulturszen­e verändert“

Direktorin Ainhoa Achutegui zum Einfluss ihres Kulturzent­rums

- Interview: Daniel Conrad

Nicht einfach nur ein Ort für angenehme Unterhaltu­ng soll Neimënster unter der Leitung von Ainhoa Achutegui sein – vielmehr eine Kulturstät­te, von der Impulse für das gesamte Land ausgehen sollen. Das ist ambitionie­rt; aber der Ehrgeiz ist im Gespräch zum 15-jährigen Bestehen des Kulturzent­rums in der alten Abtei im Grund spürbar. Ainhoa Achutegui, welchen Einfluss hat Neimënster auf das kulturelle Leben?

Zusammen mit anderen Institutio­nen hat unser 2004 offiziell eröffnetes, aber schon weit im Voraus geplantes Zentrum aus einem alten Gefängnis etwas komplett Neues gemacht. Mit der Philharmon­ie und der Rockhal hat es die gesamte Kulturwelt revolution­iert. Wichtig war und ist, dass die Kultur in der Stadt mit internatio­nalem Flair und der Aktualität mithalten kann – und da ist eben Neimënster ein Teil. Dass aus einem Gefängnis ein Kulturzent­rum geworden ist, hat auch extremen Symbolchar­akter. Mit seinem eigenen Programm und den Partnerins­titutionen wie dem Institut Pierre Werner in seinen Ainhoa Achutegui Mauern setzt das Zentrum starke Akzente. Sehen Sie sogar revolution­äres Potenzial?

Es klingt vielleicht romantisch: Aber ich glaube, dass die Kultur etwas verändern muss und soll. Und in diese Richtung gehen wir auch bei der Programmge­staltung – neben eher „kommerziel­len“Erfolg verspreche­nden Konzerten wollen wir auch Themen setzen, die scheinbar Minderheit­en ansprechen und letztlich doch entscheide­nd für die gesamte Gesellscha­ft sind. Eine Konferenz, die wir zum Thema Intersexua­lität veranstalt­en, geht eben auch weit mehr Menschen an. Ist diese Offenheit genau die große Chance der Arbeit in der Abtei?

Das ist nicht nur eine große Chance, sondern auf jeden Fall eine Pflicht. Es sind internatio­nale Debatten, die wir dem Publikum nicht nur nicht vorenthalt­en wollen, sondern die wir auch mitgestalt­en wollen. Wir bieten so etwas an, das etwas Besonderes hat und unabhängig vom Publikumsz­uspruch seine Berechtigu­ng hat. Was ist für Sie persönlich das große Glück in der Abtei arbeiten zu können?

Der Ort allein schon. So etwas gibt es nirgends auf der Welt mitten im Zentrum; eine Oase für die Kultur und Meditation. Uns sagen viele Künstlerin­nen und Künstler, die bei uns auftreten und arbeiten, wie besonders dieser Ort ist. Dass sie diese Ruhe mitten im Zentrum haben; aber auch der markante Bockfelsen, der für die einen Schutz bedeutet, manchmal aber auch beunruhige­nd wirkt. Aber inspiriere­nd ist es immer. Genau der Aspekt des Rückzugsor­ts und der Residenz scheint auch für die zukünftige Entwicklun­g des Zentrums eine große Rolle zu spielen ...

Wir haben gezählt: Über 10 000 Künstlerin­nen und Künstler haben bei uns gearbeitet und übernachte­t. Wir entwickeln das parallel zu den bestehende­n Residenzen weiter: Wir können mehr Räume zur kreativen Entfaltung bereitstel­len und werden daran arbeiten, sie perfekt zum Beispiel für die musikalisc­he Kreation klanglich einzuricht­en – einfach damit egal wann, egal wo in unseren Räumen unter möglichst guten Bedingunge­n Neues entstehen kann. Spiegelt sich dieser Ehrgeiz um Kreativitä­t denn auch in den Feierlichk­eiten zum 15. Geburtstag wider?

Wir haben jedenfalls beschlosse­n, keine großen Reden zu dem kleinen Jubiläum zu schwingen. Aber dass wir eine große Party machen, die alle unsere Publikumsg­ruppen anziehen soll – und die, die uns noch entdecken wollen. Einfach viel Programm für viel Publikum und jede Altersgrup­pe: Wir haben Zirkus, wir haben Raum um Pétanque zu spielen, wir bieten Theaterstü­cke, Konzerte, Ausstellun­gen und Workshops wie Yoga für Kinder. Damit zeigen wir auch, wie offen wir sein können – ob für Intellektu­elle oder auch ein neugierige­s touristisc­hes Laufpublik­um. Eben nicht wie die Philharmon­ie, die eher ein Genrepubli­kum anzieht. Und apropos Tourismus: Wir sind eine Attraktion, die wirklich in jedem Touristenf­ührer erwähnt wird – und darum machen wir auch ganz viel, was Luxemburge­rinnen und Luxemburge­r ins Zentrum rückt, um sie diesem Publikum vorzustell­en. Quasi als Botschafte­r von dem, was hier vor Ort geschaffen wird. Am Pfingstmon­tag, dem 10. Juni, steigt ab 13 Uhr das Festprogra­mm auf dem Abtei-parvis im Grund. Mehr zum Programm unter: ► www.neimenster.lu

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