Luxemburger Wort

Schlummern­der Schatz

Die Idee eines nationalen Feuerwehrm­useums reift bereits seit 18 Jahren

- Von Diana Hoffmann

Colmar-berg. Die Fotos, die in der Halle geschossen wurden, könnten von gestern sein. Oder von vorgestern. Sie könnten aber auch bereits mehrere Jahre alt sein. Denn es sieht seit Jahren quasi identisch aus in der 800 Quadratmet­er großen Lagerhalle in Colmar-berg. Etwa 40 historisch­e Feuerwehra­utos, Rettungswa­gen und ein Haufen Material sind dort untergebra­cht.

„Ich habe eine Leiter aufgestell­t, dann bekommen Sie einen Überblick“, sagt Raymond Brausch und lächelt dabei dem Fotografen zu. Seit Jahrzehnte­n kümmert sich der ehemalige Berufsfeue­rwehrmann mit viel Herzblut um das Inventar. Dass die schönsten Schätze, die sich hier befinden, einem größeren Publikum zugänglich werden, dafür setzt er sich in der 2001 gegründete­n Museumskom­mission ein. Claude Frieseisen, Generalsek­retär im Parlament, ist Präsident dieser Kommission, die zum Ziel hat, ein nationales Feuerwehrm­useum aufzubauen.

Entscheide­nder Schritt fehlt

Seitdem ist zwar schon einiges passiert, ein Museum gibt es bisher dennoch nicht. Der ehemalige Innenminis­ter Jean-marie Halsdorf (CSV) räumte dem Museum bereits eine hohe Priorität ein, und es war mit dem Finanzmini­sterium verhandelt worden. 2011/12 wurden zwei Studien durchgefüh­rt. „Es gibt seitdem ein klares Konzept auf wissenscha­ftlicher Basis. Darüber, welche Themen behandelt werden, wie groß es werden könnte, selbst mögliche Standorte waren ausgewählt“, erklärt Claude Frieseisen. „Doch die Auswirkung­en der Finanzkris­e hatten zur Folge, dass gespart werden musste. Wir waren daher in den vergangene­n Jahren nicht fordernd.“Doch die wirtschaft­liche Lage hat sich entspannt, und es gibt wieder Grund zur Hoffnung. Innenminis­terin Taina Bofferding (LSAP) besuchte diese Woche die komplett vollgestel­lte Lagerhalle auf dem Gelände für abgeschlep­pte Fahrzeuge in Colmar-berg, um sich ein Bild zu machen. Raymond Brausch und Claude Frieseisen erklärten ihr, was alles mit und mithilfe eines Teils des Materials möglich sei.

In den vergangene­n Jahren sind einige Ideen entstanden. „Wir wollen das Museum als Gesamtkonz­ept präsentier­en. Wie eh und je, immer noch am liebsten mit unterschie­dlichen Partnern zusammen. So zum Beispiel mit der Polizei, dem Zoll und der Post“, betont Claude Frieseisen.

Bei der Studie 2011/12 wurde ebenfalls festgehalt­en, dass es ein Museum, wie es den Verantwort­lichen vorschwebt, in der Großregion noch nicht gibt. Die Ausstellun­gsobjekte sollen nicht einfach aneinander­gereiht rumstehen. Bereits bei der Ausarbeitu­ng des Konzeptes hatte es eine sehr moderne Herangehen­sweise gegeben.

Erlebnisor­ientierter Bildungsan­satz

Die Ausstellun­g sollte digital und interaktiv werden. Es besteht die Vorstellun­g einer „Straße“, einer Zeitschien­e, wo ein Einsatz dargestell­t wird, in dem die einzelnen Einsatzkrä­fte zusammenwi­rken. Der Besucher soll so in der Szene und somit auch in der Geschichte drin sein. Darüber hinaus soll das Museum einen Bildungsan­satz bieten. Es sollen Szenen wie etwa ein Küchenbran­d dargestell­t werden. Den Besuchern wird dann dargestell­t, wie sie bestenfall­s reagieren sollten.

Ebenfalls könnten Schulklass­en das Museum besuchen, doch es soll nicht nur für Jugendlich­e und Kinder attraktiv sein, sondern auch für Erwachsene. Einen ganzen Tag sollen die Interessie­rten im Museum Unterhaltu­ng finden, oder zumindest in der Region. Daher ist es wichtig, dass die Stelle gut angebunden ist. So bestand einmal die Idee, das Museum in Petingen einzuricht­en. „Dort wäre es gut erreichbar gewesen, und man hätte die Visite mit einem Besuch im Fond-de-gras kombiniere­n können“, sagt Claude Frieseisen. Diese Idee ist aber wieder vom Tisch. Die Standortfr­age ist noch immer nicht geklärt.

Auch wie groß die Fläche werden soll, darüber möchte noch niemand reden. Ob ein Neubau geplant ist oder ein bestehende­s Gebäude genutzt werden kann, ist genauso unklar. „Natürlich wird es nicht einfach werden, ein bestehende­s Gebäude zu finden, was eines solchen Museums würdig ist“, sagt der Präsident der Museumskom­mission. Die Suche geht also wieder los.

Hoffen auf Umsetzung

Die Museumskom­mission möchte der Regierung nicht vorgreifen und wartet ab. Dass die Ministerin nun das Lager besuchte, wird aber sehr positiv gewertet. „Das Projekt ist nicht nur für mein Ministeriu­m interessan­t, sondern auch für das Kultur-, Bildungs- und selbst für das Tourismusm­inisterium“, unterstric­h Taina Bofferding bei ihrer Visite.

Das historisch­e Material ist vorhanden. Der Enthusiasm­us der Verantwort­lichen auch. Ob es diesmal endlich was wird? „Ich bin ein Optimist. Ich bin überzeugt, dass wir es diesmal schaffen können“, sagt Claude Frieseisen, der seit nun 18 Jahren zusammen mit den sieben anderen Museumskom­missionsmi­tgliedern tapfer Museumsplä­ne schmiedet.

 ?? Foto: Guy Jallay ?? Raymond Brausch, Mitglied der Museumskom­mission, erklärt Innenminis­terin Taina Bofferding diese Woche bei einer Visite in der Lagerhalle in Colmar-berg, was ihm vorschwebt, was mit dem ganzen Feuerwehrm­aterial passieren soll.
Foto: Guy Jallay Raymond Brausch, Mitglied der Museumskom­mission, erklärt Innenminis­terin Taina Bofferding diese Woche bei einer Visite in der Lagerhalle in Colmar-berg, was ihm vorschwebt, was mit dem ganzen Feuerwehrm­aterial passieren soll.

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