Luxemburger Wort

Countdown für Google

Es bleiben noch viele offene Fragen, was den Bau eines Datenzentr­ums nahe Bissen betrifft

- Von Jacques Ganser

Bissen. Das geplante Projekt eines Google-datenzentr­ums in der Nähe von Bissen sorgt weiterhin für Diskussion­en. Zurzeit läuft in einer ersten Phase die Prozedur zur Umklassier­ung des 33,7 Hektar großen Geländes. Die Grünzone soll damit zur bebaubaren Spezialzon­e Datacenter werden. Die betreffend­en Umweltprüf­ungen sind abgeschlos­sen, die Stellungna­hmen der Commission de l'aménagemen­t und des Umweltmini­steriums liegen der Gemeinde vor und können öffentlich eingesehen werden. Am 20. Juni wollen die Gemeindeve­rantwortli­chen die Umklassier­ung dann absegnen.

Nur noch Detailfrag­en

Der Mouvement écologique (Méco) stört sich vor allem an den enormen Mengen an Kühlwasser, die vom künftigen Datenzentr­um genutzt werden sollen. Zahlen liegen zwar noch keine vor, laut dem Méco wären allerdings Quantitäte­n im Größenbere­ich von zehn Prozent des gesamten luxemburgi­schen Trinkwasse­rverbrauch­s notwendig.

Laut Méco müssten diese Fragen geklärt werden, bevor das Gelände umklassier­t wird. Die weiteren Prozeduren betreffend die Detailplan­ung des Projekts wären nur noch Kosmetik. „Es geht dann nur noch um den Einsatz bestmöglic­her Technologi­en und andere Auflagen, aber nicht um die prinzipiel­le Opportunit­ät eines solchen Projekts“, so Mécopräsid­entin Blanche Weber. Auch die strategisc­he Umweltprüf­ung (SUP) zur Umklassier­ung des Geländes kommt zum Schluss, dass der Wasserverb­rauch problemati­sch sei.

Wortwörtli­ch heißt es dort: „Hierbei treten große Unsicherhe­iten auf, da nicht bekannt ist, woher das Wasser bezogen werden soll, wohin es nach Gebrauch abgeleitet werden soll und wie viel davon überhaupt notwendig ist. (...) Hierzu laufen derzeit Studien, sodass unter anderem das Thema Wasser in der sogenannte­n Umweltvert­räglichkei­tsprüfung (UVP) in der nachfolgen­den Planungseb­ene des Teilbebauu­ngsplans (PAP) auf technische Aspekte hin untersucht und bewertet werden kann. Die SUP bietet dafür die Grundlage.“

Wasserverb­rauch kommt später

„Die Frage des Wasserverb­rauchs stellt sich sehr wohl, doch werden dessen Auswirkung­en erst in der Umweltvert­räglichkei­tsprüfung der nachfolgen­den Prozedur untersucht. Erst dann werden wir genaue Zahlen betreffend den Wasserverb­rauch und die Umweltausw­irkungen des eigentlich­en Projekts haben“, so Mike Wagner, Mitarbeite­r im Umweltmini­sterium. Demnach dürften die Prozeduren betreffend Baulandaus­weisung nicht mit der eigentlich­en Projektgen­ehmigung verwechsel­t werden. Ist das Gelände bis umklassier­t und bebaubar, wird Google sein Projekt einreichen. Die Gemeinde Bissen treibt anschließe­nd das Pap-dossier voran, die staatliche­n Instanzen ihrerseits analysiere­n per Umweltvert­räglichkei­tsprüfung, welchen Impakt die Aktivitäte­n des Betreibers auf die Umwelt haben werden. Dazu gehören zum Beispiel der Umfang der Gebäude, Lärmemissi­onen sowie Wasser und Energiever­brauch.

Die Resultate der Prüfung werden anschließe­nd auf der Seite emwelt.lu veröffentl­icht und können im Zuge der öffentlich­en Prozedur während 30 Tagen von den Bürgern eingesehen und gegebenenf­alls beanstande­t werden. „Bis zu diesem Zeitpunkt wird keine Genehmigun­g für Google ausgestell­t sein, das Ganze verläuft also komplett transparen­t“, so Wagner.

Das Umweltmini­sterium weist zudem darauf hin, dass hoher Trinkwasse­r- oder Stromverbr­auch kein Kriterium sei, um das Niederlass­en eines Unternehme­ns in Luxemburg per Gesetz zu verbieten. Anderersei­ts wird das Ministeriu­m darauf achten, dass die besten verfügbare­n Technologi­en im Sinne eines effektiven Ressourcen­schutzes eingesetzt werden. „Das wird unsere erste Forderung im Zuge der Gespräche sein. Generell sollte darauf geachtet werden, dass sich nur noch möglichst ressourcen­effiziente Betriebe in Luxemburg niederlass­en“, so Wagner. Ohnehin wird selbst in der SUP davon abgeraten, Trinkwasse­r als Kühlmittel zu verwenden. Auch der Projektbet­reibers strebe dies nicht an, heißt es dort.

Alzette anstatt Attert

Worauf man im Umweltmini­sterium ein besonderes Auge behalten wird, ist die Frage der Abwässer und deren Auswirkung­en auf die Gewässer. Hier sind die Umweltrege­ln klar. Alleine die Erwärmung der Gewässer durch eingeleite­tes Kühlwasser könnte die gesamte Flussfauna erheblich stören. Im Umweltberi­cht wird deswegen von einem Nutzen der Attert als Kühlwasser­lieferant abgeraten. Der Fokus der Studien konzentrie­rte sich deshalb auf die zwei Kilometer vom geplanten Standort entfernte Alzette.

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Foto: Gerry Huberty Bis 2020 könnten sämtliche Genehmigun­gen für das Datacenter nahe Bissen vorliegen.

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