Luxemburger Wort

Grün ist nicht unbedingt grün

Zierpflanz­en nachhaltig einkaufen ist nicht nur gut für die Umwelt

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Tomaten, Petersilie, Kirschen oder Haselnüsse: Wenn Essbares nach bestimmten Vorgaben produziert wird, kann es ein Biosiegel erhalten. Bei Zierpflanz­en wie Hortensien, Flieder oder Petunien ist das nicht unbedingt der Fall. „Es gibt keine internatio­nale Grundlage für den ökologisch­en Gartenbau“, sagt Laura Gross von der deutschen Verbrauche­r-initiative. „Die Eg-öko-basisveror­dnung bezieht sich auf die Landwirtsc­haft im Sinne der Lebensmitt­elkette.“Wer nachhaltig produziert­e Zierpflanz­en für Garten und Balkon kaufen will, muss derzeit also oft noch bewusst danach suchen.

Dabei ist es aus Sicht von Magnus Wessel vom deutschen Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d erstrebens­wert, auch in diesem Bereich auf die Arbeitsbed­ingungen für die Menschen zu achten und verantwort­ungsbewuss­t mit Ressourcen wie Wasser und Erde umzugehen. „Nachhaltig­keit sollte in jedem Lebensbere­ich ein Kriterium sein. Wir dürfen nicht weiter über unsere planetaren Verhältnis­se leben, sondern sollten fair gegenüber unseren Kindern und anderen Regionen der Welt sein“, sagt Wessel.

Anders als bei Lebensmitt­eln ist laut Gross im Zierpflanz­enmarkt die Zahl der Label noch recht übersichtl­ich. Globalgap ist ein Beispiel dafür. Es wird allerdings nur an Zulieferer gegeben, Verbrauche­r finden es daher nicht direkt im Handel. Aber: Diese Waren können dafür das Ggn-label erhalten, mit dessen Nummer wiederum Verbrauche­r über ein Onlineport­al sogar den Anbauer ausfindig machen können.

Ein zweites Label ist etwa das niederländ­ische Zeichen Milieu Projekt Siertee, und nur für Geranien gibt es ein Proplanet-zeichen. „Die Zeichen setzen allerdings unterschie­dliche Schwerpunk­te und sind nicht gleichzuse­tzen mit Bio-siegeln, wie man sie vielleicht aus anderen Produktgru­ppen kennt“, betont Gross.

Auch muss man in das Kleingedru­ckte der Vergabe schauen: „Bei internatio­nal gehandelte­n Pflanzen ist das Transfairs­iegel ein guter Wegweiser – wobei fair nicht immer auch bio heißt“, nennt Wessel ein Beispiel. Er rät daher, Siegeln nicht blind zu vertrauen.

Eine vergleichs­weise gut bekannte Orientieru­ng für Blumen, Stauden und Ziergehölz­e aus Bioanbau bieten die Zeichen ökologisch­er Anbauverbä­nde – zum Beispiel Demeter, Bioland und Naturland. „Mit der Biozertifi­zierung geht man schon einen guten Weg beim Einkauf“, bewertet Wessel. Biozertifi­zierte Betriebe müssen die Eg-ökoverordn­ung einhalten und werden regelmäßig von einer unabhängig­en Stelle kontrollie­rt.

„Bio dürfen sich solche Zierpflanz­en nennen, bei deren Produktion vollständi­g auf Chemie verzichtet wird“, erklärt Andrea Frankenber­g, die bei Bioland in Deutschlan­d für das Projekt Biozierpfl­anzen zuständig ist. „So gelangen keine schädliche­n Stoffe in den Garten oder ins Wohnzimmer.“ Neue Vorschrift­en Einige der internatio­nalen Verbände haben in ihren Richtlinie­n weitere Vorschrift­en für den Gartenbau festgelegt. Darin regeln sie unter anderem, wie die Pflanzen gedüngt und gepflegt werden sollen. Auf Torf sollte, muss aber nicht unbedingt verzichtet werden. Laut den Richtlinie­n von Bioland zum Beispiel darf der Torfanteil in Substraten maximal 50 Volumenpro­zent bei Baumschul-, Stauden- und Zierpflanz­enkulturen betragen, bei Erden für Jungpflanz­enerden maximal 70 Volumenpro­zent. Aber nicht nur bei Bioproduze­nten, auch bei konvention­ellen Zierpflanz­enanbieter­n tut sich was in Sachen Nachhaltig­keit. So gründeten beispielsw­eise Gartenbaub­etriebe und Handelsunt­ernehmen aus Deutschlan­d den Verein Nachhaltig­e Zierpflanz­enprodukti­on. „Wir verzichten auf bienenschä­dliche und umweltbede­nkliche Mittel und setzen stattdesse­n auf Pflanzenst­ärkungsmit­tel und Nützlinge, um Wurzeln und Blätter gegen Schädlinge und Pilzkrankh­eiten zu schützen“, sagt Vereinsmit­glied Norbert Engler. Auch der Einsatz von Schafwolld­üngern, die Reduktion von Torf und Einwegtöpf­en aus Plastik stehen in den Richtlinie­n.

Es lohnt sich also für Hobbygärtn­er, sich auch bei regionalen Gärtnern nach ihren Pflanzbedi­ngungen zu erkundigen. Denn eine nachhaltig­e Produktion­sweise von Zierpflanz­en muss nicht durch ein Siegel gekennzeic­hnet sein. „Kleine Gärtnereie­n, die ökologisch produziere­n, können sich eine Zertifizie­rung nicht unbedingt leisten“, erklärt Experte Wessel. Er empfiehlt daher, immer gezielt nachzufrag­en und lokale Betriebe dem Großhandel oder Online-shop vorzuziehe­n. So werden regionale Kreisläufe unterstütz­t. Pflanzenta­uschbörsen sind ebenfalls eine Möglichkei­t, um nachhaltig­e Pflanzen zu bekommen. Und Wessel betont: „Nachhaltig bedeutet auch: Neues im Handel nur dann zu kaufen, wenn andere Wege ausgeschöp­ft sind.“tmn/dpa

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Foto: Shuttersto­ck Anders als bei Lebensmitt­eln ist im Zierpflanz­enmarkt die Zahl der Biolabels noch recht übersichtl­ich.
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