Luxemburger Wort

„Ein richtiges Lausmädel“

Uschi Glas über ihren letzten gemeinsame­n Film mit der verstorben­en Hannelore Elsner und die „Fridays for Future“

- Interview: Cornelia Wystrichow­ski

Uschi Glas, die kürzlich ihren 75. Geburtstag feierte, ist am Samstagabe­nd in der ARD in der Seniorenko­mödie „Club der einsamen Herzen“zu sehen. Darin spielt sie gemeinsam mit Hannelore Elsner und Jutta Speidel ein Trio, das in der Flower-power-ära seine große Zeit hatte und jetzt ein Tanzcafé aufbauen möchte, um endlich wieder Spaß am Leben zu haben. Die Figur der Exschlager­sängerin Kiki ist eine der letzten Rollen von Schauspiel­erin Hannelore Elsner, die im April mit 76 Jahren einem Krebsleide­n erlag. Uschi Glas, in „Club der einsamen Herzen“sind Sie gemeinsam mit Jutta Speidel an der Seite von Hannelore Elsner zu sehen. Es ist einer der letzten Filme von Frau Elsner …

Es geht um drei frühere Freundinne­n, die sich aus den Augen verloren haben, aber dann wieder zusammenfi­nden. Als die Regisseuri­n und Autorin Christine Hartmann mich fragte, ob ich Lust hätte, mit Hannelore zu drehen, fand ich das wahnsinnig toll, denn ich hatte seit Jahrzehnte­n nicht mehr mit ihr gearbeitet. Sie sagen nicht Frau Elsner, sondern Hannelore. Standen Sie sich sehr nahe?

Ja, die Hannelore und ich haben vor 50 Jahren bei den „Lümmelfilm­en“zusammen gedreht. Seitdem haben wir zwar nicht mehr miteinande­r vor der Kamera gestanden, aber wir haben uns oft gesehen. Als sie noch in München gelebt hat, haben wir uns regelmäßig getroffen. Ich hatte damals eine Art Jour fixe, da habe ich Kolleginne­n eingeladen, und die Hannelore war auch immer dabei. Als sie nach Frankfurt gezogen ist, haben wir uns dort gesehen. Ich habe sie immer als eine herausrage­nde und tolle Frau mit einem guten Humor erlebt. Sie hatte so ein entzückend­es Lachen und war so offen, ein richtiges Lausmädel. Ein lebendiger, gescheiter und inspiriere­nder Mensch – es ist so traurig, dass sie nicht mehr da ist.

Wussten Sie von Ihrer Krankheit?

Nein, ich habe genauso wenig davon geahnt wie alle anderen. Ich war total erschütter­t, als ich von ihrem Tod erfahren habe. Hat man bei den Dreharbeit­en nichts gemerkt?

Nein, gar nichts. Ich habe in einer Illustrier­ten gelesen, dass sie das so wollte. So eine tapfere Frau. Ich bin mir sicher, dass sie das richtig gemacht hat. Welches Recht hat denn die Öffentlich­keit oder irgendjema­nd, an deinem Schicksal teilzunehm­en? Und was hat man davon, wenn man jemandem seinen Kummer erzählt? Dann schauen einen alle mit traurigen Augen an. Vielleicht hatte sie auch Angst, dass es heißt: Wenn sie so krank ist, engagieren wir sie lieber nicht. Sie galt ja als eine Diva. Wie war Frau Elsner als Kollegin?

Eine Diva war sie auf gar keinen Fall, sondern eine Grande Dame. Sie war eine unglaublic­h engagierte, tolle Kollegin. Wir haben bei den Dreharbeit­en darüber geredet, dass wir jetzt hoffentlic­h wieder öfter miteinande­r drehen können. Wir hätten zum Beispiel zwei verrückte Schwestern spielen können, wir stammen ja beide aus Niederbaye­rn. Aber jetzt ist es anders gekommen. Die große Zeit der Freundinne­n in dem Film war die 68er-ära. Sie selber wurden mit dem Film „Zur Sache, Schätzchen“zu einem Aushängesc­hild dieser Epoche …

Das war damals eine wilde Zeit. Die 68er hatten eine Wut, weil die Generation davor, unsere Eltern, Lehrer und Großeltern, die Nazizeit nicht mit uns aufarbeite­n wollten. Wie konnte es sein, dass so viele Leute ermordet wurden, und niemand hat etwas davon gewusst? Damals gab es ja auch noch richtige Gegensätze in Musik und Mode. Für meinen Vater war eine Bluejeans noch das Allerletzt­e. Heute tragen wir alle die gleichen Jeans und hören die gleiche Musik – ich weiß gar nicht, wie die Kinder opponieren können. Aber ich hüte mich davor zu sagen, damals war alles besser. Wie finden Sie es, dass viele Schüler sich heute politisch engagieren und bei „Fridays for Future“-demos auf die Straße gehen?

Ich finde es toll, dass junge Menschen sich engagieren, dass sie auch wählen gehen und nicht sagen, dass ihnen alles wurscht ist. Politisch zu werden, sich eine Meinung zu bilden, ist eine wichtige Sache. Ob die Schüler aber wirklich zur Unterricht­szeit demonstrie­ren müssen, darüber kann man sicherlich diskutiere­n. In dem Film geht es darum, wie man glücklich älter wird. Was ist Ihr Rezept dafür?

Mein Rezept ist, dass man aktiv bleibt. Man muss sein eigenes Leben mit einer Aufgabe interessan­t gestalten. Meine größte Aufgabe neben meinem Beruf ist der Verein Brotzeit, wo wir Kinder mit dem täglichen Frühstück versorgen. Das macht viel Arbeit, aber auch viel Freude. Ich finde die Vorstellun­g furchtbar, nichts zu tun zu haben und mein Gehirn nicht gebrauchen zu müssen. Wenn mich jemand fragt, ob ich immer noch arbeiten möchte, sage ich: „Aber selbstvers­tändlich!“Ich möchte so lange arbeiten, wie ich kann. Sie waren gerade auf dem „Traumschif­f“. Es ist Ihr zweiter Auftritt in der Reihe nach 1986. Was hat Sie an Bord gelockt?

Ich habe schon andere „Traumschif­fe“angeboten bekommen, aber da hat mir die Story nicht gefallen. Es ist was Schönes, wenn man auch Rollen ablehnen kann und nicht auf Biegen und Brechen drehen muss, auch wenn es einem nicht gefällt. Joko Wintersche­idt war auch an Bord. Ein ganz netter Kollege, sehr höflich, ich war positiv überrascht. Es war richtig nett, den kennenzule­rnen.

Welches Recht hat die Öffentlich­keit, an deinem Schicksal teilzunehm­en? Es ist schön, wenn man auch Rollen ablehnen kann und nicht auf Biegen und Brechen drehen muss.

Es ist die Jungfernfa­hrt von Florian Silbereise­n als Kapitän …

Den Florian kenne ich natürlich – er ist aus Passau, ich aus Landau. Ich mag den Florian Silbereise­n sehr. Er ist ein ganz natürliche­r unkomplizi­erter junger Mann, der sein Ding macht. Er ist einfach ein Profi und auch easygoing, ich kann nur das Beste von ihm sagen. Ich glaube, er wird auf jeden Fall ein guter Kapitän. Was sagen Sie dazu, dass es im Vorfeld so viel Kritik daran gab, dass er die Rolle als „Traumschif­f“-kapitän bekommen hat?

Ich finde solche Vorurteile blödsinnig. Man muss ihn doch erst mal machen lassen und kann jemandem nicht im Voraus unterstell­en, dass er etwas nicht kann. So eine Vorverurte­ilung mag ich nicht.

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Foto: Getty Images Glückliche­r Zufall: Produzent Horst Wendlandt traf 1965 bei einer Filmpremie­re auf Uschi Glas, die kritische Bemerkunge­n zu einem Film machte. Diese Begegnung führte zu ihrer ersten Rolle.
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Foto: ARD Degeto/jürgen Olzcyk Machen nach Jahren wieder gemeinsame Sache: die drei ehemaligen Freundinne­n Helga (Jutta Speidel, l.), Kiki (Hannelore Elsner, M.) und Maria (Uschi Glas, r.).

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