Klare Ermittlungsergebnisse, unklare Folgen
Todesflug MH 17: Gegen vier Männer soll 2020 der Prozess beginnen – aber möglicherweise ohne Angeklagte
Rund fünf Jahre nach dem Abschuss der Boeing 777 des Flugs MH-17 der Malaysia Airlines von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ukraine, bei dem 298 Menschen ums Leben kamen, sind nun die Namen der mutmaßlichen Täter bekannt. Es sind vier Männer. Ihre Namen: Igor Girkin, Sergey Dubrinskiy, Oleg Pulatov, alle von russischer Nationalität, und Leonid Chartjenko, ein ukrainischer Rebell, der für die Unabhängigkeit der Ostukraine kämpft. Das teilte das internationale Joint Investigation Teams (JIT), das den Abschuss von Flug MH-17 untersucht, mit.
Den vier Männern soll am 9. März 2020 im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol der Prozess gemacht werden. Unklar aber ist, ob die vier wegen Mordes angeklagten Männer auch erscheinen werden. Alle vier verdächtigen Personen sollen sich derzeit in Moskau aufhalten. Aber Russland verweigert bisher die Zusammenarbeit mit dem in den Niederlanden ansässigen internationalen Ermittlungstribunal JIT. Nach niederländischem Recht können die vier Angeklagten zu Haftstrafen von 30 Jahren oder zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt werden, wenn ihre Schuld vor Gericht bewiesen werden kann.
Flug MH-17 wurde von einer russischen Buk-abwehrrakete abgeschossen. Das ergaben die Ermittlungen des JIT unter Leitung von Fred Westerbeke. ,,Wir werden für keinen der vier Verdächtigen einen Auslieferungsantrag stellen, weil wir wissen, dass die Ukraine und Russland keine Staatsbürger an ein anderes Land ausliefern. Aber wir werden die vier verdächtigen Personen vorladen, um zum Prozess in Amsterdam zu erscheinen. Das werden wir den ukrainischen und russischen Behörden mitteilen. Auch wenn sie möglicherweise nicht selbst auf den Knopf gedrückt haben, um die Rakete abzufeuern, mit der Flug MH-17 abgeschossen wurde, haben wir doch harte Beweise dafür, dass diese vier Männer für den Abschuss von Flug MH-17 verantwortlich sind‘‘, so Westerbeke.
Nach Angaben von Westerbeke und dem JIT steht ,,hundertprozentig fest, dass Flug MH 17 von einer russischen Rakete des Typs Buk abgeschossen worden ist.‘‘ Da die Buk-raketenabwehrsysteme offiziellen Verkündung der nur von daran ausgebildeten Spezialisten bedient werden können, soll daher das gesamte Buk-team, das für den Abschuss der Rakete auf die Passagiermaschine des Flugs MH 17 verantwortlich ist, vor Gericht gestellt werden. Das sind die vier Männer, die das internationale Untersuchungsteam jetzt namentlich benannte. Die Niederlande haben die Leitung bei den Untersuchungen dieser Flugzeugkatastrophe, weil 196 der insgesamt 298 Passagiere an Bord von Flug MH 17 Landsleute waren. Unter den Toten waren aber auch Bürger aus Belgien, Malaysia, Deutschland, Großbritannien, Philippinen, Australien, Kanada und der Ukraine.
Bandaufzeichnungen von Telefongesprächen
Pikantes Detail, drei der mutmaßlichen Täter sollen in der Vergangenheit für die russischen Geheimdienste FSB und GRU gearbeitet haben. Igor Girkin ist der selbst ernannte ,,Verteidigungsminister‘‘ der sogenannten ,,Volksrepublik Donezk‘‘, die sich von der Ukraine abspalten will und wo seit Jahren ein Guerillakrieg gegen Kiew geführt wird. Nach Angaben von JIT-CHEF Westerbeke liegen dem JIT konkrete Beweise und Bandaufzeichnungen von Telefongesprächen vor, die Igor Girkin mit seinen Freunden bei der russischen Armee führte. ,,Wir wollen Waffen, aber nicht solche, die wir aus der Hüfte heraus abfeuern können‘‘, zitiert Westerbeke den ukrainischen Separatisten Girkin. Diese schweren Waffen scheint die russische Armee den Separatisten in der Ukraine auch geliefert zu haben.
Wir werden die vier verdächtigen Personen vorladen, um zum Prozess in Amsterdam zu erscheinen. Fred Westerbeke, Leiter der JIT