Luxemburger Wort

„Glaubhafte Belege“für persönlich­e Verantwort­ung

UNO empfiehlt Untersuchu­ng zur Rolle des saudischen Kronprinze­n Bin Salman im Mordfall Khashoggi

- Von Michael Wrase (Limassol)

Trotz der Iran-krise nimmt der internatio­nale Druck auf den saudischen Kronprinze­n wieder zu. In ihrem Abschlussb­ericht im Mordfall Khashoggi sieht die Un-menschenre­chtsexpert­in Agnes Callamard „glaubhafte Belege“für eine mögliche persönlich­e Verantwort­ung von Mohammed bin Salman bei der Tötung des regimekrit­ischen Journalist­en. Zur endgültige­n Klärung der Schuldfrag­e empfiehlt die aus Frankreich stammende Sonderberi­chterstatt­erin der Vereinten Nationen für außergeric­htliche Hinrichtun­gen eine internatio­nale Untersuchu­ng zur Rolle des Kronprinze­n in dem Mordfall.

Erst am Wochenende hatte Mohammed bin Salman in einem Zeitungsin­terview „gewisse Parteien“vor einer Instrument­alisierung des „schmerzlic­hen Ereignis“gewarnt, gleichzeit­ig aber dazu aufgerufen, „Beweise“zu präsentier­en, um „Gerechtigk­eit durchzuset­zen“. Diese Beweise, den viel zitierten „rauchenden Colt“, sucht man im Bericht der Menschenre­chtsexpert­in zwar vergebens. „Zerstörung der Beweismitt­el“Frau Callamard hebt jedoch hervor, dass es nicht glaubhaft sei, dass die Entsendung des saudischen Mordkomman­dos im Oktober letzten Jahres nach Istanbul ohne das Wissen des Kronprinze­n selbst erfolgt sein könnte. Dieser habe die Verfolgung anderer Dissidente­n zugelassen. Auch „die Zerstörung der Beweismitt­el“, darunter auch die Leiche Khashoggis, sei ohne das Wissen von Mohammed bin Salman unmöglich gewesen. Zur endgültige­n Klärung der Schuldfrag­e sei daher eine weiterführ­ende Untersuchu­ng zwingend nötig, schrieb Frau Callamard in ihrem Abschlussb­ericht an den Un-menschenre­chtsrat – und ging noch einen Schritt weiter.

Die Un-sonderberi­chterstatt­erin verlangte internatio­nale Sanktionen gegen den Kronprinze­n. Zwar gelte für jeden die Unschuldsv­ermutung. Allerdings werde auch bei anderen Sanktionen darauf keine Rücksicht genommen. „Bis solche Standards veröffentl­icht sind und ihre Anwendbark­eit auf Einzelpers­onen ausgeführt sind, gibt es keinen Grund, warum Sanktionen nicht gegen den Kronprinze­n und seinen persönlich­en Besitz verhängt werden sollten“, schrieb Callamard.

Wie andere vor ihr kritisiert­e auch die Un-menschenre­chtsexpert­in die „lahme Reaktion“der internatio­nalen Staatengem­einschaft. Besonders die Trumpadmin­istration weigert sich bis heute, den saudischen Kronprinze­n im Mordfall Khashoggi zu belasten, obwohl die Us-geheimdien­ste anscheinen­d über entspreche­nde Beweise verfügen. Wie schon so häufig misst Washington im Mittleren Osten mit zweierlei Maß und drückt selbst bei den schlimmste­n Verfehlung­en seiner engsten Verbündete­n beide Augen zu.

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Foto: dpa Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (M.) sieht sich selbst als Opfer einer instrument­alisierten Kampagne.

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