Luxemburger Wort

Treiber und Getriebene

- Von Claude Feyereisen

Ungelenke Minister, hartnäckig­e Opposition­spolitiker und eine Datenbank, die es so nicht geben darf – das ist der Stoff jener Posse, die derzeit über die politische Bühne Luxemburgs geht. Wie es dazu kam: Ein junger Mann bewirbt sich um eine Stelle bei der Staatsanwa­ltschaft. Obwohl geeignet und über den Vermerk „néant“auf dem Auszug aus dem Strafregis­ter verfügend, wird dem Kandidaten die Stelle verwehrt. Dies aufgrund von Einträgen in einem geheimen Register bei den Ermittlung­sbehörden.

Den Stein politisch ins Rollen bringt der Csv-abgeordnet­e Laurent Mosar mit einer ersten parlamenta­rischen Frage zur Existenz eben dieser Datenbank. Es folgen weitere zu juristisch­er Grundlage, Nutzung und Archivieru­ng. Mosar und sein Csv-mitunterze­ichner Gilles Roth sind dabei Whistleblo­wer und Hauptprota­gonisten zugleich. Sie haben die politische Brisanz des geheimen Registers richtig erkannt und spielen, als opponieren­de Abgeordnet­e, die tragende Rolle. Dieser werden sie gerecht, indem sie, zusammen mit Marc Baum (Déi Lénk), konsequent Aufklärung fordern und sich nicht mit ausweichen­den und widersprüc­hlichen Antworten abspeisen lassen.

Hier liegt das Problem: Weitaus bedenklich­er als die reine Existenz des Registers ist nämlich der Umgang der Regierung mit dem Thema. In der am 27. Mai von Xavier Bettel (DP), Felix Braz (Déi Gréng) und François Bausch (Déi Gréng) gemeinsam gegebenen Antwort auf die erste parlamenta­rische Frage von Laurent Mosar heißt es noch, die Regierung könne die Existenz von „Casier-ähnleche Fichieren“nicht bestätigen. Durch den anhaltende­n Druck der Opposition lassen sich Polizeimin­ister Bausch und Justizmini­ster Braz in ihrer Antwort vom 17. Juni auf eine „Question urgente“dann zu mehr Details zu einer Datenbank hinreißen, von deren Existenz drei Wochen zuvor noch niemand etwas wissen wollte. Der plötzliche Sinneswand­el der Minister ist der eigentlich­e Skandal: Nicht nur, dass es besagte Datenbank jetzt doch gibt, Bausch und Braz behaupten zudem mit einer seltenen Nonchalanc­e, der „Fichier central“der Polizei fuße auf dem Datenschut­zgesetz vom 1. August 2018. Abgesehen davon, dass namhafte Juristen in dieser Frage geteilter Meinung sind, erklärte Bausch wenige Tage zuvor in einem Rtl-interview, das Polizeiges­etz von 1992 bilde die legale Basis. Zwischenze­itlich werden dann aber auch Datenschut­zkommissio­n und Generalins­pektion der Polizei mit der Klärung der Frage befasst, ob die Datenbank konform zum Datenschut­zgesetz ist ...

Diese Sachlage macht es schwer, François Bausch Glauben zu schenken, wenn er während der Sitzung der Chamberkom­mission vom Mittwoch „Transparen­z und Sachlichke­it“verspricht. Verstärkt wird dieses ungute Gefühl dadurch, dass die blau-rot-grüne Koalition diesem Anspruch seit ihrem Antritt nach den vorgezogen­en Neuwahlen von Oktober 2013 infolge der Srel-affäre kaum gerecht geworden ist. Die Ironie der Geschichte besteht darin, dass es jetzt ausgerechn­et zwei Csv-abgeordnet­e sind, die die ach so um Transparen­z bemühte liberal-sozialisti­sch-ökologisch­e Regierung vor sich hertreiben.

Kontakt: claude.feyereisen@wort.lu

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