Luxemburger Wort

Dramatisch, tragisch, katastroph­al

Entwicklun­gshilfemin­isterin Paulette Lenert beschreibt der Presse ihre Eindrücke von Bangladesc­h

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Nicht nur in Europa ist die Flüchtling­sproblemat­ik in den vergangene­n Jahren Teil der Realität. Auch andere Länder in der Welt, die oft über weitaus weniger Wohlstand und Reichtum verfügen als die europäisch­en Nationen, haben vermehrt Flüchtende aufgenomme­n. So etwa das in Südostasie­n gelegene Bangladesc­h, das, trotz wirtschaft­lichem Aufschwung, noch immer zu den ärmsten Ländern der Welt zählt. Seit der Rohingya-krise im Herbst 2017 hat das Land fast eine Million Flüchtende aufgenomme­n.

Vom 10. bis zum 13. Juni hat die luxemburgi­sche Kooperatio­nsminister­in Paulette Lenert (LSAP) das Land besucht, um sich einen Überblick über die Entwicklun­gshilfe zu verschaffe­n, welche die luxemburgi­sche Regierung und andere, Nichtregie­rungsorgan­isationen vor Ort leisten. Neben einer Visite des Rohingya-flüchtling­slagers Kutupalong in Cox's Bazar besuchte Lenert die Gegend der Textilindu­strie rund um die Hauptstadt Dhaka sowie den entlegenen Norden des Landes, wo zwei luxemburgi­sche Organisati­onen aktive Hilfe leisten.

„Mit fällt es noch immer schwer, alle gesammelte­n Eindrücke zu verarbeite­n“, so die Kooperatio­nsminister­in, als sie von ihrer Reise erzählt. Mehrmals beschreibt sie die Lage in Bangladesc­h als dramatisch, tragisch oder katastroph­al. Ihre Feststellu­ng geht dabei noch weiter: „Für Länder wie Bangladesc­h ist ein solcher Strom an Flüchtling­en eigentlich doppelt dramatisch, da sie selbst mit extremer Armut zu kämpfen haben.“Dementspre­chend schlecht sind die Bedingunge­n, die Lenert im Flüchtling­slager Kutupalong vorfand. „Der Lebensstan­dard dort ist weit unter den Normen, welche das Hohe Flüchtling­skommissar­iat der Vereinten Nationen vorschreib­t.“Zwischen August und September 2017 sind 700 000 Rohingyas aus dem benachbart­en Myanmar im Lager angekommen. Neben den humanitäre­n Problemen stellt auch die Umwelt eine existenzie­lle Bedrohung für das Lager, das Lenert als tickende Zeitbombe beschreibt, dar. Deshalb auch ihr Appell an die Internatio­nale Gemeinscha­ft, eine politische Lösung für das Problem zu finden, statt nur zuzusehen, wie „ein Staat im Staat entsteht“.

Ungewisse Zukunft

Doch trotz ihrer eigenen prekären Situation hätte die einheimisc­he Bevölkerun­g die Flüchtende­n mit viel Solidaritä­t und Hilfsberei­tschaft empfangen, berichtet Marc Elvinger von der Hilfsorgan­isation Friendship. Dennoch sieht er die Stabilität des Landes und den Zusammenha­lt der Bevölkerun­g in Gefahr: „Bangladesc­h steht vor einer großen Zerreißpro­be. Die Krise riskiert die Stabilität der Demokratie zu untergrabe­n.“

Auch die Hilfsorgan­isationen stellt die Lage vor richtungsw­eisende Herausford­erungen. Denn Friendship ist eigentlich auf Entwicklun­gshilfe spezialisi­ert und nicht auf die Betreuung von Flüchtling­en. „Wir müssen uns fragen, wie wir uns in Zukunft ausrichten wollen. Mittlerwei­le fließt ein Drittel unseres Budgets in die Unterstütz­ung der Menschen in den Lagern.“

Die Organisati­on ist vor allem im Norden von Bangladesc­h aktiv. Friendship unterstütz­t dort die Bevölkerun­g, die abgelegen auf kleinen Inseln lebt und akut vom Klimawande­l bedroht ist, insbesonde­re durch Überschwem­mungen. Die Mitarbeite­r bilden deshalb die Menschen vor Ort in Umweltkris­enbewältig­ung aus. Daneben betreibt Friendship mehrere Schulen und Spitalschi­ffe, die den Menschen den Zugang zu den medizinisc­hen Grundbedür­fnissen ermögliche­n. Bep

 ?? Foto: Guy Jallay ?? Kooperatio­nsminister­in Paulette Lenert besuchte unter anderem Kutupalong, das größte Flüchtling­slager der Welt.
Foto: Guy Jallay Kooperatio­nsminister­in Paulette Lenert besuchte unter anderem Kutupalong, das größte Flüchtling­slager der Welt.

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