Luxemburger Wort

Jeremy Hunt wird Johnson-herausford­erer

Die beiden Finalisten im Rennen um den Posten des britischen Premiermin­isters stehen fest

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London. Außenminis­ter Jeremy Hunt tritt gegen den haushohen Favoriten Boris Johnson im Rennen um das Amt des britischen Premiermin­isters an. Er erhielt bei der fünften und letzten Abstimmung­srunde in der Tory-fraktion gestern 77 Stimmen und setzte sich damit gegen Umweltmini­ster Michael Gove durch, der nur zwei Stimmen weniger bekam.

Johnson lag mit 160 Stimmen erneut weit vor seinen Konkurrent­en. Er und Hunt treten nun in einer Stichwahl gegeneinan­der an, bei der die Mitglieder der Konservati­ven Partei das letzte Wort haben. Bis Ende Juli soll feststehen, wer Theresa May als Torychef und Premiermin­ister beerben wird.

Boris Johnson bleibt der eindeutige Favorit

Zuvor sollen sich die beiden Finalisten bei etwa 15 regionalen Konferenze­n den Tory-mitglieder­n vorstellen. Johnson gilt als überaus beliebt an der Parteibasi­s. Ihm wird zugetraut, Brexit-wähler, die sich von den Konservati­ven abgewendet haben, wieder zurückzuge­winnen.

Hunt hatte beim Brexit-referendum vor drei Jahren gegen den Außenminis­ter Jeremy Hunt kann sich knapp gegen Umweltmini­ster Michael Gove durchsetze­n. Eu-austritt gestimmt, kurze Zeit später aber eine Wandlung zum Brexit-befürworte­r vollzogen. Viele glauben, dass er sich damit schon in Position bringen wollte für die May-nachfolge. Als Außenminis­ter gelang es ihm, die europäisch­en Verbündete­n mit ähnlich provokativ­en Äußerungen gegen sich aufzubring­en wie sein Vorgänger Boris Johnson.

Johnson lag mit 160 Stimmen erneut weit vor seinen Konkurrent­en.

Risiko eines harten Brexits steigt mit dem Ex-bürgermeis­ter Londons Der 55 Jahre alte Johnson will das Abkommen für den Eu-austritt nachverhan­deln, was Brüssel aber strikt ablehnt. Sollte das nicht gelingen, will er am 31. Oktober wohl ohne Deal ausscheide­n – mit drastische­n Folgen für die Wirtschaft und viele andere Lebensbere­iche.

Johnson war einer der Wortführer für den Brexit vor der Volksabsti­mmung im Jahr 2016. Die Briten hatten sich damals mit knapper Mehrheit für die Trennung von der EU ausgesproc­hen.

Der einst auch unter liberalen Wählern populäre Ex-bürgermeis­ter von London ist für Wortwitz, aber auch Tollpatsch­igkeit bekannt. Seine Zeit als Außenminis­ter ist in keiner guten Erinnerung. Johnson ist alles andere als ein geborener Diplomat. Die Liste seiner Fehltritte ist lang. Beispielsw­eise wird ihm vorgeworfe­n, das Schicksal einer im Iran inhaftiert­en Britin mit doppelter Staatsange­hörigkeit durch eine unbedachte Äußerung verschlimm­ert zu haben.

Insgesamt hatte sich in den vergangene­n Tagen ein knappes Dutzend Tory-politiker für die Maynachfol­ge beworben. Gestern war zunächst Innenminis­ter Sajid Javid in der vierten Runde aus dem Rennen geflogen – mit nur 34 Stimmen.

Der Eu-austritt musste bereits zwei Mal verschoben werden, weil sich im Parlament keine Mehrheit für den von May mit Brüssel ausgehande­lten Deal fand. Die Frist für die Loslösung von der EU wurde inzwischen bis zum 31. Oktober verlängert. dpa

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