Trumps Zweifrontenkrieg
Iranischer Abschuss von Us-drohne verschärft Krise am Golf
Wo genau die Us-drohne abgeschossen wurde, ist derzeit unklar. Das Weiße Haus rang noch um eine Stellungnahme zum Abschuss einer Us-drohne im Golf von Oman, als Donald Trump an der Heimatfront mächtig unter Druck geriet. „Die Iran-strategie von Präsident Trump ist ein selbst verschuldetes Desaster“, erklärte der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden. Durch die Schuld des Us-präsidenten sei ein militärischer Konflikt im Nahen Osten wahrscheinlicher geworden. Tatsächlich sprachen Us-militärs gestern von einer „sehr gefährlichen Situation“. Bis zum Redaktionsschluss war unklar, wie Washington auf die jüngste Eskalation reagieren würde.
Am frühen Morgen war am Golf ein Us-aufklärungsflugzeug vom Typ „Global Hawk“abgeschossen worden. Die iranischen Revolutionsgarden bekannten sich dazu und behaupteten, die unbemannte Drohne sei in der Provinz Hormusgan in den iranischen Luftraum eingedrungen. „Das war eine klare und konsequente Botschaft an diejenigen, die unsere Grenzen verletzen wollen“, sagte Revolutionsgarden-kommandeur General Hussein Salami. Das Zentralkommando der Usstreitkräfte für den Nahen Osten bestätigte später den Abschuss durch eine Boden-luftrakete, warf dem Iran jedoch eine „unprovozierte Attacke“vor. Die Drohne habe sich im internationalen Luftraum über der Straße von Hormuz bewegt: „Iranische Berichte, dass sich das Flugzeug über dem Iran befand, sind falsch.“ „Sehr ernste Lage“Während im Weißen Haus kurzfristig eine Krisensitzung einberufen wurde, an der Trump aber nicht teilgenommen haben soll, sprachen politische Beobachter in Washington von einer „sehr ernsten Lage“. Mit einem Stückpreis von mehr als 100 Millionen Dollar ist die „Global Hawk“, die in 15 Kilometern Höhe kreisen kann und die Spannweite einer Boeing 737 besitzt, ein extrem teures militärisches Gerät. „Das ist eine massive Provokation“, sagte Admiral James Stavridis, der Ex-kommandeur des strategischen Nato-kommandos, beim Sender CNN. Es sei so gut wie ausgeschlossen, dass die Drohne in den iranischen Luftraum eindrang.
Seit dem Angriff auf zwei Öltanker im Golf von Oman in der vorigen Woche, für den die USA das Mullah-regime in Teheran verantwortlich machen, haben sich die Spannungen in der Region massiv verschärft. Die USA entsandten zusätzlich zu einem Flugzeugträger
Die Iran-strategie von Präsident Trump ist ein selbst verschuldetes Desaster. Joe Biden Das war eine klare und konsequente Botschaft an diejenigen, die unsere Grenzen verletzen wollen. General Hussein Salami
und einem Bomberverband insgesamt 2 500 Soldaten in die Region. Doch besonders brisant ist die Lage, weil seit der Kündigung des Iranatomabkommens durch die Trumpregierung vor einem Jahr in Washington keinerlei Strategie zu erkennen ist. Sicherheitsberater Jon Bolton dringt auf einen Militärschlag mit dem Ziel eines Regimewechsels in Teheran. Das Verteidigungsministerium wirkt wegen des aktuellen Führungswechsels derzeit marginalisiert. Trump selbst sendet widersprüchliche Signale aus.
„Wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter“, erklärte er am vergangenen Freitag in seiner Lieblingssendung „Fox and Friends“und warnte den Iran vor weiteren Aktionen. Zugleich sagte er: „Sie haben sich sehr verändert, seit ich Präsident bin.“Anfang der Woche erklärte er im Interview des Magazin Time, bei den Angriffen auf die Öltanker handele es sich nur um „sehr kleine“Zwischenfälle. Vorgestern sagte er bei Fox: „Machen Sie sich keine Sorgen. Alles ist unter Kontrolle“. Wenige Stunden später wurde die Drohne abgeschossen.
Die Demokraten werfen Trump vor, durch die Aufkündigung des Atomabkommens die Eskalationsspirale in Gang gesetzt zu haben. „Ein weiterer Krieg im Nahen Osten ist das Letzte, was wir brauchen“, warnte Joe Biden.