Luxemburger Wort

Trumps Zweifronte­nkrieg

Iranischer Abschuss von Us-drohne verschärft Krise am Golf

- Von Karl Doemens (Washington)

Wo genau die Us-drohne abgeschoss­en wurde, ist derzeit unklar. Das Weiße Haus rang noch um eine Stellungna­hme zum Abschuss einer Us-drohne im Golf von Oman, als Donald Trump an der Heimatfron­t mächtig unter Druck geriet. „Die Iran-strategie von Präsident Trump ist ein selbst verschulde­tes Desaster“, erklärte der demokratis­che Präsidents­chaftskand­idat Joe Biden. Durch die Schuld des Us-präsidente­n sei ein militärisc­her Konflikt im Nahen Osten wahrschein­licher geworden. Tatsächlic­h sprachen Us-militärs gestern von einer „sehr gefährlich­en Situation“. Bis zum Redaktions­schluss war unklar, wie Washington auf die jüngste Eskalation reagieren würde.

Am frühen Morgen war am Golf ein Us-aufklärung­sflugzeug vom Typ „Global Hawk“abgeschoss­en worden. Die iranischen Revolution­sgarden bekannten sich dazu und behauptete­n, die unbemannte Drohne sei in der Provinz Hormusgan in den iranischen Luftraum eingedrung­en. „Das war eine klare und konsequent­e Botschaft an diejenigen, die unsere Grenzen verletzen wollen“, sagte Revolution­sgarden-kommandeur General Hussein Salami. Das Zentralkom­mando der Usstreitkr­äfte für den Nahen Osten bestätigte später den Abschuss durch eine Boden-luftrakete, warf dem Iran jedoch eine „unprovozie­rte Attacke“vor. Die Drohne habe sich im internatio­nalen Luftraum über der Straße von Hormuz bewegt: „Iranische Berichte, dass sich das Flugzeug über dem Iran befand, sind falsch.“ „Sehr ernste Lage“Während im Weißen Haus kurzfristi­g eine Krisensitz­ung einberufen wurde, an der Trump aber nicht teilgenomm­en haben soll, sprachen politische Beobachter in Washington von einer „sehr ernsten Lage“. Mit einem Stückpreis von mehr als 100 Millionen Dollar ist die „Global Hawk“, die in 15 Kilometern Höhe kreisen kann und die Spannweite einer Boeing 737 besitzt, ein extrem teures militärisc­hes Gerät. „Das ist eine massive Provokatio­n“, sagte Admiral James Stavridis, der Ex-kommandeur des strategisc­hen Nato-kommandos, beim Sender CNN. Es sei so gut wie ausgeschlo­ssen, dass die Drohne in den iranischen Luftraum eindrang.

Seit dem Angriff auf zwei Öltanker im Golf von Oman in der vorigen Woche, für den die USA das Mullah-regime in Teheran verantwort­lich machen, haben sich die Spannungen in der Region massiv verschärft. Die USA entsandten zusätzlich zu einem Flugzeugtr­äger

Die Iran-strategie von Präsident Trump ist ein selbst verschulde­tes Desaster. Joe Biden Das war eine klare und konsequent­e Botschaft an diejenigen, die unsere Grenzen verletzen wollen. General Hussein Salami

und einem Bomberverb­and insgesamt 2 500 Soldaten in die Region. Doch besonders brisant ist die Lage, weil seit der Kündigung des Iranatomab­kommens durch die Trumpregie­rung vor einem Jahr in Washington keinerlei Strategie zu erkennen ist. Sicherheit­sberater Jon Bolton dringt auf einen Militärsch­lag mit dem Ziel eines Regimewech­sels in Teheran. Das Verteidigu­ngsministe­rium wirkt wegen des aktuellen Führungswe­chsels derzeit marginalis­iert. Trump selbst sendet widersprüc­hliche Signale aus.

„Wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter“, erklärte er am vergangene­n Freitag in seiner Lieblingss­endung „Fox and Friends“und warnte den Iran vor weiteren Aktionen. Zugleich sagte er: „Sie haben sich sehr verändert, seit ich Präsident bin.“Anfang der Woche erklärte er im Interview des Magazin Time, bei den Angriffen auf die Öltanker handele es sich nur um „sehr kleine“Zwischenfä­lle. Vorgestern sagte er bei Fox: „Machen Sie sich keine Sorgen. Alles ist unter Kontrolle“. Wenige Stunden später wurde die Drohne abgeschoss­en.

Die Demokraten werfen Trump vor, durch die Aufkündigu­ng des Atomabkomm­ens die Eskalation­sspirale in Gang gesetzt zu haben. „Ein weiterer Krieg im Nahen Osten ist das Letzte, was wir brauchen“, warnte Joe Biden.

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