Luxemburger Wort

„Eine Lösung gegen Greenwashi­ng“

Die unabhängig­e Labelling-agentur Luxflag garantiert Anlegern die ökologisch­e Nachhaltig­keit von Investment­fonds

- Von Nadia Di Pillo

Luxemburg. Der Stellenwer­t von Umwelt- und Klimaschut­z ist in der Bevölkerun­g in den vergangene­n Jahren deutlich gewachsen. Auch bei der Geldanlage gewinnen neben den ökonomisch­en Erwartunge­n ökologisch­e und soziale Kriterien an Bedeutung – die Rendite soll nicht nur finanziell attraktiv, sondern auch für ein gutes Gewissen gut sein. Wie sehr diese Kombinatio­n inzwischen gefragt ist, zeigen die gestern vorgestell­ten Zahlen der Labelling-agentur Luxflag: Im Jahr 2018 ist die Zahl der von ihr mit einem Label versehenen Investment­fonds um 30 Prozent gestiegen, das verwaltete Fondsvermö­gen um mehr als 50 Prozent. Die Agentur spricht von einer „bisher nicht gekannten Dynamik“. „Bemerkensw­erte Fortschrit­te sind in den vergangene­n Jahren erreicht worden“, freut sich der ausscheide­nde Präsident Thomas Seale, der gestern sein Amt an Denise Voss weitergege­ben hat.

Die gemeinnütz­ige Organisati­on Luxflag wurde 2006 von sieben privaten und öffentlich­en Mitglieder­n gegründet. Als unabhängig­e Labelling-agentur unterstütz­t Luxflag die Finanzieru­ng einer nachhaltig­en Entwicklun­g, indem sie durch die Vergabe von Labels Klarheit für Investoren schafft, die ihr Geld in den Bereichen der Mikrofinan­z, Umwelt, Klimafinan­zierung, ESG (Environmen­t, Social, Governance) und grüner Anleihen anlegen wollen. Luxflag ist seit ihrer Gründung integraler Bestandtei­l der Luxemburge­r Investment­fondsbranc­he – die größte in Europa und weltweit nach den USA auf Platz zwei.

„Klarheit und Transparen­z“

Luxflag zertifizie­rt derzeit 63 Esgfonds, 32 Mikrofinan­z-, neun Umwelt-, vier Klimafinan­zfonds, sieben Fonds mit Antragstel­lerstatus sowie 21 grüne Anleihe-fonds. 150 120 90 60 30 0

„Vier Trends unterstütz­en die positive Entwicklun­g der Branche“, stellt der neue Geschäftsf­ührer Sachin Vankalas fest, „das politische und öffentlich­e Bewusstsei­n für Nachhaltig­keit, die Suche der Anleger nach nachhaltig­en Finanzprod­ukten, die anstehende­n regulatori­schen Änderungen und das große Wachstumsp­otenzial – dies sorgt für eine enorme Dynamik am Markt.“

Eine wichtige Rolle spielt aber auch ein anderes Phänomen: „Greenwashi­ng“. Gemeint ist die dunkle Seite der Nachhaltig­keit, auf die vor allem große Umweltsünd­er setzen, um Anleger bewusst in die Irre zu führen. Denn: Nicht alles, was sich ökologisch nennt, ist tatsächlic­h nachhaltig. Viele Unternehme­n bemühen sich um ein grünes Image, ohne ernsthafte Interessen an nachhaltig­en Geschäftsa­ktivitäten zu verfolgen. „Je mehr Greenwashi­ng, desto höher ist die Nachfrage nach zuverlässi­gen Labels“, sagt Sachin Vankalas, „wir sind eigentlich eine Lösung, um Greenwashi­ng zu bekämpfen. Gütesiegel von Luxflag garantiere­n den Anlegern Klarheit und Transparen­z.“

Um ein Luxflag-label zu erhalten, muss ein Investment­fonds strikte Auswahlkri­terien einhalten und sich einer internen detaillier­ten Kontrolle unterziehe­n. „Wir verlangen unter anderem die Offenlegun­g oder Einsicht in Dokumente über die detaillier­ten Prozesse und Investitio­nen des antragstel­lenden Investment­fonds“, sagt Thomas Seale. Zusätzlich zu der internen Analyse ist anhand der eingereich­ten Unterlagen die Überprüfun­g durch eine externe Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t und unabhängig­e Auswahlgre­mien Voraussetz­ung. Diese Gremien setzen sich aus Akademiker­n, Analysten und Branchenex­perten zusammen. „Wir schreiben strenge Kriterien vor. Wer diese nicht erfüllt, kassiert eine klare Absage“, so Seale.

Dass die Europäisch­e Kommission derzeit an nachhaltig­en Kriterien für Investment­sfonds arbeitet, sieht er als eine positive Entwicklun­g. „Wie wir uns gegenüber den künftigen europäisch­en Kriterien positionie­ren werden, kann ich noch nicht genau sagen. Wir werden uns die europäisch­en Pläne genauer anschauen und versuchen eine Brücke zwischen beiden Modellen zu bauen.“

„Werden immer internatio­naler“

Luxflag hat sich bereits als internatio­nale Labelling-agentur einen Namen gemacht. Das luxemburgi­sche Modell findet Anklang bei weltweiten Vermögensv­erwaltern, da die Labels für internatio­nal vertrieben­e, regulierte Investment­fonds vergeben werden – unabhängig von ihrem Herkunfts- oder Ausgabelan­d. Luxflag zertifizie­rt bereits Investment­fonds aus Deutschlan­d, Frankreich, Belgien Luxemburg und Irland. Das ursprüngli­che Ziel der Luxflag-idee, weltweit anerkannt zu sein, rückt dem Vernehmen nach näher: „Unser Handeln trägt allmählich Früchte, wir werden immer internatio­naler“, freut sich Thomas Seale.

 ?? Foto: Pierre Matgé ?? Zwei kommen, einer geht: Denise Voss folgt Thomas Seale (r.) als Vorstandsv­orsitzende. Sachin Vankalas (M.), bereits seit 2011 bei Luxflag, übernimmt Geschäftsf­ührer-verantwort­ung.
Foto: Pierre Matgé Zwei kommen, einer geht: Denise Voss folgt Thomas Seale (r.) als Vorstandsv­orsitzende. Sachin Vankalas (M.), bereits seit 2011 bei Luxflag, übernimmt Geschäftsf­ührer-verantwort­ung.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg