Halbzeit bei der Testphase
Seit fast drei Wochen rollt der Verkehr morgens auf der A 6/A 1 mit Tempo 90
Luxemburg. Was passiert, wenn im morgendlichen Berufsverkehr in Richtung Luxemburg auf einer Autobahn alle maximal 90 km/h fahren? Das möchte derzeit die Straßenbauverwaltung herausfinden. Seit fast drei Wochen ist daher die erlaubte Maximalgeschwindigkeit zwischen 6.15 und 9.15 Uhr auf der Autobahn A 6 von der Grenze bis zur Ausfahrt Kirchberg (A 1) von 130 auf 90 km/h herabgesetzt. Dadurch soll der Verkehrsfluss gesteigert werden. Weniger starke Bremsmanöver, weniger Spurenwechsel und somit auch weniger Unfälle, erhoffen sich dadurch die Verantwortlichen. Dies nach dem Vorbild anderer Länder, in denen es bereits solche Regelungen gibt.
Ob die Maßnahme auch in Luxemburg funktioniert, darüber gehen die Meinungen auseinander. Eine wissenschaftlich fundierte Antwort auf die Frage gibt es zurzeit nicht. Noch nicht. „Wir wollen erst das Ende der Testphase am 12. Juli abwarten, bis wir wieder kommunizieren“, sagt Ralph Di Marco, Pressesprecher der Straßenbauverwaltung auf Nachfrage. „Der Verkehr scheint aber etwas besser zu fließen und die meisten Personen scheinen sich an die neue Regelung zu halten“, fügt er hinzu. „Bisherige Beobachtungen zeigen, dass das Stop-and-go abgenommen hat. Dies zumindest außerhalb der Phasen, in denen die Autobahn einfach überlastet ist“, erklärt Dany Frank, Sprecherin des Mobilitätsministeriums.
Ein subjektives Bild
Wie gut der Verkehr nun mit Tempo 90 fließt, oder auch nicht, dazu hat jeder Autofahrer so seine ganz persönliche Meinung. Eine vom LW befragte Autofahrerin, welche die A 6/A 1 zwischen der Auffahrt Steinfort und der Abfahrt Hesperingen nutzt, zieht bislang eine recht positive Bilanz. Sie ist an Werktagen täglich gegen 6.40 Uhr auf der Autobahn unterwegs. „Mir ist aufgefallen, dass es die ganze Woche quasi nirgends staute. Davor war dies besonders bei den Auffahrten Windhof und Mamer der Fall“, sagt sie. „Nach der Auffahrt Mamer rollte es meist, wie auch schon davor zu der Zeit.“Diejenigen, die aber erst über diese Auffahrt auf die Autobahn auffahren, beschweren sich, dass sie, zumindest auf diesem kurzen Teilstück, nicht mehr über 100 km/h fahren können.
„Ich hatte das Gefühl, dass in der ersten Woche mehr Verkehrsteilnehmer das Tempolimit respektierten“, so die Autofahrerin. „Auf mich wirkt es so, als hätten weniger Spurenwechsel stattgefunden. Das machte das Fahren deutlich angenehmer. Dennoch zeigt sich für mich insgesamt eine Verbesserung im Vergleich zu vorher.“
Polizei führt Kontrollen durch
Nicht jeder findet sich aber damit ab, in der Freiheit, die er zuvor noch genießen durfte, beschnitten zu werden. Wie viele Verkehrsteilnehmer sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielten, weiß die Polizei. „In der ersten Woche zeigten die Beamten ihre Präsenz. Lediglich einige Fahrer, welche die Geschwindigkeit um ein Vielfaches überschritten hatten, erhielten einen Strafzettel“, erklärt Yasmine Fleschen, Sprecherin der Polizei.
Zweimal kam der mobile Radar morgens auf der Strecke zum Einsatz. 361 Fahrer tappten in die Falle. 358 Mal wurde ein Bußgeld von 49 Euro ausgestellt. In drei Fällen betrug es 145 Euro und kostete zwei Punkte.