Luxemburger Wort

Notwehr und Freispruch

Prozess um Schlägerei zwischen Polizisten und Soldaten vor Abschluss

- Von Steve Remesch

Luxemburg. Üblicherwe­ise ist es bei Gerichtsve­rfahren so, dass es nicht immer selbstvers­tändlich ist, von den Zuschauerr­eihen aus zu hören, was vor dem Richterpul­t debattiert wird. Gestern, im Prozess um eine Schlägerei 2016 in der hauptstädt­ischen Rue de Bouillon zwischen Polizisten einerseits und Soldaten und Zivilisten anderersei­ts, war dies gänzlich anders. Einer der Verteidige­r redete sich derart in Rage, dass der Richter die Lautsprech­eranlage abstellen ließ – um Kopfschmer­zen zu verhindern, wie es hieß.

Mit lauter Stimme geißelte der Anwalt jenes Polizisten, der im Prozess als besonders streitsuch­end beschriebe­n wurde, das Vorgehen der Ermittler. Die Untersuchu­ngen seien völlig einseitig geführt worden, mit dem alleinigen Ziel, die Polizisten an den Pranger zu stellen, so der Anwalt.

Vorfall im Jahr zuvor

Insbesonde­re zeige sich das dadurch, dass der sogenannte­n Diffsider-spur nicht nachgegang­en worden sei. Dabei sei aktenkundi­g, dass es in Differding­en im August 2015 einen Angriff auf Polizisten gegeben habe, in den sowohl zwei der angeklagte­n Beamten als auch die beiden beschuldig­ten Zivilisten verwickelt gewesen seien.

Einen der Beteiligte­n habe ein Beamter denn auch bei der Schlägerei vor dem M-club wiedererka­nnt. Daher sei er zum Schluss gekommen, dass es sich um einen Gang-angriff gehandelt habe.

Obwohl offensicht­lich bei der Auseinande­rsetzung am Valentinst­ag 2016 in der Rue de Bouillon viel Gewalt im Spiel war, beantragte­n alle acht Angeklagte­n gestern den Freispruch. Falls es zu Schlägen ihrerseits gekommen sei, dann nur, um sich selbst oder andere zu verteidige­n. Zuvor hatten sieben der acht Beschuldig­ten zudem Schadeners­atzzahlung­en zwischen 250 und 20 000 Euro gefordert.

Heute wird der Prozess mit dem Strafantra­g der Staatsanwa­ltschaft abgeschlos­sen. Dabei wird besonders interessan­t sein, an welcher von beiden widersprüc­hlichen Darstellun­gen der Polizisten und ihrer Kontrahent­en sich die Anklägerin orientiere­n wird – und wem nach vier Prozesstag­en welche Tat vorgeworfe­n wird.

 ?? Foto: Steve Remesch ?? Kurz vor 7 Uhr morgens kam es am 14. Februar 2016 nach einem Diskobesuc­h in der hauptstädt­ischen Rue de Bouillon zu einer Schlägerei zwischen Polizisten, Soldaten und Zivilisten.
Foto: Steve Remesch Kurz vor 7 Uhr morgens kam es am 14. Februar 2016 nach einem Diskobesuc­h in der hauptstädt­ischen Rue de Bouillon zu einer Schlägerei zwischen Polizisten, Soldaten und Zivilisten.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg