Luxemburger Wort

Moderates Wachstum

Neuer allgemeine­r Bebauungsp­lan von Differding­en erstmals vorgestell­t – Bürgervers­ammlung am Mittwoch

- Von Luc Ewen Von Begeisteru­ng bis Ablehnung

Differding­en. „Wir sind alle in irgendeine­r Weise von den Änderungen betroffen“, sagte Bürgermeis­ter Roberto Traversini (Déi Gréng) eingangs der vergangene­n Stadtratss­itzung. Gemeint war der neue allgemeine Bebauungsp­lan – oder Plan d'aménagemen­t général (PAG). Dessen Ziel sei es, eine Stadt zu erhalten, in der es sich heute und in Zukunft gut leben lasse. „Lebensqual­ität ist das Wichtigste, das es gibt, sowohl für die, die schon hier leben, als auch für die, die zuziehen“, so Traversini.

Sein Parteikoll­ege und Schöffe Georges Liesch stellte klar, dass es das starke Wachstum, das er zwischendu­rch mehrmals als „Wildwuchs“betitelte, so mit dem neuen Bebauungsp­lan nicht mehr geben werde. Unter dem Strich wird es kein Mehr an Bauland geben. Einige Gebiete werden zwar zusätzlich als potenziell­es Baugebiet ausgewiese­n, es werden aber auch Areale rückklassi­ert. Die Bevölkerun­gszahl soll weiter wachsen, aber nicht wie bisher. Korridore für sanfte Mobilität und Luftzirkul­ation werden geschaffen. Einschränk­ungen zur Größe von Wohnungen werden mit Blick auf neue Studentenb­uden gelockert. Erwartungs­gemäß waren es vor allem die aktuellen und vorigen Mehrheitsp­arteien, Déi Gréng, CSV und LSAP –, die alle drei den Bebauungsp­lan über Jahre hinweg mit ausgearbei­tet hatten – die dem Dokument vor allem Gutes abgewinnen konnten. Von einem visionären Dokument mit vielen guten Ansätzen war die Rede. Lieschs Vorgänger Erny Muller (LSAP) äußerte die Hoffnung, dass der PAG den Weg ebene, aus Differding­en eine Studentens­tadt und Cité des sciences zu machen.

Verhaltene Kritik gab es von Déi Lénk und KPL, während die DP es gar ablehnte, dieses Dokument in die Prozedur zu verabschie­den. Hauptargum­ent der Liberalen war, dass die 2017 beschlosse­nen Maßnahmen zum Schutz von Einfamilie­nhäusern und historisch­er Bauten verankert und ausgeweite­t würden. „Es ist wichtig, Bauerbe zu schützen“, so François Meisch. Aber: „Man soll sich auf das beschränke­n, das schützensw­ert ist.“Die Maßnahmen seien zusammenge­nommen zu restriktiv und weder im Sinne gut isolierter Neubauten, noch der wirtschaft­lichen Stadtentwi­cklung, so die DP.

Bürger können sich einbringen

Gary Diderich (Déi Lénk) vermisste eine im Voraus geführte Wachstumsd­iskussion und Zeit, um sich in das Dossier einzuarbei­ten. Aly Ruckert (KPL) lobte, dass Bausünden wie das Ouschterbo­urviertel in Zukunft nicht mehr möglich seien. Dass Grünzonen in Industriev­ierteln geschaffen werden, sei dagegen nicht im Sinne der Bekämpfung der Arbeitslos­igkeit.

Die Räte beschlosse­n, bei zwei Gegenstimm­en der DP und einer Enthaltung von Déi Lénk, den PAG in die Prozedur zu schicken. Am Mittwoch findet eine Infoversam­mlung statt (siehe Kasten). Es gilt eine 30-Tage-frist, binnen der Bürger bei der Stadt Beobachtun­gen und Einwände einreichen können. Später kann der Stadtrat dem abgeändert­en PAG erneut seine Zustimmung geben. Dann gilt eine weitere Frist, in der Bürger – diesmal beim Ministeriu­m – Beschwerde einlegen können. Erhält der PAG dann die ministerie­lle Zustimmung, tritt er in Kraft.

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