In Erwartung neuer Nachbarn
100 Bürger wohnen Versammlung mit Minister Jean Asselborn zur neuen Flüchtlingsunterkunft in Bridel bei
Bridel. „Hier sind vorbildliche Strukturen geschaffen worden, damit das Grundrecht auf Asyl menschenwürdig umgesetzt werden kann,“so Außenminister Jean Asselborn bei einer Bürgerversammlung am Dienstagabend zu den neu gebauten Wohneinheiten für Asylbewerber. Gut 100 Einwohner hatten sich in der Brideler Schule eingefunden, um Einschätzungen aus erster Hand zur Asylproblematik zu erhalten. Sachlich und in positiver Grundstimmung ging die Veranstaltung denn auch über die Bühne.
Inbetriebnahme für August geplant
Unzählige Menschen würden zurzeit durch Krieg, Verfolgung und Gewalt auf der Suche nach Sicherheit und Frieden in die Flucht getrieben, so Asselborn. Er sei sich bewusst, dass mit der Aufnahme von Asylbewerbern berechtigte Fragen, Ängste und Unsicherheiten verbunden sind. Nur durch ein Miteinander und Kommunikation könnten Missverständnisse und Zerrbilder ausgeräumt werden.
Bürgermeister Carlo Schmit und Schöffe Thierry Schuman erinnerten an die positive Haltung aller Parteien im Gemeinderat bezüglich der Aufnahme der Flüchtlinge „Auf der Berk“gegenüber der Apotheke.
Mitte August sollen erste Asylbewerber dort einziehen. Bereits am 6. Juli findet ein Tag der offenen Tür statt, der zeigen soll, dass kein Luxus in den 14 Zimmern mit je drei Betten herrscht. Eine Kitchenette ermöglicht die eigenständige Essenszubereitung.
Die Asylbewerber, vorwiegend Familien oder Alleinerziehende, kommen aus Eritrea, Syrien, Irak und Afghanistan, so der Direktor des Office luxembourgeois de l’accueil et de l’intégration (OLAI), Yves Piron. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Erstaufnahme in Mersch werden sie auf dauerhafte Unterkünfte, wie eben jene in Bridel, verteilt. Dort bleiben sie in der Regel nur so lange, bis ihre Prozedur abgeschlossen ist. In der Praxis kann ihr Aufenthalt aber bis zu zwei Jahre dauern, da bezahlbare Wohnungen rar sind.
Gruß beim Vorbeigehen
Betreut werden die 42 Schutzsuchenden von Erziehern und Sozialarbeitern des OLAI. Auf Nachfrage wurde erklärt, dass die Kinder in die bestehenden Schulklassen eingegliedert werden. Dies mit verstärkter Sprachenhilfe durch spezialisierte Lehrkräfte. Erwartet werden bis zu zwölf Kinder. Bei Bedarf wird eine Accueil-klasse eingerichtet, so Fernand Koch vom Unterrichtsministerium.
Aus den Fragen der Brideler Einwohner war keine Kritik am Standort, kein Wort der Angst und kaum Sicherheitsbedenken zu vernehmen. Skeptisch wurden nur die Wachleute gesehen, die rund um die Uhr das umzäunte Gelände bewachen. „Die Flüchtlinge hoffen auf eine Zukunftsperspektive bei uns“, betonte Katia Duscherer vom OLAI. Ziel sei es, ihnen das Ankommen zu erleichtern. Gemeinsam festgehalten wurde, dass man in Bridel die Asylbewerber mit offenem Herzen empfangen will und das trotz Sprachbarrieren mit einem „Gruß beim Vorbeigehen“beginnen wird.