Sportmekka Minsk
In Weißrusslands Hauptstadt beginnen heute die zweiten Europaspiele
Die Wartezeit ist vorbei: Vier Jahre nach den ersten Europaspielen startet heute die zweite Ausgabe des Multisportevents. Auf Baku (AZE) folgt das weißrussische Minsk. Die Luxemburger Delegation ist mit 24 Athleten vertreten. Insgesamt treten 4 000 Sportler bei den Europaspielen, die heute Abend im Dinamo Stadium eröffnet werden, an. Bis zum 30. Juni werden in 15 Sportarten und 23 Disziplinen Medaillen vergeben.
Um den Athleten aus 50 Ländern reibungslose Wettkämpfe zu bieten, laufen die Planungen schon lange auf Hochtouren. „Wir möchten der Welt unser Land präsentieren. Minsk ist eine der schönsten Städte Europas“, sagt Cheforganisator George Katulin.
Verglichen mit der Premiere 2015 in Baku ist das Event aber schon fast zur Low-budget-veranstaltung geworden. Während vor vier Jahren noch offiziell 1,12 Milliarden Us-dollar investiert wurden, sollen es dieses Mal laut der Nachrichtenagentur Reuters „nur“noch 60 Millionen Usdollar sein.
Kritik am Austragungsort
Es gibt aber auch Parallelen: Erneut kritisieren Menschenrechtler den Austragungsort. Weißrussland ist der einzige europäische Staat, in dem die Todesstrafe noch nicht abgeschafft wurde. Minsk sprang als Veranstaltungsort ein, weil sich die Niederlande aufgrund der zu befürchtenden Kosten doch nicht zur Austragung bereit erklärten.
Die Weißrussen um Cheforganisator Katulin wollen aber, dass das Sportliche im Fokus steht. Mit den Sportstätten können die Veranstalter überzeugen. Die meisten Anlagen standen bereits, auch deshalb hielten sich die Ausgaben in Grenzen. „Wir werden fast ausschließlich vorhandene Spielstätten nutzen, statt Anlagen neu zu erbauen“, so Katulin. „Minsk ist eine Sportstadt“, weiß der Technische Direktor des COSL (Comité Olympique et Sportif Luxembourgeois), Heinz Thews, der als Delegationsleiter bei den Europaspielen ist.
Doch obwohl Athleten aus ganz Europa vor Ort sind, ist auch der sportliche Wert des Events nicht unumstritten. Nur in wenigen Sportarten werden direkte Plätze für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vergeben. Einige populäre Sportarten fehlen auf dem Programm. In Baku traten im Schwimmen wenigstens die Junioren an, jetzt springt bei den Europaspielen niemand mehr ins Wasser. In der Leichtathletik wird ein neues Format namens DNA (Dynamik New Athletics) getestet. Statt den klassischen Sportarten gibt es neue und moderne Disziplinen. 3-x-3basketball und Beachsoccer sollen ein junges Publikum anlocken.
Das mediale Interesse ist in Europa aber überschaubar, zudem fehlen große Sponsoren. „Das Fehlen von internationalen Sponsoren
Wir werden fast ausschließlich vorhandene Spielstätten nutzen. Cheforganisator George Katulin
ist das Resultat der absolut unprofessionellen Vermarktungsarbeit vonseiten des EOC“, erklärte Katulin gegenüber der „NZZ“. Dem Dachverband der Nationalen Olympischen Komitees Europas würde das Know-how fehlen.
Die Luxemburger Athleten müssen sich mit diesen Problemen nicht beschäftigen. Für sie soll es in Minsk besser laufen als in Baku, wo viele Sportler hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren. Für die Tischtennisfrauen Sarah de Nutte, Danielle Konsbruck und Ni Xia Lian, Trapschütze Lyndon Sosa, Karateka Jenny Warling und Bogenschütze Jeff Henckels sind es die zweiten Europaspiele. Alle anderen Luxemburger starten zum ersten Mal bei diesem Multisportevent. Sarah de Nutte und die Tischtennisfrauen sind mit hohen Ansprüchen nach Minsk gereist. Karateka Jenny Warling ist erst am letzten Juni-wochenende im Einsatz.