Kinde in einer ersten Auswahl
Im Hinblick auf Olympia 2020 in Tokio stellt das IOC erneut ein Flüchtlingsteam auf
Lausanne. Nachdem das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio erstmals ein Flüchtlingsteam (ROT, Refugee Olympic Team) aufgestellt hat, werden bei Olympia 2020 in Tokio erneut Sportler mit Flüchtlingsstatus an den Start gehen, dies unter der Bezeichnung „Refugee Olympic Team Tokyo 2020“.
Gestern, demnach am Internationalen Weltflüchtlingstag, hat das IOC eine erste Liste von Sportlerinnen und Sportlern bekannt gegeben, die im Hinblick auf ihre olympische Perspektive unterstützt werden. Aus diesem Kreis werden zu einem späteren Zeitpunkt die Olympiastarter nominiert.
Dabei in dieser ersten Auswahl ist Yonas Kinde, der 2012 als politischer Flüchtling aus Äthiopien nach Luxemburg gekommen ist und seither im Großherzogtum lebt. Kinde gehörte bereits 2016 dem zehnköpfigen Flüchtlingsteam an. In Rio lief er Marathon und wurde 90. unter 155 Athleten
Der 39-Jährige ist hocherfreut, dass sein Name in dieser ersten Liste figuriert, er will alles dransetzen, um sich auch sportlich zu qualifizieren: „Das ist eine große Chance für mich.“.
Der Celtic-athlet hat sich bemüht, die Luxemburger Staatsbürgerschaft zu erwerben, bisher allerdings ohne Erfolg. Nach zwei Mal 60 Stunden Sprachunterricht hat er den Test nicht bestanden: „Ich spreche mittlerweile Luxemburgisch, im Bereich Verständnis der Sprache habe ich aber noch Probleme. Beim Test musste ich zeigen, dass ich Sätze, die mir gesagt wurden, verstanden habe. Der Mann hat aber so schnell gesprochen, dass ich vieles nicht verstanden habe.“
Sportliche Qualifikation deutlich schwerer als für Rio
Sportlich wird die Qualifikation im Marathon für Kinde denkbar schwer werden. Im Hinblick auf Rio 2016 hatte der Langstreckler die damalige Norm von 2.19'00 klar unterboten. Für Tokio werden 2.11'30'' gefordert, für Kinde eine quasi unerreichbare Zeit. Er kann aber auch versuchen, sich über die neu eingeführte Rangliste zu qualifizieren. Hier werden die zwei besten Leistungen von Januar 2019 bis Ende Juni 2020 berücksichtigt, Bonuspunkte werden zudem über die Halbmarathonstrecke beziehungsweise über 20 km vergeben. Das Problem bisher: Kinde ist in diesem Frühjahr zwei Mal bei Marathons gestartet, hat aber sowohl im spanischen Sevilla (Magenprobleme) als auch im niederländischen Rotterdam (Achillessehne) aufgegeben.
Auch wer nationaler Meister wird (Marathon oder Halbmarathon), erhält Pluspunkte. Von dieser Regelung ist Kinde allerdings ausgeschlossen, da er als Nichtluxemburger nicht nationaler Titelträger werden kann, sondern allenfalls Verbandsmeister. Ob die Kriterien für Flüchtlingsathleten angepasst werden, steht noch nicht fest.
Nachdem ihm in den vergangenen Monaten Achillessehnenprobleme zu schaffen gemacht haben, will Kinde versuchen, am 29. September bei der Route du Vin über die Halbmarathonstrecke und am 27. Oktober beim Frankfurtmarathon Ende Oktober zu punkten.