„Das lasse ich mir nicht entgehen“
Viele Luxemburger zieht es für den Nationalfeiertag in die Hauptstadt, allerdings nicht alle
Luxemburg. Rot-weiß-blaue Fahnen wehen im Wind, die Schaufenster der Geschäfte sind festlich dekoriert und in der Stadt verteilt stehen kleine und große Bühnen. Die Hauptstadt hat sich herausgeputzt und ist bereit, wieder Tausende von den rund 614 000 in Luxemburg lebenden Menschen zu empfangen. Denn es wird gefeiert, und das nicht erst morgen am eigentlichen Nationalfeiertag, sondern bereits am Vorabend des 23. Juni. Los geht es offiziell mit der Wachablösung vor dem großherzoglichen Palais heute um 16 Uhr. In den Straßen der Hauptstadt kommen dann am frühen Abend die Menschen zusammen, um gemeinsam zu feiern.
Ausgelassene Stimmung
Einer von ihnen wird die 17 Jahre alte Laura Fraser sein: „Wir treffen uns bei Freunden zu Hause in Kirchberg und werden eine Stunde vor dem Start des Feuerwerks in die Stadt gehen. Wir hoffen, dass wir bei der Gëlle Fra einen Platz finden.“Am eigentlichen Nationalfeiertag wird es für Laura Fraser dann allerdings wieder ernst: Sie muss sich hinter ihre Bücher klemmen, denn in der Schule stehen Prüfungen an. Das große Fest Laura Fraser (17): Mein persönliches Highlight ist das Feuerwerk. will sie sich trotzdem nicht entgehen lassen: „An diesem Abend blüht die Hauptstadt richtig auf. Überall gibt es Musik, das macht richtig Spaß“, erklärt die junge Frau.
Nadine Halbig freut sich aus dem gleichen Grund schon auf heute Abend: „Dann ist in der Stadt richtig was los. Wenn es dir an einem Ort nicht gefällt, dann ziehst du einfach weiter. Ich gehe nicht so oft aus, aber den Nationalfeiertag lasse ich mir nicht entgehen.“Morgen wird die 24-Jährige sich die Militärparade in Kirchberg ansehen, die um 12 Uhr beginnt.
Romain Kneip wird sich die Feierlichkeiten ebenfalls nicht entgehen lassen: „Mir ist der Nationalfeiertag schon wichtig. Wir sind eine kleine, aber super Nation, und das sollte man feiern.“Dazu fährt der 66-Jährige heute Abend allerdings nicht in die Stadt: „Da ist mir zu viel los. Ich bleibe lieber in meiner Gemeinde, da gibt es wenigstens genug Parkplätze“, stellt er lachend fest. Er wird sich heute Abend ein Konzert des lokalen Musikvereins ansehen, danach tritt eine Coverband auf. Viele Gemeinden des Landes bieten den Bürgern an diesem Wochenende ein abwechslungsreiches Programm. Romain Kneip (66): Ich freue mich darauf, die Einwohner der Gemeinde zu treffen.
Auch Tessy Wies und Josette Weiland verzichten auf einen Besuch in der Hauptstadt. Beide sind schlecht zu Fuß und benötigen eine Gehhilfe. Für Personen mit spezifischen Bedürfnissen sind für heute Abend und morgen bei der Militärparade zwar zwei Bereiche reserviert, aber: „Uns sind einfach zu viele Leute unterwegs. Wir bleiben lieben zu Hause. Die Zeremonie in Kirchberg werden wir allerdings am Sonntag vor dem Fernseher verfolgen“, erzählt Tessy Wies.
Ob in der Hauptstadt, im Dorf oder zu Hause auf dem Sofa – unabhängig vom Wo dürfte jedem klar sein, was am Wochenende gefeiert wird: der Ehrentag des Großherzogs. Dabei hat Grandduc Henri gar nicht morgen Geburtstag, sondern wurde bereits am 16. April dieses Jahres 64 Jahre alt. Aus rein meteorologischen Gründen wird der Ehrentag allerdings immer im Sommer gefeiert. Diese Tradition geht zurück bis in die Regierungszeit von Großherzogin Charlotte, die von 1919 bis 1964 an der Spitze des Landes stand und an einem 23. Januar geboren wurde. In den 1960er-jahren wurde das Datum dann auf den 23. Juni verlegt und gilt seit der Thronbesteigung von Großherzog Jean offiziell als Feiertag. Nadine Halbig (24): Überall ist gute Stimmung, es gibt DJS und Musik, das ist toll.
Ein Feiertag, den der 33-jährige Luc Kirsch nicht zelebrieren wird: „Ich bin zwar stolz auf unsere Nation, trotzdem lege ich keinen großen Wert darauf, das zu feiern. Ich werde die Menschenmassen am Wochenende meiden. Am Vorabend schreibe ich zu Hause an meiner Bachelorarbeit, den Sonntag verbringe ich gemeinsam mit meinem Sohn und meiner Freundin. Wir werden meine Schwiegermutter besuchen und zum Spielplatz gehen“, erzählt der junge Vater.
Arbeiten am Feiertag
Während andere feiern, wird Valentin Florea den Nationalfeiertag aus einem anderen Grund in der Hauptstadt verbringen: Der 45Jährige arbeitet an der Rezeption eines Hotels im Bahnhofsviertel und wird auch am Wochenende dort sein, wie er erzählt: „Es ist nicht schlimm, dass ich arbeiten muss, obwohl der Nationalfeiertag mir eigentlich wichtig ist. In den vergangenen Jahren habe ich mir immer das Feuerwerk angesehen.“Wenn der Himmel heute Abend ab 23 Uhr in leuchtenden Farben erstrahlt, wird Valentin Florea vielleicht trotzdem einen Blick darauf erhaschen können. Alle Informationen zum Programm: ►