Luxemburger Wort

Hoffen auf die Ganztagssc­hule

Hauptstädt­ischer Waldkinder­garten macht erste Schritte in Richtung Rundumbetr­euung möglich

- Von Nadine Schartz

Luxemburg. Die Schulorgan­isation 2019/2010 stand gestern zum dritten Mal binnen zwei Wochen auf der Tagesordnu­ng des hauptstädt­ischen Gemeindera­tes. Nach der Präsentati­on der Pläne am Freitag vor einer Woche und der Diskussion­srunde am Montag stand nun Schulschöf­fin Colette Mart (DP) den Räten Rede und Antwort. Dabei kam das Thema auch auf innovative Projekte, wozu Mart etwa das Projekt Ganztagssc­hule zählt – ursprüngli­ch ein Vorschlag der Schulkommi­ssion zur Verbesseru­ng der Nachhilfe. Nachdem die Michel-welter-schule im Bahnhofsvi­ertel sich bereit erklärt hatte, das Projekt umzusetzen, wurde eine Arbeitsgru­ppe gegründet, die erste Phase der Kooperatio­n zwischen Schule und Kindertage­sstätte im Plan de réussite scolaire ausgearbei­tet und von der Regionaldi­rektion genehmigt.

Spaziergän­ger werden belohnt

Vonseiten des Ministeriu­ms seien allerdings nie Anweisunge­n über den Kompetenzb­ereich der Erzieher in den Schulklass­en mitgeteilt worden, so die Schöffin. Nachdem dann doch nicht jeder das Projekt mittrug und falsche Informatio­nen hierzu zirkuliert­en, fühlten sich die Verantwort­lichen der Michel-welter-schule nicht mehr unterstütz­t. „Die einzig richtige Lösung war es damals, die Arbeitsgru­ppe aufzulösen“, so Colette Mart. Durch die im Koalitions­abkommen festgehalt­enen Pläne, der Ganztagssc­hule einen neuen Rahmen zu verleihen, bestehe nun aber die Hoffnung, eine solche Struktur in der Hauptstadt zu schaffen.

Zumindest einen kleinen Schritt in diese Richtung gehe man mit dem Waldkinder­garten, in dem sich während der Schulstund­en und der Betreuung alles um die Waldpädago­gik drehe. „In diesem Bereich werden sich in Zukunft noch diverse Kooperatio­nen ergeben“, erklärte Mart. In einem Jahr soll die erste Auswertung hierzu ausgearbei­tet werden.

Ein Novum gibt es zur Rentrée in Bezug auf den Bewegungsm­angel bei Kindern und die Förderung der sanften Mobilität: Da bis dato alle Versuche, einen Pedibus zu organisier­en, gescheiter­t sind, erhalten Kinder, die den Schulweg während einer gewissen Zeit per pedes, Bus oder Fahrrad absolviere­n, eine Belohnung beziehungs­weise einen Pokal.

Colette Mart sprach auch den Kompetenzb­ereich der Gemeinde hinsichtli­ch der Schulen an. So habe diese etwa das letzte Wort bei der Aufteilung der Klassen, sie habe die Wahl, die Posten für das Lehrperson­al zu erweitern oder einzuschrä­nken und könne den Wechsel eines Lehrers auf dem Stadtgebie­t erlauben. Darüber hinaus wird die Schulorgan­isation vom hauptstädt­ischen Service de l'enseigneme­nt aufgestell­t. Wichtige schulische Fragen werden in der Schulkommi­ssion, bestehend aus Vertretern des Lehrperson­als, der Eltern, des Service de l'enseigneme­nt, der Parteien sowie der Schulschöf­fin, thematisie­rt und an den Schöffenra­t weitergele­itet.

Nicht zu vergessen sei jedoch der Kontakt mit den Kindern und den Eltern, der im Alltag allgegenwä­rtig sei, so Colette Mart. „Es ist wichtiger denn je, dass die Gemeindeve­rantwortli­chen sich Zeit für Eltern, Kinder, Lehrer und Erzieher nehmen“, betonte sie.

Nach der einstimmig­en Genehmigun­g der Schulorgan­isation 2019/2020 wollte Christa Brömmel im Namen der Déi-gréngfrakt­ion zwei am Montag angekündig­te Motionen vortragen. Bürgermeis­terin Lydie Polfer (DP) schlug vor, diese an die Schulkommi­ssion weiterzure­ichen, erlaubte die Vorstellun­g des Antrags demnach nicht. „Es kann nicht sein, dass eine Fragestund­e stattfinde­t und dann im Nachhinein mithilfe von Motionen neue Diskussion­en aufgeworfe­n werden sollen“, begründete Polfer ihren Entschluss. Erst nach einigem Hin und Her zwischen der Bürgermeis­terin und den Mitglieder­n von Déi Gréng sprachen die Räte sich dafür aus, dass die Motionen an die Schulkommi­ssion weitergere­icht werden.

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Im September wird die neue Bëschspill­schoul ihre Türen öffnen. Bis dato werden die Kinder in zwei Wohnwagen im Bambësch und in Kockelsche­uer unterricht­et.
Foto: Anouk Antony Im September wird die neue Bëschspill­schoul ihre Türen öffnen. Bis dato werden die Kinder in zwei Wohnwagen im Bambësch und in Kockelsche­uer unterricht­et.

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