Viele Zuschauer, zwei Rekorde und ein Ärgernis
Bei der Frauen-wm gibt es Erfreuliches, doch eine Regel sorgt für viel Unverständnis
Die Gruppenphase der Fußballwm der Frauen ist am Donnerstag mit den letzten vier Partien abgeschlossen worden. 36 von insgesamt 52 Spielen der Fußball-wm sind absolviert. Die Frauenfußballfans erlebten in den ersten 13 Turniertagen in Frankreich eine gute Organisation und viele unterhaltsame Spiele auf hohem Niveau. Und es bewahrheitete sich, dass die internationale Spitze breiter geworden ist. „Es gab viele enge Spiele und einige Überraschungen. Ich denke, dass sich das in der K.-o.-runde noch verstärken wird“, bilanzierte die deutsche Trainerin Martina Voss-tecklenburg.
Zuschauer
Das Interesse in Frankreich ist beachtlich, auch wenn kein Wm-rekord in Sicht ist. Zu den 36 Vorrundenspielen kamen insgesamt 665 921 Zuschauer. Das entspricht einem Schnitt von 18 498 Besuchern pro Partie. Der Zuschauerschnitt wird mit den K.-o.-spielen noch steigen, zumal die Halbfinals und das Finale in Lyon laut FIFA bereits ausverkauft sind.
Am meisten Fans sahen die Partie von Titelverteidiger USA gegen Chile (45 594) im Pariser Parc des Princes, sogar einige Hundert mehr als das Eröffnungsspiel von Gastgeber Frankreich gegen Südkorea an selber Stelle. Nur 8 009 Zuschauer lockte das Duell Kamerun – Neuseeland. Es war eine von zwei Partien mit weniger als 10 000 Besuchern.
Tore
106 Tore fielen insgesamt in der Vorrunde, das sind 2,9 im Schnitt. Damit liegt die WM im Bereich früherer Turniere. 84 Verwarnungen sprachen die Schiedsrichterinnen aus, dazu zwei Platzverweise. Die Liste der besten Torjägerinnen führen gemeinsam mit jeweils fünf Treffern die Australierin Samantha Kerr und Us-starstürmerin Alex Morgan an, die ihr Fünferpack beim 13:0 gegen Thailand schnürte. Es folgt die Brasilianerin Christiane, die vier Mal erfolgreich war.
Torrekorde
Gleich mehrere Rekorde fielen schon. Das 13:0 der USA zu ihrem Turnierstart gegen Thailand war der höchste Sieg einer Mannschaft bei einer Frauen-endrunde. Us-angreiferin Morgan egalisierte mit ihren fünf Toren in der Partie die Bestleistung ihrer Landsfrau Michelle Akers aus dem Jahr 1991, die damals auch fünf Mal getroffen hatte. Auch Marta rückte wieder in den Blickpunkt. Die sechsmalige Weltfußballerin aus Brasilien verwandelte zwei Elfmeter, stockte ihr Wm-konto damit auf 17 Tore auf und überflügelte den Deutschen Miroslav Klose (16).
Torhüterinnen
Für Us-torhüterinnen-legende Hope Solo ist Christiane Endler die beste Keeperin der Welt – und ein Beleg dafür, dass die Frauen keine kleineren Tore als die Männer brauchen. Endler hütet das Tor beim Wm-neuling Chile und hat sich mit überzeugenden Leistungen in den Blickpunkt gespielt. Starke Torhüterinnen würden den Frauenfußball auf ein anderes Niveau heben, schreibt Solo in einer Kolumne. Michael Fuchs, Torwarttrainer der deutschen Frauen, sieht bei den Keeperinnen deutliche Fortschritte. „Wir sind auf einem guten Weg, dass die Torhüterinnenposition nicht mehr stiefmütterlich behandelt wird.“Auch die deutsche Stammtorhüterin Almuth Schult erwies sich bislang als sicherer Rückhalt. Neben ihr blieb nur Us-keeperin Alyssa Naeher ohne Gegentor.
Videobeweis
Der erstmals bei einer Frauen-wm angewandte Videobeweis verändert das Spiel. Auffällig war, dass viele Elfmeter wiederholt werden mussten, weil die Torhüterin bei Ausführung nicht mit mindestens einem Fuß auf der Linie stand. Anhand des Videobeweises ist es leicht nachzuweisen. Früher wurden derlei Verstöße kaum geahndet. Bei der WM in Frankreich ist die Zahl der Wiederholungen nach der gerade erst verabschiedeten Regeländerung inflationär. Das International Football Association Board (IFAB) hat gestern immerhin entschieden, dass Torhüterinnen für das Vergeben nicht mehr mit der Gelben Karte bestraft werden. dpa