Luxemburger Wort

Viele Zuschauer, zwei Rekorde und ein Ärgernis

Bei der Frauen-wm gibt es Erfreulich­es, doch eine Regel sorgt für viel Unverständ­nis

- Von Ulli Brünger und Stephan Köhnlein

Die Gruppenpha­se der Fußballwm der Frauen ist am Donnerstag mit den letzten vier Partien abgeschlos­sen worden. 36 von insgesamt 52 Spielen der Fußball-wm sind absolviert. Die Frauenfußb­allfans erlebten in den ersten 13 Turniertag­en in Frankreich eine gute Organisati­on und viele unterhalts­ame Spiele auf hohem Niveau. Und es bewahrheit­ete sich, dass die internatio­nale Spitze breiter geworden ist. „Es gab viele enge Spiele und einige Überraschu­ngen. Ich denke, dass sich das in der K.-o.-runde noch verstärken wird“, bilanziert­e die deutsche Trainerin Martina Voss-tecklenbur­g.

Zuschauer

Das Interesse in Frankreich ist beachtlich, auch wenn kein Wm-rekord in Sicht ist. Zu den 36 Vorrundens­pielen kamen insgesamt 665 921 Zuschauer. Das entspricht einem Schnitt von 18 498 Besuchern pro Partie. Der Zuschauers­chnitt wird mit den K.-o.-spielen noch steigen, zumal die Halbfinals und das Finale in Lyon laut FIFA bereits ausverkauf­t sind.

Am meisten Fans sahen die Partie von Titelverte­idiger USA gegen Chile (45 594) im Pariser Parc des Princes, sogar einige Hundert mehr als das Eröffnungs­spiel von Gastgeber Frankreich gegen Südkorea an selber Stelle. Nur 8 009 Zuschauer lockte das Duell Kamerun – Neuseeland. Es war eine von zwei Partien mit weniger als 10 000 Besuchern.

Tore

106 Tore fielen insgesamt in der Vorrunde, das sind 2,9 im Schnitt. Damit liegt die WM im Bereich früherer Turniere. 84 Verwarnung­en sprachen die Schiedsric­hterinnen aus, dazu zwei Platzverwe­ise. Die Liste der besten Torjägerin­nen führen gemeinsam mit jeweils fünf Treffern die Australier­in Samantha Kerr und Us-starstürme­rin Alex Morgan an, die ihr Fünferpack beim 13:0 gegen Thailand schnürte. Es folgt die Brasiliane­rin Christiane, die vier Mal erfolgreic­h war.

Torrekorde

Gleich mehrere Rekorde fielen schon. Das 13:0 der USA zu ihrem Turniersta­rt gegen Thailand war der höchste Sieg einer Mannschaft bei einer Frauen-endrunde. Us-angreiferi­n Morgan egalisiert­e mit ihren fünf Toren in der Partie die Bestleistu­ng ihrer Landsfrau Michelle Akers aus dem Jahr 1991, die damals auch fünf Mal getroffen hatte. Auch Marta rückte wieder in den Blickpunkt. Die sechsmalig­e Weltfußbal­lerin aus Brasilien verwandelt­e zwei Elfmeter, stockte ihr Wm-konto damit auf 17 Tore auf und überflügel­te den Deutschen Miroslav Klose (16).

Torhüterin­nen

Für Us-torhüterin­nen-legende Hope Solo ist Christiane Endler die beste Keeperin der Welt – und ein Beleg dafür, dass die Frauen keine kleineren Tore als die Männer brauchen. Endler hütet das Tor beim Wm-neuling Chile und hat sich mit überzeugen­den Leistungen in den Blickpunkt gespielt. Starke Torhüterin­nen würden den Frauenfußb­all auf ein anderes Niveau heben, schreibt Solo in einer Kolumne. Michael Fuchs, Torwarttra­iner der deutschen Frauen, sieht bei den Keeperinne­n deutliche Fortschrit­te. „Wir sind auf einem guten Weg, dass die Torhüterin­nenpositio­n nicht mehr stiefmütte­rlich behandelt wird.“Auch die deutsche Stammtorhü­terin Almuth Schult erwies sich bislang als sicherer Rückhalt. Neben ihr blieb nur Us-keeperin Alyssa Naeher ohne Gegentor.

Videobewei­s

Der erstmals bei einer Frauen-wm angewandte Videobewei­s verändert das Spiel. Auffällig war, dass viele Elfmeter wiederholt werden mussten, weil die Torhüterin bei Ausführung nicht mit mindestens einem Fuß auf der Linie stand. Anhand des Videobewei­ses ist es leicht nachzuweis­en. Früher wurden derlei Verstöße kaum geahndet. Bei der WM in Frankreich ist die Zahl der Wiederholu­ngen nach der gerade erst verabschie­deten Regeländer­ung inflationä­r. Das Internatio­nal Football Associatio­n Board (IFAB) hat gestern immerhin entschiede­n, dass Torhüterin­nen für das Vergeben nicht mehr mit der Gelben Karte bestraft werden. dpa

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Oben: Die Fans des Us-teams sahen drei Siege ihrer Mannschaft. Rechts: Die nigerianis­chen Spielerinn­en beschweren sich, dass ein Elfmeter von Frankreich wiederholt wurde und zum Siegtreffe­r führte.

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