Luxemburger Wort

Ein Freund des Mächtigen

Die Festnahme des Milliardär­s Jeffrey Epstein wegen Mädchenhan­dels rückt nicht nur Trumps Arbeitsmin­ister ins Zwielicht

-

Die Nachricht überrascht­e Donald Trump beim Golf-wochenende auf seinem Anwesen in Bedminster im Bundesstaa­t New Jersey. Nur eine Autostunde entfernt war am Flughafen Teterboro der Milliardär Jeffrey Epstein festgenomm­en worden, den Trump einst einen „fantastisc­hen Kerl“nannte.

Der 66-jährige Hedgefonds-manager wird von der New Yorker Staatsanwa­ltschaft des Mädchenhan­dels und des Missbrauch­s bezichtigt. Er soll von 2002 bis 2005 Dutzende minderjähr­ige Mädchen angelockt und in seinem 2 000-Quadratmet­er-palais auf der Upper East Side in Manhattan zu sexuellen Handlungen genötigt oder vergewalti­gt haben. „Ich weiß darüber gar nichts“, wehrte der Präsident vorgestern entschiede­n ab. Der nun drohende Prozess ist für ihn nicht nur wegen seiner persönlich­en Beziehung zu Epstein problemati­sch, die Trump 2002 in einem Interview so beschrieb: „Es macht viel Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Man erzählt sich, dass er Frauen genauso gerne mag wie ich, und viele sind ziemlich jung.“

Politisch heikel ist vor allem, dass Epstein 2007 wegen ähnlicher Vergehen bereits in Florida angeklagt worden war. Damals kam er mit einer bemerkensw­ert sanften Strafe von lediglich 18 Monaten Haft davon, die sein Anwalt mit der Anklage ausgehande­lt hatte. Tatsächlic­h verbrachte er gerade einmal dreizehn Monate hinter Gittern und hatte täglich zwölf Stunden Ausgang, um die Vermögen seiner superreich­en Klienten zu verwalten. Verantwort­lich für den Deal war der damalige Bundesanwa­lt in Miami, Alex Acosta. Der Mann ist inzwischen Arbeitsmin­ister im Trump-kabinett.

„Dieses Monster hat letztes Mal eine lächerlich geringe Strafe erhalten“, sagte der republikan­ische Senator Ben Sasse: „Gerechtigk­eit darf nicht von der Größe des Bankkontos abhängen.“Dass der Epstein-fall nach mehr als einem Jahrzehnt noch einmal hochkocht und die New Yorker Staatsanwa­ltschaft eine neue Anklage erhebt, hat maßgeblich mit investigat­iven Recherchen des „Miami Herald“zu tun. Dessen Reporterin Julie K. Brown hatte im vorigen Herbst akribisch zahlreiche Details der Sexualstra­ftaten sowie des anschließe­nden Verfahrens zusammenge­tragen und in einer Serie mit der Überschrif­t „Perversion des Rechts“veröffentl­icht.

Die Zeitung machte mehr als 80 Frauen ausfindig, die von Epstein meist im Alter zwischen 13 und 17 Jahren missbrauch­t worden sein sollen. Acht von ihnen sagten öffentlich aus. Der Missbrauch lief demnach immer nach ähnlichem Muster ab: Über Mittelsmän­ner warb Epstein Minderjähr­ige in ärmeren Milieus an, bot ihnen 200 oder 300 Dollar für eine Massage, ließ sie zu seinen Anwesen in New York, Palm Beach oder auf seine private Karibikins­el bringen und nötigte sie dort, ihn zu befriedige­n. „Damals stand nicht Aussage gegen Aussage. Da waren mehr als 50 Frauen und ein einzelner Mann, und die Frauen erzählten alle dieselbe Geschichte“, sagte Michael Reiter, der inzwischen pensionier­te Polizeiche­f von Palm Beach. Die Ermittler hatten eine 53seitige Anklage vorbereite­t, die mutmaßlich für eine lebenslang­e Verurteilu­ng gereicht hätte. Doch wegen des von Acosta ausgehande­lten Deals kam es nicht zum Verfahren, und alle Unterlagen blieben unter Verschluss.

„Ich verstehe die Frustratio­n“Im Zuge des neuen Verfahrens soll die damalige Anklagesch­rift geöffnet werden. „Ich glaube, dass da gerade ein paar mächtige Leute ziemlich schwitzen“, sagte Reporterin Brown. Nach ihren Recherchen haben sich Epstein und Trump in der Vergangenh­eit bei Dinner Partys oft gegenseiti­g besucht. Auch der frühere Präsident Bill Clinton und Prinz Andrew waren häufig bei Epstein zu Gast. Eine Anklägerin behauptet sogar, sie sei von Epsteins Leuten in Trumps Golfclub Mar-a-lago angeworben worden.

Der heutige Arbeitsmin­ister Acosta hatte den milden Deal, den er als Staatsanwa­lt und republikan­ischer Shootingst­ar mit 38 Jahren abschloss, in der Vergangenh­eit vehement verteidigt: „Ich verstehe die Frustratio­n“, sagte er. Aber mit dem Deal, bei dem sich Epstein des Mädchenhan­dels in drei Fällen schuldig bekannte und als Triebtäter registrier­en ließ, habe er sichergest­ellt, dass der Milliardär überhaupt ins Gefängnis gekommen sei.

 ??  ?? Von Karl Doemens (Washington) Bemerkensw­ert sanfte Strafe
Von Karl Doemens (Washington) Bemerkensw­ert sanfte Strafe

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg