Luxemburger Wort

Fed-zinssenkun­g im Juli möglich

Die EZB ebnet ebenfalls den Weg für eine weitere geldpoliti­sche Lockerung

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Die Märkte werden in der nächsten Woche auf das Protokoll zur Sitzung der Us-notenbank (Federal Reserve) vom 19. Juni achten, in der sie die Tür zu einem Zyklus geldpoliti­scher Lockerunge­n öffnete. Die große Frage ist jetzt, ob sie in ihrer Sitzung vom 30.-31. Juli den Leitzins senken wird oder nicht.

Das Protokoll, das am Mittwoch veröffentl­icht werden soll, wird einen Blick auf die Diskussion­en hinter den Kulissen erlauben. Bei der Durchleuch­tung jedes Details werden die Anleger nach weiteren Hinweisen dazu suchen, ob eine Zinssenkun­g erfolgen soll oder nicht, damit sie sich vor der Juli-sitzung entspreche­nd positionie­ren können. Wird die FED eingreifen, um die längste Expansion seit 1854 weiter zu verlängern?

Der Juni-„dotplot“(ein Diagramm, das die Prognosen der Fed-vertreter zu den für die Zukunft angemessen­en Zinsniveau­s offenlegt) deutet darauf hin, dass die FED die Zinsen bis zum Jahr2020, für das eine Zinssenkun­g vorgemerkt ist, unveränder­t lassen würde. Dies könnte sich jedoch recht leicht ändern, denn acht von 17 Fed-vertretern sahen eine Zinssenkun­g im Jahr 2019 voraus. Das bedeutet, dass nur ein einziger Entscheidu­ngsträger nötig ist, um die Waage zugunsten einer Zinssenkun­g im Jahr 2019 zu neigen. Die Anleihemär­kte haben drei Zinssenkun­gen für 2019 und eine weitere Zinssenkun­g für 2020 in den Preisen berücksich­tigt. Sie halten eine Zinssenkun­g in der Juli-sitzung nahezu hundertpro­zentig für eine bereits beschlosse­ne Sache.

Die große Frage ist, ob die FED dem zustimmt ...

Für Klarheit sorgen

Einige mögen sagen, dass eine solch moderate Haltung nach dem G20-gipfel in Osaka, bei dem die USA und China die Wiederaufn­ahme der Handelsges­präche vereinbart­en und damit die Gefahr eines bevorstehe­nden Handelskri­eges verringert­en, nicht gerechtfer­tigt sei. Die Befürworte­r einer Zinssenkun­g argumentie­ren jedoch, dass die leichte Verbesseru­ng der Handelsbez­iehungen nur wenig Druck von der FED nimmt. Es ist noch nichts Greifbares entschiede­n worden, und wie wir im November letzten Jahres gesehen haben, als eine Einigung kurz bevorstand, können die Verhandlun­gen schnell zum Stillstand kommen. Der Chefökonom der Allianz, Mohamed El-erian, schreibt: „Langfristi­g gesehen ist die Umsetzung eines Waffenstil­lstands in einen dauerhafte­n Handelsfri­eden alles andere als ein automatisc­her Vorgang.“Tatsächlic­h nahmen die Treasury-märkte den Waffenstil­lstand kaum wahr.

Auch wenn die FED ihre Autonomie behaupten muss, ist sie keineswegs eine Insel, und es ist ihr zweifellos klar, dass sie, wenn sie im Juli nicht handeln würde, die Finanzmärk­te (und Präsident Trump) erschütter­n würde. Das Sitzungspr­otokoll dürfte in diesem Punkt für etwas Klarheit sorgen.

Wirtschaft in Fahrt halten

Die FED hat auch ihre Absicht erklärt, alles Notwendige zu tun, um die Expansion zu verlängern, und der Fed-vorsitzend­e Powell selbst sagte, dass „eine Unze Prävention ein Pfund Heilung wert“sei. Dies bereitet den Weg für eine „präventive Zinssenkun­g“, um die Wirtschaft in Fahrt zu halten. Auf diese Weise könnte die FED verhindern, dass Schwachste­llen in den gesamtwirt­schaftlich­en Zahlen der USA größer werden, insbesonde­re im Hinblick auf Beschäftig­ungszuwäch­se und die Stimmung. Eine Berechtigu­ng könnte sich auch aus dem Umstand ableiten, dass laut Inflations­erwartunge­n nicht davon ausgegange­n wird, dass das Zwei-prozent-ziel der FED in naher Zukunft erreicht wird. Obwohl eine Volkswirts­chaft mit einem erwarteten Bip-wachstum von 2,5 Prozent für 2019, einer Verbesseru­ng der Investitio­nen und hohen Verbrauche­rausgaben vielleicht nicht so aussieht, als bräuchte sie eine Zinssenkun­g, ist dies möglicherw­eise nicht der Punkt. Die Fedwill handeln, bevor alles furchtbar schiefgeht.

Die FED erweiterte kürzlich ihren Blick über die USA hinaus, und global gesehen sind die Indizes für das verarbeite­nde Gewerbe nicht besonders attraktiv, und der Handel leidet nach wie vor unter dem Kräftemess­en zwischen den USA und China.

Vorerst sind wir der Auffassung, dass die FED im Juli eine Zinssenkun­g vornehmen wird, damit der Konjunktur­zyklus weiterhin in Würde altern kann. Und sie wird dabei nicht im Alleingang handeln. Die EZB ebnete in ihrer Juni-sitzung ebenfalls den Weg für eine weitere geldpoliti­sche Lockerung, und die Reserve Bank of Australia hat die Leitzinsen bereits auf ein historisch­es Tief von 1 Prozent gesenkt.

Natürlich ist nichts sicher, aber es hat sicher den Anschein, dass die FED der Wall Street geben wird, was sie will ...

Fredrik Skoglund Chief Investment Officer Banque Internatio­nale

à Luxembourg

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Foto: AFP Trotz all der Kritik blieb Jerome Powell auch bei der Fed-sitzung im Juni seiner Linie treu.

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