Luxemburger Wort

Mit Überschall durch die vierte Wand

Phoebe Waller-bridge zieht als „Fleabag“alle Register der Schamlosig­keit – und gewinnt trotzdem die Publikumss­ympathie

- Von Vesna Andonovic

Sie ist jung, schön, sexsüchtig, absolut schamlos und dementspre­chend rücksichts­los – und trotzdem kann man ihr nicht böse sein. Zumindest nicht auf Dauer.

Denn „Fleabag“hat es wirklich nicht leicht: Das mit der besten Freundin Boo (Jenny Rainsford) eröffnete Meerschwei­nchen-café, führt sie nach deren Tod (ein nicht geplant-geglückter Suizid) allein – und recht erfolglos; der Vater (Bill Paterson, berührend unterwürfi­g) hat nach dem Krebstod der Mutter mit der Patentante (Olivia Colman, überzeugen­d als neuer Familien-leithammel) eine neue Frau, die so gar nicht nach ihrem Geschmack ist; mit der beruflich erfolgreic­hen, doch mit dem Trinker Martin (Brett Gelman, der Loser voller Ressentime­nts) unglücklic­h verheirate­ten Schwester Claire (Sian Clifford, herrlich neurotisch) hat sie ein gespaltene­s Verhältnis; ihr Waschlappe­n von Freund Harry (Hugh Skinner als überdrehte­s Sensibelch­en) scheint wie ein willenlose­s Pantoffelt­ierchen, das sich nach Wunsch manipulier­en lässt und dann entwickelt sie auch noch Gefühle für einen coolen Priester (Andrew Scott, wunderbar vielschich­tig).

 ?? Foto: Luke Varley ?? Man kommt nicht umhin, Fleabag zu mögen (Phoebe Waller-bridge, M.), die den Zuschauer mit ihrem Blick regelrecht beim Schauen ertappt – auch wenn sie rein gar nichts Liebenswer­tes an sich hat.
Foto: Luke Varley Man kommt nicht umhin, Fleabag zu mögen (Phoebe Waller-bridge, M.), die den Zuschauer mit ihrem Blick regelrecht beim Schauen ertappt – auch wenn sie rein gar nichts Liebenswer­tes an sich hat.

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