Mit Überschall durch die vierte Wand
Phoebe Waller-bridge zieht als „Fleabag“alle Register der Schamlosigkeit – und gewinnt trotzdem die Publikumssympathie
Sie ist jung, schön, sexsüchtig, absolut schamlos und dementsprechend rücksichtslos – und trotzdem kann man ihr nicht böse sein. Zumindest nicht auf Dauer.
Denn „Fleabag“hat es wirklich nicht leicht: Das mit der besten Freundin Boo (Jenny Rainsford) eröffnete Meerschweinchen-café, führt sie nach deren Tod (ein nicht geplant-geglückter Suizid) allein – und recht erfolglos; der Vater (Bill Paterson, berührend unterwürfig) hat nach dem Krebstod der Mutter mit der Patentante (Olivia Colman, überzeugend als neuer Familien-leithammel) eine neue Frau, die so gar nicht nach ihrem Geschmack ist; mit der beruflich erfolgreichen, doch mit dem Trinker Martin (Brett Gelman, der Loser voller Ressentiments) unglücklich verheirateten Schwester Claire (Sian Clifford, herrlich neurotisch) hat sie ein gespaltenes Verhältnis; ihr Waschlappen von Freund Harry (Hugh Skinner als überdrehtes Sensibelchen) scheint wie ein willenloses Pantoffeltierchen, das sich nach Wunsch manipulieren lässt und dann entwickelt sie auch noch Gefühle für einen coolen Priester (Andrew Scott, wunderbar vielschichtig).