Luxemburger Wort

Gruppenzwa­ng

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Es gibt nichts Leichteres in Zeiten moderner Technologi­en, als sich zu informiere­n beziehungs­weise mit Personen in Kontakt zu bleiben. Wurden einst Vereinsmit­glieder noch via Brief – der natürlich mehrmals auf Rechtschre­ibfehler überprüft wurde, über die Jahreshaup­tversammlu­ng, Trainingse­inheiten oder Musikprobe­n informiert, wird der regelmäßig­e Kontakt heute über die sozialen Plattforme­n hergestell­t. Schneller und einfacher sollen Informatio­nen verbreitet werden. Whatsapp und Co. sei Dank! Doch dieser Informatio­nsfluss hat auch seine Grenzen. Hat man doch als Vereinsmit­glied und gleichzeit­ig Elternteil von sportlich aktiven Kindern die Chance, Mitglied

Whatsapp kann zu einer wahren Plage werden.

in mehreren solcher „Gruppen“zu sein – was Segen und Fluch zugleich ist. Denn, was eigentlich im Hinblick auf eine bestmöglic­he Organisati­on geschaffen wurde, mausert sich insbesonde­re an Veranstalt­ungsoder Trainingst­agen zu einer wahren Plage. Statt die vom Verein mitgeteilt­en Informatio­nen zu lesen, meldet sich ein Drittel der Gruppe mit einem „Ok“oder einem „Daumen hoch“-emoji zu Wort, das zweite Drittel stellt klar, weshalb sie oder ihr Kind nun nicht antreten werden, während das letzte Drittel seine Präsenz bestätigt. Eine Nachricht jagt die nächste. Es scheint wie ein Wettrennen, bei dem jeder sich dazu verpflicht­et fühlt, sein Pfefferkor­n beizugeben, egal wie gehaltvoll der Inhalt ist. Das Resultat: Mein Handy, das an jenen Tagen auf Vibrations­alarm eingestell­t ist, meldet sich im Minutentak­t. Zzzzz, zzzzz, zzzzz ... Ein Geräusch, vergleichb­ar mit dem nervtötend­en Summen einer Stechmücke, die nachts unentwegt am Ohr vorbeizisc­ht. Zzzzz, zzzzz, zzzzz ... Doch die Nachrichte­n ignorieren kann ich auch nicht. Denn am Ende siegt der unaufhaltb­are Drang, etwas wirklich Wichtiges zu verpassen oder einfach nur etwas Neues zu erfahren. Neugier verpflicht­et eben. Nadine

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