Budget deutlich überschritten
Hauptstädtischer Gemeinderat verabschiedet Zusatzkredit von 18 Millionen Euro für nationales Fußball- und Rugbystadion
Luxemburg. Das künftige nationale Fußball- und Rugbystadion in Kockelscheuer wird deutlich teurer als geplant. Dementsprechend musste der hauptstädtische Gemeinderat gestern einen Zusatzkredit in Höhe von 18,45 Millionen Euro stimmen. Bereits im April, bei einer Begehung der Arena, die nach den Plänen des deutschen Architektenbüros Gerkan Marg + Partner und des Luxemburger Büros Beng realisiert wird, hatte Bürgermeisterin Lydie Polfer erklärt, dass diese verspätet und mit überzogenem Budget öffnen werde.
„Hier sind Fehler passiert, die nicht vorkommen dürfen“, unterstrich Finanzschöffe Laurent Mosar (CSV). Diese würden größtenteils auf die Planungsgemeinschaft Nationalstadion in Luxemburg, die aus deutschen sowie Luxemburger Partnern besteht, zurückgehen. Auch Sportschöffin Simone Beissel (DP) äußerte sich: „Wir können den Bau zu diesem Zeitpunkt nicht mehr stoppen, sondern müssen diesen nun bestmöglich fertigstellen.“In Bezug auf die Projektausarbeitung gab sie zu bedenken, dass die Planungsgemeinschaft womöglich alles darangesetzt habe, damit dieses in das Finanzierungsgesetz passte. Aber: „Man muss sich die Frage stellen, ob man das initiale Projekt überhaupt für dieses Geld hätte bauen können.“
Wie mehrmals während der Sitzung betont wurde, seien die Ausgaben bei der Erstellung des Kostenvoranschlags des definitiven Projekts aufgrund eines „Mangels einer tiefgründigen Planung der verantwortlichen Büros, welche auf systematische Weise Mehrkosten bei mehreren Gewerken und insbesondere bei den Architekten erzeugten.“
27,5 Prozent an Mehrkosten
Zur Erinnerung: Der Gemeinderat hatte in seiner Sitzung vom 5. Dezember 2016 nämlich ein Budget von 61,15 Millionen Euro – 60,35 Millionen Euro für das Stadion und 791 826 Euro für den angrenzenden Parkplatz – gestimmt. Nun aber wurde dieses Budget um 27,5 Prozent überstiegen, sodass die voraussichtlichen Kosten sich auf nunmehr 76,92 Millionen Euro beziffern werden. Gründe, wie es dazu kommen konnte, gibt es gleich mehrere. So sollen etwa, auf Anfrage der Polizei, Kameras installiert werden, die kompatibel mit dem bestehenden Überwachungssystem, dem Visupol, sind (Zusatzkosten: 823 914 Euro). Der Ausbau des Wifi- und 5G- sowie des Luxemburger Funknetzes kostet weitere 1,3 Millionen Euro. Hinzu kommen die Beleuchtung der Fassade (843 104 Euro), die Erhöhung der Getränkeausschänke (550 072 Euro), die Änderung der festen Sitze zu aufklappbaren Sitzen (412 206 Euro) sowie die Ausstattung des Businessclubs für eine Kapazität von 500 Personen (591 348 Euro). Doch damit nicht genug: Denn unter anderem wurden auch die Kosten für die Seilnetzfassade um 1,4 Millionen Euro unterschätzt. Weitere 1,89 Millionen Euro werden unterdessen für die Gestaltung des Mehrzweckplatzes vor dem Stadion fällig.
„Auf ganzer Linie versagt“
Auch die Räte zeigten sich alles andere als einverstanden mit den Zusatzkosten. So sprach Tom Krieps (LSAP) etwa unter anderem von einem Planungsbüro, das „auf ganzer Linie versagt“.
„Diejenigen, die für diese Fehlplanungen verantwortlich sind, müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, unterstrich Lydie Polfer. Am Ende wurde der Zusatzkredit von 16,56 Millionen Euro für das Stadion und 1,89 Millionen Euro mit vier Enthaltungen der LSAP sowie David Wagner (Déi Lénk) angenommen. nas