In Stein gemeißelt
Shoah-mahnmal in Fünfbrunnen erinnert seit 50 Jahren an Deportation der Luxemburger Juden
Fünfbrunnen. Dezent und ohne ablenkende Schnörkeleien, vor allem aber beständig und selbst gegen die schwersten Stürme der Zeiten gewappnet: So präsentiert sich das Shoah-mahnmal beim Kloster Fünfbrunnen nahe Ulflingen. Aus Granitsteinquadern aus dem Steinbruch des einstigen elsässischen Konzentrationslagers Natzweiler-struthof hat es der Künstler Lucien Wercollier dereinst geschaffen, den gequälten Menschen symbolisierend.
Vor genau 50 Jahren wurde es im Beisein von Großherzog Jean, Großrabbiner Emmanuel Bulz und Erzbischof Jean Hengen eingeweiht, um seither an die Deportation und Ermordung der Luxemburger Juden zu erinnern. Ein Verbrechen, das untrennbar mit dem Namen Fünfbrunnen verbunden ist. Das abgelegene Kloster war 1941 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt worden, um bis 1943 als „Jüdisches Altersheim“zu dienen. In Wahrheit verbarg sich hinter dieser Bezeichnung jedoch ein Sammellager, aus dem insgesamt 300 jüdische Mitbürger in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden.
An Spuren des Lebens statt des Todes erinnern
„Seine Seele soll verwoben sein mit dem Bund des ewigen Lebens“: Für diesen Satz stehen die vier in Stein gemeißelten hebräischen Buchstaben auf dem Mahnmal, vor dem sich am Sonntag erneut zahlreiche Vertreter der jüdischen Gemeinschaft und patriotischer Vereinigungen sowie politischer und gesellschaftlicher Institutionen verneigten. So wie an jedem ersten Sonntag im Juli, wenn vor Ort der Opfer des Holocaust gedacht wird.
Nachdem Marc Schoentgen die Gäste im Namen des Comité Auschwitz Luxembourg willkommen geheißen hatte, wurden seitens des Komitees denn auch gemeinsam mit dem Consistoire israélite de Luxembourg, der Communauté israélite d’esch-suralzette, dem Comité pour la mémoire de la Deuxième Guerre mondiale, der Vereinigung Memo Shoah sowie Vertretern der Gemeinde Wintger unter den Klängen der „Sonnerie aux morts“Blumen niedergelegt.
Während der ergreifenden Zeremonie lasen Jugendliche Gedichte und Textauszüge von Hugo Heumann (Erlebtes und Erlittenes), Janina Hila Malgorzate (Kinderschuhe) und Simone Veil (Une vie) vor. Nach Psalmen und Gebeten von Großrabbiner Alain Nacache und Pater Claude Siebenaler ging Alain Nacache auf die Bedeutung des Monuments ein, das – wie die Gedichte – an Spuren des Lebens und nicht des Todes erinnere. „Ne pas se lancer dans la surenchère de la mort, mais toujours propager la vie, quoi qu’il arrive, quoi qu’il en soit“, so Alain Nacache, der abschließend das Kaddisch sowie „El male rachamim“betete. François Moyse, Präsident der Fondation luxembourgeoise pour la mémoire de la Shoah, betonte die Wichtigkeit von Erinnerungsorten wie Fünfbrunnen. Er wies dabei auch auf die Einweihung des vom Künstler und Holocaust-überlebenden Shelomo Selinger geschaffenen nationalen Denkmals für die Shoah-opfer am Boulevard Roosevelt im vergangenen Jahr hin.
Eine Schweigeminute für alle ermordeten Opfer wurde eingeläutet, während Clairon Edmond Faber das Shalom Chaverim (Friede mein Freund) vortrug. Mit dem Absingen der Heemecht endete sodann der offizielle Teil der Zeremonie.