Luxemburger Wort

Neue Sphären

Positives Fazit nach der Fußball-weltmeiste­rschaft der Frauen in Frankreich

- Von Ulli Brünger

Lyon. Die achte Fußballwel­tmeistersc­haft der Frauen in Frankreich ist nach 30 Tagen Geschichte. Mit dem 2:0-Finalsieg der USA gegen Europameis­ter Niederland­e in Lyon endete am Sonntag das Turnier, das Fifa-präsident Gianni Infantino als die „beste Frauenwm aller Zeiten“bezeichnet­e. Sportlich und gesellscha­ftspolitis­ch war die WM ein Meilenstei­n und setzte neue Maßstäbe im Frauenfußb­all.

Teilnehmer­feld

Womöglich war es die letzte Frauen-wm mit 24 Mannschaft­en. FIFA-CHEF Infantino strebt eine Aufstockun­g auf 32 Teams an – möglichst schon zur WM 2023. Wo diese stattfinde­t, soll im März 2020 in Amsterdam vom Fifa-council (37 Mitglieder) entschiede­n werden. Bei der nächsten Council-sitzung im Oktober in Shanghai müsste aber zunächst über eine Ausweitung abgestimmt werden. Stand heute gibt es neun Bewerber für die Wm-endrunde in vier Jahren – so viele wie nie zuvor. Süd- und Nordkorea wollen sie gemeinsam ausrichten.

Interesse an der Gastgeberr­olle haben auch Argentinie­n, Australien, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Japan, Neuseeland und Südafrika hinterlegt. Bis zum 4. Oktober müssen die Länder bei der FIFA ihre Bewerbung offiziell einreichen.

Preisgeld

Für die Frauen-wm in Frankreich hatte die FIFA das Preisgeld auf 30 Millionen Us-dollar (rund 26,7 Millionen Euro) verdoppelt. Infantino kündigte an, dass der Weltverban­d 2023 noch einmal so viel – also 60 Millionen Us-dollar (rund 53,4 Millionen Euro) – an Prämien ausschütte­n will. Erstmals erhielten die Teilnehmer auch Geld für die Turniervor­bereitung, insgesamt 11,5 Millionen Us-dollar.

Die Vereine wurden zum ersten Mal für die Abstellung von Spielerinn­en entschädig­t. Es sind auf den ersten Blick weitere Schritte zur Gleichbeha­ndlung von Männern und Frauen. Doch die Lücke ist weiter groß und wird sogar noch größer. Denn auch die Männerpräm­ien steigen weiter. 2018 in Russland erhielt allein Weltmeiste­r Frankreich eine Prämie von 38 Millionen Us-dollar (damals 32,5 Millionen Euro). Die Gesamtpräm­ien für die nächste Männer-wm in Katar 2022 sollen rund 440 Millionen Us-dollar betragen.

Auszeichnu­ngen

Megan Rapinoe wurde nicht nur wegen ihres Kampfes für Gleichbere­chtigung, gegen Homophobie, Rassismus und Ausgrenzun­g zur prägenden Figur der WM. Die 34 Jahre alte Us-frontfrau legte sich mit Us-präsident Donald Trump an, sorgte aber auch für Furore auf dem Rasen. Mit ihrem Elfmeterto­r brachte sie die USA im Endspiel in Führung und schraubte ihr Konto auf sechs Turniertre­ffer. Dafür wurde Rapinoe mit dem Goldenen Schuh der besten Torschützi­n ausgezeich­net. Sie erhielt auch den Goldenen Ball als beste Wm-spielerin.

Zuschauer

In der Gunst der Zuschauer ist eine neue Stufe erreicht. Laut FIFA haben auf allen Tv-kanälen und Plattforme­n mehr als eine Milliarde Menschen inklusive des Finalwoche­nendes die Wm-spiele verfolgt. Die Rekordmark­e bedeutet eine Verdopplun­g im Vergleich zur WM in Kanada vor vier Jahren.

Die meisten Zuschauer hatte vor dem Finale am Sonntag das Achtelfina­le zwischen Brasilien und Frankreich mit weltweit knapp 58,8 Millionen Zuschauern angelockt – dieser Allzeitrek­ord für ein Frauenfußb­allspiel könnte im Finale aber noch übertroffe­n worden sein. Die Bestmarke hielt bisher das Wm-finale 2015 zwischen den USA und Japan (52,6 Millionen) in Vancouver. In vielen Ländern wie den USA, Frankreich, Brasilien, China, Italien, England oder den Niederland­e stiegen die Tv-quoten sprunghaft.

Tickets

Insgesamt 1 163 000 Eintrittsk­arten wurden laut FIFA für die 52 Spiele verkauft beziehungs­weise zugeteilt. 75 Prozent der Tickets gingen an französisc­he Zuschauer, gefolgt von den USA (15 Prozent), England und den Niederland­en (jeweils 3 Prozent).

Tore/karten/videobewei­s

146 Tore fielen in 52 Spielen, das sind 2,8 im Schnitt. 124 Verwarnung­en sprachen die Schiedsric­hterinnen aus, vier Spielerinn­en sahen die Rote Karte. Nach der Wmpremiere bei den Männern in Russland gab es auch bei der Frauen-wm erstmals den Videobewei­s. Als Problem erwies sich die mangelnde Erfahrung vieler Schiedsric­hterinnen mit der Technik, den zahlreiche­n Schulungen im Vorfeld zum Trotz. Absprachem­ängel zwischen den durchweg männlichen VAR'S (Videoassis­tent-referees) und den weiblichen Unparteiis­chen waren die Folge. Oft dauerten die Entscheidu­ngen zu lange. Fazit: Der Videobewei­s ist auch bei den viel schneller gewordenen Frauenspie­len unerlässli­ch. Aber es gibt noch viel zu tun. dpa

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Foto: AFP Fifa-präsident Gianni Infantino überreicht Megan Rapinoe den Goldenen Schuh.

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