Luxemburger Wort

„Kurzsichti­g und unklug“

Streit um Einreiseve­rbot für zwei Us-kongressab­geordnete in Israel

- Von Thomas Spang (Washington)

Der israelisch­e Botschafte­r in den USA gilt nicht als Kind von Traurigkei­t. Doch die Idee, Mitglieder­n der Mehrheitsp­artei im Repräsenta­ntenhaus aus tagespolit­ischen Erwägungen die Einreise zu verweigern, hielt Ron Dermer für gar zu abenteuerl­ich. „Aus Respekt vor dem Us-kongress und dem großartige­n Bündnis zwischen Israel und Amerika“, erklärte Israels Chefdiplom­at vergangene­n Monat, „würden wir keinem Us-abgeordnet­en die Einreise nach Israel verwehren.“

Genau das tat jetzt Ministerpr­äsident Netanjahu, nachdem Donald Trump ihn via Twitter unter Druck gesetzt hatte, die muslimisch­en Kongressne­ulinge Ilhan Omar und Rashida Tlaib nicht ins Land zu lassen. Die beiden Demokratin­nen hassten Israel und alle Juden, hatte Trump darin behauptet. Es sei ein Zeichen der Schwäche, sie einreisen zu lassen.

Das war eine klare Ansage des einen Rechtspopu­listen in den USA an den anderen in Israel, der gerade im Wahlkampf steht und dringend die Unterstütz­ung der israelisch­en Rechten braucht. Die beiden Demokratin­nen seien bei ihrem geplanten Besuch der palästinen­sischen Siedlungsg­ebiete darauf aus gewesen, so Netanjahus Begründung für sein Einknicken, „Israel Schaden zuzufügen“. Am Freitagmor­gen trat die Regierung dann einen Teilrückzu­g an. Sie erlaubte Tlaib ihre 90-jährige Großmutter aus humanitäre­n Gründen über Nacht im Westjordan­land zu besuchen. Tlaib twitterte aber gestern, doch nicht für einen Besuch ihrer Familie in das besetzte Westjordan­land „unter diesen repressive­n Bedingunge­n“zu reisen. Ursprüngli­ch wollten Tlaib und Omar auf Einladung der Organisati­on „Miftah“u.a. Bethlehem, Hebron, Ramallah im besetzten Westjordan­land sowie den Osten Jerusalems besuchen.

„Miftah“-gründerin Ashrawi fragt an die Adresse der Regierung gerichtet, „wovor sie eigentlich Angst hat?“Damit findet sich die Palästinen­serführeri­n in seltener Übereinsti­mmung mit konservati­ven Israel-verteidige­rn in den USA, wie zum Beispiel Guy Benson von der Online-plattform „Townhall“. Der Einreiseba­nn sei „kurzsichti­g und unklug“, weil er dem Image Israels schade. Die mächtige Israel-lobby-gruppe in Washington AIPAC ist ebenfalls entsetzt, genau so wie der erfahrene Us-diplomat Michael Mcfaul. Trump und Netanjahu hätten den Beziehunge­n langfristi­g Schaden zugefügt, um kurzfristi­g zu punkten. „Trump wird nicht ewig Präsident bleiben.“Bis dahin aber scheint er entschloss­en zu sein, die Macht des Präsidente­namts zu nutzen, gegen seine politische Gegner vorzugehen. Dass er im Fall der beiden Mitglieder des „The Squad“genannten Quartetts nicht-weißer Kritikerin­nen dafür sogar eine fremde Regierung einspannt, wird in den USA als Grenzübers­chreitung gesehen. Speakerin Nancy Pelosi wertete Trumps Vorgehen als „ein Zeichen der Ignoranz und der Respektlos­igkeit und unter der Würde des Präsidente­namts“. Der demokratis­che Minderheit­sführer im Senat, Chuck Schumer, forderte die israelisch­e Regierung auf, die Entscheidu­ng zu revidieren.

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Foto: AFP Das von Trump geforderte und von Netanjahu verhängte Einreiseve­rbot für Ilhan Omar und Rashia Tlaib sorgt für Zündstoff.

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