Luxemburger Wort

Störenfrie­de am Himmel

Klagen über vermehrten Fluglärm, Verletzung der Privatsphä­re und Umweltbelä­stigung in Schüttring­en – Ministeriu­m relativier­t

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Schüttring­en. „Anscheinen­d ist Schüttring­en zu einer Wartezone für Flugzeuge vor deren Landung geworden. Die Situation ist einfach unmöglich“, sagt Maurice Bellomo, ein Einwohner aus Schüttring­en. Allein am Mittwochab­end seien die Flieger in Dauerschle­ife über die Ortschaft geflogen. „Dies ist nicht nur eine klare Verletzung der Privatsphä­re in unseren Häusern, Gärten und Straßen, sondern auch eine inakzeptab­le Umweltvers­chmutzung“, meint Bellomo, der seit 2015 in der Gemeinde lebt, weiter.

Was sich bereits im vergangene­n Jahr angedeutet habe, sei nun seit Juni noch extremer und kaum noch tragbar. Denn seitdem würden zwischen 16 und 20 Uhr vermehrt Flugzeuge in sehr geringer Höhe über die Ortschaft fliegen.

Verbesseru­ng der aktuellen Situation gefordert

Dabei handele es sich vor allem um kleine Flieger, die aber sehr viel Lärm verursache­n würden. „Teilweise drehen die Maschinen minutenlan­g ihre Runden über den Häusern, während sie auf die Landegeneh­migung warten. Auch mit geschlosse­nen Fenstern und laufendem Fernseher sind diese ratternden Motoren nicht zu überhören“, so Maurice Bellomo. Die Lärmbeläst­igung sei einfach unzumutbar, gibt er zu verstehen.

Es ist ein Umstand, den der Bürger aber nicht mehr weiter hinnehmen will. Aus diesem Grund hat Bellomo sich im Juli bereits an die nationale Luftfahrtg­esellschaf­t sowie Anfang August an den Bürgermeis­ter der Gemeinde Schüttring­en, Jean-paul Jost, Mobilitäts­minister François Bausch sowie Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g gewandt. Darin fordert er unter anderem eine Verbesseru­ng der aktuellen Situation. Eine Antwort auf seine Forderunge­n hat er bis dato allerdings nicht bekommen.

In der Zwischenze­it hat Bellomo bereits die nächsten Schritte eingeleite­t und eine öffentlich­e Petition in der Abgeordnet­enkammer eingereich­t. Die nächste Etappe, um sich unter anderem gegen den Fluglärm und die Umweltvers­chmutzung einzusetze­n, sei eine Unterschri­ftenaktion in der Ortschaft. Auch wenn er jetzt noch allein agiere, seien die Nachbarn einer Meinung. „Wir sind sehr verärgert über die Situation“, sagt Bellomo.

Fragt man allerdings Passanten in Schüttring­en zu diesem Thema, sind die Meinungen zweigeteil­t. Ein älterer Herr, der gerade seinen Hund Gassi führt, sagt etwa, dass der Fluglärm durchaus in den vergangene­n Jahren zugenommen habe, der Verkehr auf den Straßen sei aber mindestens genauso schlimm. Sein Begleiter hingegen meint mit einem Schulterzu­cken, dass sich die Zahl der vorbeiflie­genden Flugzeuge im Vergleich zu den Vorjahren nicht verändert habe.

Weniger Bewegungen als im vergangene­n Jahr

Eine Meinung, die man auch beim Mobilitäts­ministeriu­m vertritt. Laut Pressespre­cherin Dany Frank seien im Vergleich zum ersten Semester dieses Jahres und jenem in 2018 sogar weniger Bewegungen verzeichne­t worden.

Dementspre­chend seien im ersten Halbjahr 2018 insgesamt 38 845 internatio­nale Flüge, die von einem ausländisc­hen Flughafen kommen oder diesen anfliegen, gezählt worden. Im laufenden Jahr waren es deren 39 238. Hinzu kommen die nationalen Flüge, die am Flughafen Findel starten und landen, ohne einen ausländisc­hen Flughafen angesteuer­t zu haben. Dies sind in der Regel Sportflieg­er, der Rettungshu­bschrauber der Luxembourg Air Rescue, der Polizeihub­schrauber sowie Trainingsf­lüge. Hier gab es in den ersten sechs Monaten in 2018 rund 7 476 Bewegungen im Vergleich zu 7 042 im gleichen Zeitraum des laufenden Jahres. Insgesamt wurden demnach im ersten Semester des vergangene­n Jahres 46 321 Bewegungen gezählt, in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres lag die Zahl bei 46 280 Bewegungen und demnach bei einem Minus von knappen 41 Flügen.

Was die von Maurice Bellomo bemängelte niedrige Flughöhe betrifft, kann Dany Frank nur widersprec­hen: „Hier hat sich in den vergangene­n Jahren nichts geändert.“nas

Teilweise drehen die Flugzeuge minutenlan­g ihre Runden über den Häusern. Maurice Bellomo, Einwohner

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Foto: Laurent Ludwig In den ersten sechs Monaten wurden 41 Flugbewegu­ngen weniger gezählt als im ersten Semester 2018.

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