Gestörte Totenruhe
Der Tornado von voriger Woche hat auch 80 Gräber auf den Friedhöfen der Gemeinde Petingen beschädigt
Niederkerschen/petingen. Nach dem Tornado war es zunächst am dringlichsten, sich mit den Schäden zu befassen, welche die Menschen direkt betreffen. Immerhin hatten viele kein Dach mehr über dem Kopf (das LW berichtete). Dass es bei den Mengen an Schutt, die am Freitag durch die Luft gewirbelt wurden, keine Toten gab, grenzt an ein Wunder. Aber, so makaber es klingen mag, auch die Toten hat der Wirbelsturm erwischt. Zumindest ihre letzte Ruhestätte. Zwei der drei Friedhöfe der Gemeinde Petingen sind schwer betroffen. Nun, eine Woche später, bleibt Zeit, auch diese Schäden zu begutachten.
„So etwas noch nicht erlebt“
Während vom Friedhof in Rodange keine Schäden zu vermelden sind, wurden auf jenem in Lamadelaine 23 Gräber beschädigt. 57 sind es auf dem in Petingen. In Lamadelaine wurde ein Grabdenkmal umgeworfen, in Petingen etwa ein Dutzend. „Ich bin seit 20 Jahren im Beruf, aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, berichtet Friedhofswächter und Totengräber Jean-pierre Ecker. „Sehen Sie sich den Sockel bei diesem Grab an. Die Stifte, die das schwere Steinkreuz darauf hielten, stehen noch gerade.“Für Jean-pierre Ecker ist dies der Beweis, dass der Tornado das Kreuz gerade aufgehoben haben muss, ehe er es durch die Luft geschleudert hat. Viele Gräber, auf denen die losen Denkmäler gelandet sind, sind schwer beschädigt. Ecker zeigt ein Grab, das wohl ganz ersetzt werden muss. Aber es ist nicht nur der finanzielle Aspekt, der schmerzt. Ecker zeigt auf eine gebrochene Jesus-figur aus Sandstein, die in ein Dutzend Stücke zerbrochen ist. „So etwas kann heute doch keiner mehr herstellen. Das ist für immer verloren“, sagt Jean-pierre Ecker.
Besitzer werden angeschrieben
Jedes Grab sei erfasst. „Wir machen jedes Jahr einen Rütteltest. Kaputte Gräber werden nicht geduldet. Deshalb haben wir auch von jedem Grab ein Foto aus der Zeit vor dem Tornado“, so Ecker. Vor Jahren war einmal ein Kreuz auf eine Frau gefallen. Seither nimmt man es sehr genau, was den Zustand der Gräber angeht. Stets wurden Besitzer von instabilen Gräbern angeschrieben. Auch diesmal. Die Briefe sind bereits abgeschickt. Dass Versicherungen einspringen, das glaubt Ecker nicht. „Es waren Experten hier, die meinten, dies sei höhere Gewalt. Da würde die Versicherung bei Gräbern nicht zahlen“, so Ecker.
Auf Nachfrage bei der Gemeinde Käerjeng war zu erfahren, dass hier die Friedhöfe vom Tornado verschont geblieben sind. L.E.