„Zweistellig soll es schon werden“
In Mondorf hat Patrick Stumpf die Freude am Fußball wiedergefunden, nun will er viele Tore schießen
Auf seiner letzten Station geriet Patrick Stumpf in der zweiten Saisonhälfte etwas in Vergessenheit. Dabei hatte F91 den Umstand, Historisches erreichen und erleben zu können in nicht unerheblichem Maße dem 31-jährigen Deutschen zu verdanken. Im Interview gibt der Neu-mondorfer Einblicke in sein wechselhaftes Fußballjahr zwischen Europapokal, Autobahn und Wurstküche. Patrick Stumpf, nachdem sie seit knapp zwei Monaten in Mondorf unter Vertrag stehen, ist die Frage noch legitim: Wie haben sie sich eingelebt?
Sehr gut. Mitspieler und Vereinsverantwortliche haben mir die Integration leicht gemacht. Besonders gefreut hat mich der Zuspruch, den ich von unseren Anhängern erfuhr. Als mein Wechsel nach Mondorf fest stand, erhielt ich über die sozialen Medien von mir unbekannten Personen Nachrichten, wie froh man sei, dass ich nunmehr das Mondorfer Trikot trage. Diese netten Gesten will ich auf dem Platz mit guten Leistungen zurückzahlen. Ihre Verpflichtung stellt für Mondorf durchaus einen Transfercoup dar. Wie kam der Kontakt zustande: Hat ihr Berater Sie in Mondorf angeboten oder hat der Verein sich aktiv bei Ihnen erkundigt?
Mondorf ist an meinen Berater herangetreten, und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Einem Stürmer Ihrer Klasse lagen aber bestimmt mehrere Angebote aus der BGL Ligue vor, oder?
In der Tat war nahezu die halbe Liga hinter mir her. (lacht) Nur Erstligisten oder auch Hesperingen? Nicht weniger als sieben Ihrer Teamkollegen aus der Vorsaison sind zum FC Swift gewechselt.
Ich wollte weiter in der BGL Ligue spielen. Die Art und Weise, wie sich Mondorf um mich bemüht hat, hat mich beeindruckt. Jetzt ist es an mir, den an meine Verpflichtung geknüpften Erwartungen gerecht zu werden. In Hesperingens 30-Mann-kader wäre ich offensiv eine Option von vielen gewesen. In Mondorf bin ich als zentraler Mittelstürmer der Zielspieler im 4-3-3 – und habe somit deutlich mehr Verantwortung zu tragen. Diese Herausforderung reizt mich. Bei ihren bisherigen Stationen konzentrierten Sie sich oftmals voll auf den Fußball. Sind Sie in Mondorf weiterhin Profifußballer?
Auch dies war ein Grund, wieso ich mich für Mondorf entschied. Mein Vater führt eine Metzgerei Patrick Stumpf freut sich auf die kommenden Aufgaben in Mondorf. insofern ist es klar, dass ich – mit nun 31 Jahren – vermehrt Verantwortung im heimischen Betrieb übernehmen mag. Dienstags und mittwochs arbeite ich fix in der Metzgerei und pendele von Griesheim über meinen Wohnort Trier nach Mondorf. Ob ich auch montags im Betrieb helfen kann, liegt an mir: Wenn ich sonntags treffe, drückt der Trainer hin und wieder ein Auge zu und erlaubt mir das Auslaufen in Eigenregie. Vier Punkte aus zwei Spielen, wie zufrieden ist man in Mondorf mit dem Saisonstart?
Der Saisonstart ist nahezu ideal verlaufen. Mit einem derartigen Punkteschnitt würden wir am Ende der Saison im Europapokal spielen. Was für das beschauliche Mondorf natürlich eher nicht realistisch ist. Kurzfristig wollen wir uns aber oben festsetzen: Vor der Länderspielpause treffen wir noch auf Strassen, Etzella sowie Mühlenbach, sodass es unser Ansporn sein sollte, im September im oberen Tabellendrittel in die Länderspielpause zu gehen. Wie würden dann die Ambitionen für den weiteren Saisonverlauf aussehen?
Wir wollen zu keinem Zeitpunkt in Kontakt mit den Abstiegsplätzen kommen, unseren treuen Anhängern Fußball mit Leidenschaft zeigen – und regelmäßig den ein oder anderen Großen ärgern. Was sagen ihnen die Zahlen 22, 13, 13, 7, 1?
Das sind meine Ligatreffer bei meinen jeweiligen Vereinen in Luxemburg. In Mondorf ist unser Offensivspiel stark auf mich zugeschnitten. Dieses Vertrauen will ich mit Toren zurückzahlen. Eine konkrete Trefferzahl habe ich mir nicht vorgenommen. Zweistellig soll es aber schon werden.
Die Art und Weise, wie sich Mondorf um mich bemüht hat, hat mich beeindruckt. Mittelfristig werde ich die Metzgerei meines Vaters übernehmen.
Der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft? Wissen sie noch, was sie am 16. August 2018 gemacht haben?
Da war ich vermutlich mit Düdelingen im Europapokal aktiv. Exakt! Auf den Tag genau gestern vor einem Jahr schossen sie für F91 das wichtige 1:0 gegen Legia Warschau.
Ein denkwürdiger Tag. Dino Toppmöller schickte uns mit der Vorgabe ins Rückspiel, das 2:1 aus dem Hinspiel nicht bloß verteidigen zu wollen. Die Euphorie war riesig. Aus Griesheim reiste meine komplette Familie zum Spiel an. Dass ich dann in der 7.' vor den Augen meiner Eltern das wegweisende 1:0 erzielen konnte, bedeutet mir viel. Bereits in der Runde zuvor hatten Sie F91 mit Ihrem Treffer in Drita vor dem Ausscheiden bewahrt. Was lief in der Folge schief, dass Sie im weiteren Saisonverlauf nicht mehr diese tragende Rolle im F91-kollektiv spielen konnten?
Im Europapokalspiel gegen Mailand zog ich mir einen Faserriss zu. In der Folge habe ich mich zu sehr unter Druck gesetzt: Ich habe die Verletzung nicht richtig auskuriert, da ich meinen Platz nicht kampflos räumen wollte. Ende des Jahres ereilte mich dann auch noch eine Bänderverletzung, während die Konkurrenten munter trafen. Wenn man in einem Team wie Düdelingen in einer derart wichtigen Phase der Saison drei Monate verletzt ist, ist es schwer, umgehend wieder eingesetzt zu werden. Vor Jahresfrist noch auf der europäischen Bühne aktiv, heißt der Gegner am Sonntag Strassen. Was erwarten Sie für eine Partie?
Strassen ist ein eingespieltes und sehr gut organisiertes Team. Es hat seit dem Winter unheimlich gute Leistungen gezeigt (2019 sammelten lediglich F91 sowie Fola mehr Punkte als Strassen, Anmerkung der Redaktion). Ich erwarte einen engen Spielverlauf und eine sehr physische Partie. Letzteres kommt meiner Spielweise entgegen. Ich bin seit langer Zeit körperlich endlich wieder bei 100 Prozent und habe in Mondorf die Freude am Fußball wiedergefunden.