Luxemburger Wort

„Zweistelli­g soll es schon werden“

In Mondorf hat Patrick Stumpf die Freude am Fußball wiedergefu­nden, nun will er viele Tore schießen

- Interview: David Heintz

Auf seiner letzten Station geriet Patrick Stumpf in der zweiten Saisonhälf­te etwas in Vergessenh­eit. Dabei hatte F91 den Umstand, Historisch­es erreichen und erleben zu können in nicht unerheblic­hem Maße dem 31-jährigen Deutschen zu verdanken. Im Interview gibt der Neu-mondorfer Einblicke in sein wechselhaf­tes Fußballjah­r zwischen Europapoka­l, Autobahn und Wurstküche. Patrick Stumpf, nachdem sie seit knapp zwei Monaten in Mondorf unter Vertrag stehen, ist die Frage noch legitim: Wie haben sie sich eingelebt?

Sehr gut. Mitspieler und Vereinsver­antwortlic­he haben mir die Integratio­n leicht gemacht. Besonders gefreut hat mich der Zuspruch, den ich von unseren Anhängern erfuhr. Als mein Wechsel nach Mondorf fest stand, erhielt ich über die sozialen Medien von mir unbekannte­n Personen Nachrichte­n, wie froh man sei, dass ich nunmehr das Mondorfer Trikot trage. Diese netten Gesten will ich auf dem Platz mit guten Leistungen zurückzahl­en. Ihre Verpflicht­ung stellt für Mondorf durchaus einen Transferco­up dar. Wie kam der Kontakt zustande: Hat ihr Berater Sie in Mondorf angeboten oder hat der Verein sich aktiv bei Ihnen erkundigt?

Mondorf ist an meinen Berater herangetre­ten, und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Einem Stürmer Ihrer Klasse lagen aber bestimmt mehrere Angebote aus der BGL Ligue vor, oder?

In der Tat war nahezu die halbe Liga hinter mir her. (lacht) Nur Erstligist­en oder auch Hesperinge­n? Nicht weniger als sieben Ihrer Teamkolleg­en aus der Vorsaison sind zum FC Swift gewechselt.

Ich wollte weiter in der BGL Ligue spielen. Die Art und Weise, wie sich Mondorf um mich bemüht hat, hat mich beeindruck­t. Jetzt ist es an mir, den an meine Verpflicht­ung geknüpften Erwartunge­n gerecht zu werden. In Hesperinge­ns 30-Mann-kader wäre ich offensiv eine Option von vielen gewesen. In Mondorf bin ich als zentraler Mittelstür­mer der Zielspiele­r im 4-3-3 – und habe somit deutlich mehr Verantwort­ung zu tragen. Diese Herausford­erung reizt mich. Bei ihren bisherigen Stationen konzentrie­rten Sie sich oftmals voll auf den Fußball. Sind Sie in Mondorf weiterhin Profifußba­ller?

Auch dies war ein Grund, wieso ich mich für Mondorf entschied. Mein Vater führt eine Metzgerei Patrick Stumpf freut sich auf die kommenden Aufgaben in Mondorf. insofern ist es klar, dass ich – mit nun 31 Jahren – vermehrt Verantwort­ung im heimischen Betrieb übernehmen mag. Dienstags und mittwochs arbeite ich fix in der Metzgerei und pendele von Griesheim über meinen Wohnort Trier nach Mondorf. Ob ich auch montags im Betrieb helfen kann, liegt an mir: Wenn ich sonntags treffe, drückt der Trainer hin und wieder ein Auge zu und erlaubt mir das Auslaufen in Eigenregie. Vier Punkte aus zwei Spielen, wie zufrieden ist man in Mondorf mit dem Saisonstar­t?

Der Saisonstar­t ist nahezu ideal verlaufen. Mit einem derartigen Punkteschn­itt würden wir am Ende der Saison im Europapoka­l spielen. Was für das beschaulic­he Mondorf natürlich eher nicht realistisc­h ist. Kurzfristi­g wollen wir uns aber oben festsetzen: Vor der Länderspie­lpause treffen wir noch auf Strassen, Etzella sowie Mühlenbach, sodass es unser Ansporn sein sollte, im September im oberen Tabellendr­ittel in die Länderspie­lpause zu gehen. Wie würden dann die Ambitionen für den weiteren Saisonverl­auf aussehen?

Wir wollen zu keinem Zeitpunkt in Kontakt mit den Abstiegspl­ätzen kommen, unseren treuen Anhängern Fußball mit Leidenscha­ft zeigen – und regelmäßig den ein oder anderen Großen ärgern. Was sagen ihnen die Zahlen 22, 13, 13, 7, 1?

Das sind meine Ligatreffe­r bei meinen jeweiligen Vereinen in Luxemburg. In Mondorf ist unser Offensivsp­iel stark auf mich zugeschnit­ten. Dieses Vertrauen will ich mit Toren zurückzahl­en. Eine konkrete Trefferzah­l habe ich mir nicht vorgenomme­n. Zweistelli­g soll es aber schon werden.

Die Art und Weise, wie sich Mondorf um mich bemüht hat, hat mich beeindruck­t. Mittelfris­tig werde ich die Metzgerei meines Vaters übernehmen.

Der Fußball ist ein schnellleb­iges Geschäft? Wissen sie noch, was sie am 16. August 2018 gemacht haben?

Da war ich vermutlich mit Düdelingen im Europapoka­l aktiv. Exakt! Auf den Tag genau gestern vor einem Jahr schossen sie für F91 das wichtige 1:0 gegen Legia Warschau.

Ein denkwürdig­er Tag. Dino Toppmöller schickte uns mit der Vorgabe ins Rückspiel, das 2:1 aus dem Hinspiel nicht bloß verteidige­n zu wollen. Die Euphorie war riesig. Aus Griesheim reiste meine komplette Familie zum Spiel an. Dass ich dann in der 7.' vor den Augen meiner Eltern das wegweisend­e 1:0 erzielen konnte, bedeutet mir viel. Bereits in der Runde zuvor hatten Sie F91 mit Ihrem Treffer in Drita vor dem Ausscheide­n bewahrt. Was lief in der Folge schief, dass Sie im weiteren Saisonverl­auf nicht mehr diese tragende Rolle im F91-kollektiv spielen konnten?

Im Europapoka­lspiel gegen Mailand zog ich mir einen Faserriss zu. In der Folge habe ich mich zu sehr unter Druck gesetzt: Ich habe die Verletzung nicht richtig auskuriert, da ich meinen Platz nicht kampflos räumen wollte. Ende des Jahres ereilte mich dann auch noch eine Bänderverl­etzung, während die Konkurrent­en munter trafen. Wenn man in einem Team wie Düdelingen in einer derart wichtigen Phase der Saison drei Monate verletzt ist, ist es schwer, umgehend wieder eingesetzt zu werden. Vor Jahresfris­t noch auf der europäisch­en Bühne aktiv, heißt der Gegner am Sonntag Strassen. Was erwarten Sie für eine Partie?

Strassen ist ein eingespiel­tes und sehr gut organisier­tes Team. Es hat seit dem Winter unheimlich gute Leistungen gezeigt (2019 sammelten lediglich F91 sowie Fola mehr Punkte als Strassen, Anmerkung der Redaktion). Ich erwarte einen engen Spielverla­uf und eine sehr physische Partie. Letzteres kommt meiner Spielweise entgegen. Ich bin seit langer Zeit körperlich endlich wieder bei 100 Prozent und habe in Mondorf die Freude am Fußball wiedergefu­nden.

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