Luxemburger Wort

Ein Traum für Hobbygärtn­er

Gräser im Garten sind unkomplizi­ert

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Der Herbst ist wohl die schönste Jahreszeit für Gräser. Dann lässt die Sonne ihre Halme, Blätter und Rispen in Rot, Gelbbraun, Grüngelb, Dunkelgrün oder gebrochene­m Weiß erstrahlen. Die ersten kalten Nächte setzen bis zum Morgen Eiskristal­le auf ihnen ab, der Herbstrege­n seine schweren Tropfen. Und nicht zuletzt der Wind: Er bringt die Horste zum Rauschen.

Auch wenn Gräser im Herbst ins Auge der Betrachter rücken, sie bieten die ganze Gartensais­on über etwas an. Und sie sind so herrlich unkomplizi­ert – gute Gewächse für Hobbygärtn­er mit wenig Erfahrung. „Pflanzen, gießen und wachsen lassen“, lautet der einfache Pflegetipp von Hanne Roth, Landschaft­sarchitekt­in. Sonst steht nur noch ein Rückschnit­t an, idealerwei­se im Frühling.

Neben ihrer herbstlich­en Optik fungieren Gräser als verbindend­es Element in der Gartengest­altung. Gerade auch in modernen Umgebungen sind sie sinnvoll: Sie greifen die Geradlinig­keit der Architektu­r auf und setzen sie im Garten fort.

Gerne wird aber auch davon gesprochen, dass ein Garten durch Gräser natürliche­r wirke. Das klingt erst mal komisch, ist aber nachvollzi­ehbar: Reine Beete voller Blühpflanz­en kommen so in der Natur eigentlich nicht vor. Stattdesse­n ist es immer eine Kombinatio­n von verschiede­nen Bepflanzun­gen. Im Garten lässt sich das mit Gräsern gut nachstelle­n und die Beete auflockern.

Das aktuelle Thema der Gartengest­altung ist der Nutzen bestimmter Pflanzen für die Tierwelt. Der ökologisch­e Wert von Gräsern ist dabei größer, als wir das in unseren Köpfen verankert haben. Aber: Gräser haben recht unscheinba­re Blüten, die für Insekten unbedeuten­d sind. Das heißt aber in keinem Fall, dass sie nicht wichtig für die Gartenbewo­hner sind. Vögel etwa ernten die reifen Samen. Außerdem finden im Winter viele Tiere Unterschlu­pf in den dann trockenen Halmen, und diese schützen das Ökosystem Gartenbode­n vor Austrocknu­ng, Tropfenfal­l und Frost. Allerdings ist es eindeutig zu wenig, wenn man nur Gräser pflanzt und nichts anderes dazu.

Ein Gras mit roter Herbstfärb­ung, das flächendec­kend wächst, ist das Japanische Blutgras (Imperata). Die Rotfärbung beginnt erst in den Spitzen und steigert sich im Laufe des Herbstes bis an die Basis. Besonders eindrucksv­oll sieht das aus, wenn die Halme im Gegenlicht betrachtet werden.

Einen strahlende­n Bronzeton bringt das Diamant-reitgras (Calamagros­tis brachytric­ha) ins herbstlich­e Farbenspie­l. Zusammen mit den Blütenstän­den des Chinaschil­fs der Sorte 'Kleine Fontäne' (Miscanthus sinensis) verleiht es den Beeten eine edle Note. Dieses Chinaschil­f fügt sich als aufrechter Horst in den Staudenbes­tand ein und lässt, wie der Sortenname ahnen lässt, die Blüten scheinbar wie Wasserspie­le aus den Blättern stoßen.

Das Tautropfen­gras (Sporobolus) zeichnet sich durch Blüten aus, die ab August mit ihren grazilen Blütenrisp­en einen honigartig­en Duft verschwend­erisch verbreiten. Gängig ist auch das Hohe Pfeifengra­s (Molinia arundinace­a), das je nach Sorte bis zu zwei Meter hoch werden kann und im Herbst goldgelb wird, sowie das Lampenputz­ergras (Pennisetum arundinace­a). Dessen markante Blüten geben ihm seinen Namen.

Aber welche Blühpflanz­en passen gut zu Gräsern? Präriearti­ge Pflanzunge­n mit Sonnenhut (Rudbeckia), Sonnenbrau­t (Helenium) und mehrjährig­en Sonnenblum­en (Helianthus) haben einen wiegenden Charakter. Ihre kräftigen Blüten auf weichen Stielen bewegen sich im Wind – ähnlich wie Gräser. Gut passt dazu etwa das Gamba-gras (Andropogon gerardii) mit seinem straff aufrechten Wuchs, der optisch Stabilität in das Präriebeet bringt. Es gibt aber noch eine zweite sinnvolle Paarung: Wenn die Horste zum Frühlingsb­eginn zurückgesc­hnitten werden, entstehen im Beet vorübergeh­end Lücken. Hier können sich früh blühende Zwiebelblu­men wie Tulpen (Tulipa), Traubenhya­zinthen (Muscari) und Winterling­e (Eranthis) entfalten. Wenn ihr Laub wiederum braun und trocken wird und sie sich zurückzieh­en, überwachse­n die Gräser mit ihren Horsten diese Lücken. Da ist dann alles ohne einen gärtnerisc­hen Handgriff geschickt überdeckt.

Neue Gräser werden im Frühjahr eingepflan­zt. Das Wachstum ist dann besonders kräftig, so dass ein schnelles Einwachsen gesichert ist. Bei Trockenhei­t, wie sie in manchen Jahren im Frühjahr vorkommt, muss reichlich gegossen werden. Im Herbst gibt es kein bedeutende­s Wurzelwach­stum. Das hat zur Folge, dass die Gräser bis ins Frühjahr ohne Bodenschlu­ss stehen. Bringen die Winterwoch­en Kälte in Verbindung mit Nässe, verheißt das keinen optimalen Start. dpa

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Für einen strahlende­n Bronzeton sorgt das Diamant-reitgras.

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