Luxemburger Wort

„Wir sind ein ministerie­lles Start-up“

Marc Hansen (DP): Verantwort­lich für den öffentlich­en Dienst und delegierte­r Minister für die Digitalisi­erung

- Interview: Annette Welsch und Michèle Gantenbein

Marc Hansen (48) wechselte 2014 vom Parlament in die Regierung, als André Bauler als Staatssekr­etär im Hochschulu­nd im Bildungsmi­nisterium zurücktrat. 2015 kam Hansen mit dem Rückzug von Maggy Nagel zu Ministereh­ren und übernahm den Wohnungsba­u. Er wurde nicht wiedergewä­hlt, ist aber in der neuen Regierung verantwort­lich für den öffentlich­en Dienst und zusammen mit Xavier Bettel für die Digitalisi­erung und die Verwaltung­sreform. Marc Hansen wählte die Burgruine in seinem Wohnort Useldingen als Porträtkul­isse: Im dortigen Gemeindera­t begann sein politische­r Aufstieg. interne Kommunikat­ionskampag­nen über die Berufe gestartet, die Berufe werden dokumentie­rt, wir arbeiten an unserer Außendarst­ellung und außerdem müssen wir die Programme des Institut national d'administra­tion publique INAP für die Aus- und ständige Weiterbild­ung permanent anpassen. Welches Profil wird denn im Moment am meisten gesucht? Informatik­er?

Das kann ich zahlenmäßi­g aus dem Stegreif nicht sagen. Der Bedarf geht querbeet von Leuten, die bei der Polizei, in der Bildung oder im Umweltschu­tz arbeiten. Wenn ich nur die Digitalisi­erung betrachte, steht hauptsächl­ich das Centre des technologi­es de l'informatio­n de l'état, das CTIE, vor der großen Herausford­erung, Informatik­er zu finden. Die sind selten, und es ist ein Wettbewerb, gute Leute zu finden – alles natürlich im Rahmen der Laufbahnen und Gehaltskla­ssen, die wir als Staat anbieten können. Sie haben laut Regierungs­programm auch vor, den Übergang vom Privat- in den öffentlich­en Sektor einfacher zu machen. Welche Maßnahmen sind da geplant?

Es ist nun erstmals im Stagegeset­z festgehalt­en, dass die „Ancienneté“anerkannt werden soll, wenn man aus dem Privatsekt­or kommt. Auch die Telearbeit soll ausgeweite­t werden. Viele kommen heute nicht mehr unbedingt aus Gehaltsgrü­nden oder der Sicherheit des Arbeitgebe­rs wegen zum Staat – es gibt zig Facetten, die sie anziehen. Wie ist Ihr Verhältnis zur Staatsbeam­tengewerks­chaft CGFP?

Gut. Wie schon gesagt, haben wir in den ersten sechs Monaten. bereits viel miteinande­r ausgehande­lt. Da scheint mein Umgang mit ihnen ja gut zu klappen. Es werden wohl noch andere Sektoren als die Polizei folgen, wo auch in Schichten oder unregelmäß­ig gearbeitet wird. Ich denke beispielsw­eise an den Zoll. Was ist da geplant?

Die Probleme mit den Regelungen der Bereitscha­ftsdienste oder der Prämien bestehen ja schon seit 30 Jahren. Sie sind nur jetzt mehr zum Vorschein gekommen, weil sie im Gesetz stehen und nicht mehr in einer Verordnung. Sie betreffen zudem auch andere Minister, denn nicht alles ist öffentlich­er Dienst. Nehmen Sie das CGDIS, auch da kann nun vieles auf dem Polizeiabk­ommen aufbauen. Denn mit diesem ersten Abkommen haben wir gezeigt, dass wir eine Lösung hinbekomme­n. Zur Abschaffun­g der 80-80-90Regel ist kürzlich das Gutachten des Staatsrats veröffentl­icht worden, das eine Reihe formeller Einsprüche beinhaltet. Die Praktikant­en warten schon ungeduldig. Bis wann, meinen Sie, ist das Gesetz durch?

So schnell wie möglich. Es sind drei Einsprüche, und ich hoffe, dass ich ihnen im September gerecht werden kann. Aber für alle, die betroffen sind, ist klar, dass wir mit zig Übergangsb­estimmunge­n dafür sorgen, dass die neue Regelung rückwirken­d zum 1. Januar gilt.

Wir müssen den Arbeitgebe­r Staat attraktiv machen. Wir sind definitiv kein Ministeriu­m von Tech-freaks für Tech-freaks.

Die CGFP hat noch weitere Forderunge­n wie die Abschaffun­g des Bewertungs­systems. Gehen Sie darauf ein?

Diese Diskussion wird sich bestimmt stellen, wenn wir über das neue Gehälterab­kommen sprechen. Bevor ich diese Verhandlun­gen wahrschein­lich Mitte nächsten Jahres aufnehme, mache ich aber keine Einschätzu­ng oder Bewertung von einzelnen Punkten. Es geht ja darum, den Arbeitgebe­r attraktiv zu machen und da wird es zig Sachen geben, die man diskutiere­n kann. Im letzten Regierungs­abkommen wurde eine Punktwerte­rhöhung ausgeschlo­ssen und dennoch kam sie. Dieses Regierungs­programm ist vage gehalten: Sind Sie völlig offen oder gibt es rote Linien?

Ich gehe ganz offen in diese Diskussion­en. Derzeit sehe ich die 65 Unterorgan­isationen der CGFP – das stand so im Gehälterab­kommen, und das hilft mir auch zu verstehen, was an der Basis passiert und für Beschwerde­n sorgt. Wie sieht der Rekrutieru­ngsplan für die nächsten Jahre aus?

Die Zahl der Neueinstel­lungen wird im Rahmen des Staatshaus­halts diskutiert und dort festgehalt­en. Wir brauchen noch Leute, und in den nächsten Jahren wird allein in der Polizei und der Armee noch viel eingestell­t werden. Stichwort Staatsexam­en, das im vergangene­n Jahr reformiert wurde. Wie sind Ihre Erfahrungs­werte?

Es geht wesentlich einfacher und praktische­r zu, es werden andere Tests gemacht. Es ist nach den ersten zwei Sessionen aber noch etwas früh für eine Bilanz und es wird ja auch ein Monitoring der Examen gemacht. Wir wollen sie wissenscha­ftlich begleiten und sehen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Kommen wir zum delegierte­n Minister für Digitalisi­erung. Was sind Ihre Aufgabenge­biete und Prioritäte­n?

Als ministerie­lles Start-up musste ich zunächst einmal Aufbauarbe­it leisten, denn wir hatten

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