Luxemburger Wort

Im Würgegriff des Handelsstr­eits

Unsicherhe­it an der Wall Street wächst: Investoren setzen auf Zinsschrit­t

- Von Walter Pfaeffle (New York)

Die Wall Street hält sich besser als erwartet. Trotz des Rückschlag­s am Freitag ist der Aktienmark­t noch deutlich von einer Korrektur entfernt. Angesichts des erneuten Säbelrasse­lns aus Washington gegen China und Fragezeich­en über dem Zinsausbli­ck stellt sich allerdings die Frage: Wie lange kann das so bleiben?

Am Freitag drehte sich zunächst alles um die Rede des Usnotenban­kchefs Jerome Powell in Jackson Hole, Wyoming. Zwar signalisie­rte Powell keine größere Zinssenkun­g, er hielt jedoch an seiner früheren Botschaft fest, die Federal Reserve werde dafür sorgen, dass die Wirtschaft wächst. Das wurde dahin gehend ausgelegt, dass mit einer weiteren Leitzinsse­nkung gerechnet werden könne, wahrschein­lich im September.

Alles sah danach aus, als würde die Handelswoc­he gut über die Runden kommen. Stattdesse­n beschlosse­n Us-präsident Donald Trump und Chinas Staatspräs­ident Xi Jinping, die Party zu beenden. Zuerst kündigte China neue Zölle auf Us-einfuhren im Umfang von 75 Milliarden Dollar und eine Wiederaufn­ahme der Strafen für Us-autos an. Danach kündigte Trump eine weitere Zollerhöhu­ng um fünf Prozentpun­kte auf chinesisch­e Waren an. Prompt kippten an der Wall Street die Börsenkurs­e.

Eskalation zieht Markt nach unten

„Der Markt fragt sich, ob die Verhandlun­gen aus den Fugen geraten“, sagt Chefbörsen­stratege bei Prudential Financial, Quincy Krosby, dem Wochenblat­t Barron’s. Der Dow-jones-index für 30 Spitzenwer­te brach am Freitag deutlich ein und zog den gesamten Markt mit nach unten. Auf Wochensich­t verlor der Dow ein Prozent auf 25 628 Punkte, während der marktbreit­e Standard & Poor’s-500-index um 1,4 Prozent einknickte und der Technologi­eindex Nasdaq um 1,8 Prozent zurückgest­uft wurde. Dennoch kann von einer Korrektur noch nicht die Rede sein. Der S&P notiert mit 2 847 Punkten immer noch über seinem am 14. August erreichten Tief von 2 840 und hat seit Anfang des Jahres 13,6 Prozent gewonnen. Von einer Korrektur spricht man, wenn die Kurse um mehr als zehn Prozent vom vorangegan­genen Hoch gefallen sind.

„Angesichts der Gewinne, die bereits bis Juli verbucht wurden, hätte ich einen größeren Ausverkauf erwartet“, sagt Donald Donabedian, Chefanlage­stratege bei der Vermögensv­erwaltung CIBC. „Der Markt ist sehr widerstand­sfähig“.

Die neue Handelswoc­he steht weiter im Zeichen der Eskalation des Us-chinesisch­en Handelsstr­eits. Nach Chinas Zollankünd­igung fordert Trump Us-unternehme­n auf, nach Alternativ­en zu dem Land zu suchen. Auch neue Konjunktur­daten dürften die Anleger beschäftig­en. Am heutigen Montag stehen die Bestellung­en langlebige­r Wirtschaft­sgüter im Juli auf der Agenda. Am Dienstag folgen die Umfrageerg­ebnisse zum Verbrauche­rvertrauen im August und am Donnerstag die zweite Schätzung des Us-wachstums im zweiten Quartal. Daneben lassen sich etliche Firmen in die Bilanzen schauen.

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Foto: AFP Die Forderung von Präsident Donald Trump, Us-firmen sollten „Alternativ­en zu China“finden, löst am Freitag Schockwell­en an den Finanzmärk­ten aus.

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