Die schwierige Mission des Jay Powell
Die Woche an den Rentenmärkten – FED will mit neuen Zinssenkungen die Wirtschaft stützen
Berlin. Die Finanzmärkte wurden in der dritten Augustwoche im Wesentlichen von den Erwartungen an das Treffen der Notenbanker im amerikanischen Jackson Hole bestimmt. Jerome „Jay“Powell hat dort in seiner Rede die nächste Zinssenkung und weitere Maßnahmen in Aussicht gestellt. Er kam nicht drum herum zu betonen, dass auch die Zollattacken seines Präsidenten auf China und Europa maßgeblich zur schleppenden Industrieproduktion und der flauen Investitionstätigkeit der Us-firmen beigetragen hätten. Fast scheint es, als wenn der Notenbankchef die Trümmer des Präsidenten zusammenkehren müsse.
Die Reaktionen der Märkte ließen am Freitag nicht lange auf sich warten. Tatsächlich orientierten sich die Marktteilnehmer daran, Risikopositionen wie Aktien sowie bestimmte Rohstoffbestände herunterzufahren, um dann doch in sicheren Staatsanleihen zu gehen. Das Gespenst vom Konjunktureinbruch machte überall die Runde. Das Problem mit dem Uszinsniveau und die verstärkte Angst, mit der die Weltwirtschaft aktuell in die Rezession schlittert, drückt die Renditen für die stabilen europäischen Länder immer deutlicher ins Minus. In den USA bewirkt dieser Prozess klammheimlich, dass die Erwartung auf Zinssenkungen den Marktzins für die Zehnjährige schon hat deutlich auf 1,5 Prozent einbrechen lassen. Am Jahresanfang war der Indikator noch bei rund 2,6 Prozent gestartet.
Das Gespenst vom Konjunktureinbruch geht um
Die Mitteilung über das Protokoll der Sitzung der FED lässt die Märkte vermuten, dass die Notenbanker sich am meisten Sorgen über die Inflationserwartungen machen. Gerade in den letzten Wochen sind hier nochmals deutliche Rückgänge zu erkennen gewesen. Seit der zweiten Julihälfte ist der entsprechende Wert der Federal Reserve von St. Louis um fast 0,3 Prozentpunkte abgerutscht. Die Ausschussmitglieder sind sich uneins. Während zwei Mitglieder gegen die Zinssenkung stimmten, gab es sogar Forderungen einer Senkung um 50 Basispunkte. Per saldo herrscht mehrheitlich die Meinung vor, dass die jüngste Entscheidung und auch die avisierte weitere Lockerung nur FED-CHEF Powell ist Trump ein Dorn im Auge. Anpassungen in der Zyklusmitte darstellen, nicht den Beginn eines ganzen Senkungszyklus. Mit dem Druck aus Washington in Zeiten der Vorwahlkämpfe zur Präsidentenwahl 2020 sind die Notenbanker in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite müssen sie der Stabilität verpflichtet bleiben, umgekehrt aber auch Wachstum fördern und auf schwächere Daten alsbald reagieren.
Obwohl der amerikanische Aufschwung noch prinzipiell intakt ist, melden schon einige Stimmungsbarometer Tornadogefahr. Für Jay Powell wird zum Problem, dass er bei seiner Amtseinführung – später stets wiederholt – der Öffentlichkeit und der Börse vollmundig versprochen hat, dass sich die Notenbank mit den Zinsbeschlüssen weniger an theoretischen Modellen als an aktuellen Konjunkturdaten orientieren werde. Das fällt zunehmend schwer mit einem Präsidenten Trump.
Kurz nach seiner Ansprache musste Powell feststellen, wie fragil das Gebilde Us-geldpolitik und seine persönliche Stellung sein können. In einer Konterattacke hat die Chinesische Administration neue Zölle auf amerikanische Waren beschlossen. Die Finanzmärkte reagierten mit weiteren Anleihekäufen. Peking hat in dem Dauerstreit eine Art von Vergeltungszölle auf Us-produkte angekündigt. Sie werden in zwei Schritten am 1. September und 15. Dezember angehoben. Auf Sojabohnen und Erdölimporte werde von September an ein Zusatzzoll von fünf Prozent fällig. Autozölle in Höhe von 25 Prozent werden am 15. Dezember wieder in Kraft treten.
Nach der Mitteilung aus Peking wetterte Donald Trump in einem Tweet abermals gegen seine eigenen Leute. Es könnte durchaus möglich sein, Jay Powell erlebe das Ende seiner Amtszeit nicht mehr. Der Präsident twitterte mit Blick auf den Notenbanker: „Meine einzige Frage ist: Wer ist unser größerer Feind? Jay Powell oder der Vorsitzende Xi?“A.M.