Opposition Fehlanzeige
Us-präsident Donald Trump genießt die Unterstützung von rund 80 Prozent der republikanischen Parteimitglieder
Joe Walsh beschimpfte Barack Obama als „einen Muslim“, setzte Dutzende rassistische Tweets ab und schuldete seiner getrennten Ehefrau einen fünfstelligen Betrag an Alimenten. Jetzt verkauft sich der von der Tea-party-bewegung 2010 in den Kongress gespülte und nach nur einer Amtszeit wieder abgewählte ehemalige Abgeordnete aus Chicago als Alternative zu Donald Trump.
Am Sonntag warf Walsh im Usfernsehen seinen Hut in den Ring, den Präsidenten „von rechts“bei den Vorwahlen herauszufordern. Was ihn qualifiziert? „Sie brauchen jemanden, der moralisch gegen Trump zu Felde zieht.“
Mangelnde Glaubwürdigkeit
In einem Namensbeitrag für die „New York Times“präsentierte sich der Präsidentschaftskandidat als vom Saulus gewandelten Paulus. „Trump ist ein rassistischer Brandstifter, der zu Bigotterie und Fremdenfeindlichkeit ermutigt, um seine Basis anzufeuern und seine Wahlchancen zu verbessern.“Es bedürfe nun jemanden, der aufsteht und sagt: „Genug, Sir.“
Dass ausgerechnet einer, der selber einmal so tickte wie Trump und diesen 2016 auch gewählt hatte, in einer glaubwürdigen Position dafür ist, glaubt außer Walsh selber kaum jemand.
Dasselbe Problem hat Anthony Scaramucci, der im Juli 2017 nach seiner Berufung zum neuen Sprecher des Weißen Hauses erklärt hatte: „Ich liebe den Präsidenten.“Trump habe sehr gutes Karma. „Er ist genuin ein wundervoller Mensch.“Zehn Tage später war er seinen Job los, weil „The Die Unterstützung der Republikaner für Donald Trump ist nach wie vor groß. Zurzeit hat kein innerparteilicher Gegner den Hauch einer Chance gegen den 45. Us-präsidenten. Mooch“, wie Scaramucci genannt wird, gegen andere Mitglieder des Teams intrigiert hatte.
Wenn Scaramucci nun keine Gelegenheit auslässt, seine Partei im Fernsehen und bei Interviews zum Widerstand gegen Trump aufzurufen, „der total unfit ist, Präsident zu sein“, mag ihn das ehren. Doch „The Mooch“fehlt die Glaubwürdigkeit, als Führer der Trump-gegner aufzutreten. Er weiß es und hat deshalb selbst auch keine Präsidentschaftsambitionen.
Da befindet sich der ehemalige Gouverneur von Massachusetts, Bill Weld, in einer besseren Position. Moralisch kann der Zentrist immerhin eine weiße Weste vorweisen. Doch politisch erweist sich der 73-jährige Republikaner, der im Februar seine Gegenkandidatur angekündigt hatte, bisher als Nullnummer. Er taucht in den Umfragen mit einstelligen Prozentzahlen kaum auf dem Radar der Meinungsforscher auf.
Seine moderaten Positionen zu kulturellen Streitthemen wie der Abtreibung, der fiskal-politische Konservatismus und die transatlantische Ausrichtung Welds sind in der von Trump auf Kurs gebrachten „Grand Old Party“nicht mehr mehrheitsfähig.
Zu dieser Erkenntnis sind republikanische Strategen wie Rick Wilson schon lange gelangt. Sie erkennen die zum Trump-wahlverein gewandelten Konservativen nicht mehr wieder. Und sind tief enttäuscht, dass die sogenannte „Never-trump“-bewegung nie viel mehr als die vage Hoffnung eines kleines Sprengels aufrechter Moderater und entsetzter Publizisten wie Bill Kristol, Max Boot oder Jennifer Rubin war.
„Der Auserwählte“In der Realität passierte das Gegenteil. Bei den letzten Kongresswahlen traten viele moderate Republikaner nicht mehr an. John Mccain, der das moralische Gewissen der Partei ausmachte, unterlag seinem Kampf gegen den Krebs, und dessen langjähriger Mitstreiter, Senator Lindsey Graham, findet sich heute fest im Trump-lager wieder.
Der langjährige Chefredakteur des neokonservativen „Weekly Standard“Bill Kristol hofft wieder besseren Wissens darauf, dass eine innerparteiliche Herausforderung Trump so schwächen wird, dass er im November nicht wiedergewählt wird. „Jeder amerikanische Präsident, der in eine Vorwahl musste,“so Kristols Argument, „hat die Wiederwahl verpasst.“Kristol hofft, dass Schwergewichte wie der ehemalige Gouverneur von Ohio, John Kasich, oder Marylands Gouverneur Larry Hogan ihren Hut in den Ring werfen.
Doch Trump kann das durchaus gelassen sehen. Für die Basis der Partei ist er so etwas wie „der Auserwählte“. Etwa acht von zehn Republikanern stehen hinter Trump und lassen sich weder durch dessen Rassismus, Handelskriege, Grönland-affäre oder Größenwahn davon abhalten, ihn weiter zu unterstützen.