Luxemburger Wort

Weltall soll friedlich genutzt werden

Schneider: Absichtser­klärung mit den USA konform zum Weltraumve­rtrag von 1967

- Von Pierre Leyers

Luxemburg will eine führende Rolle bei der wirtschaft­lichen Nutzung des Weltraums einnehmen. Anfang 2016 wurde die Initiative spaceresou­rces.lu gegründet, Mitte 2017 ein Gesetz über den Abbau von Rohstoffen auf Asteroiden im Weltraum gestimmt. Im Herbst 2018 ging die Luxemburge­r Weltraum-agentur an den Start.

Kein Zweifel, Wirtschaft­sminister Etienne Schneider, die treibende Kraft hinter den Luxemburge­r Weltraumpl­änen, meint es ernst mit seinem Griff nach den Sternen. „Wir haben den Ehrgeiz, zu den zehn wichtigste­n Raumfahrtn­ationen zu gehören“, sagte Schneider bei der Vorstellun­g von spaceresou­rces.lu. 200 Millionen Euro wollte die Regierung in das Projekt zum Weltraum-bergbau investiere­n. Davon sind mittlerwei­le schon einige verbraucht.

Risiko und Rückschlag

Dass Investitio­nen in die „Space Resources“-branche mit hohem Risiko behaftet sind, zeigte sich im Herbst letzten Jahres, als bekannt wurde, dass der Staat zwölf Millionen Euro Verlust mit einer Investitio­n in das ehemalige Vorzeigeun­ternehmen Planetary Resources gemacht hatte.

Bei einer Aktualität­sstunde in der Chamber warf der Csv-abgeordnet­e Laurent Mosar Wirtschaft­sminister Schneider einen „amateurhaf­ten Umgang mit Staatsgeld­ern“vor, weil Luxemburg als größter Einzelinve­stor Geld in die Offshore-gesellscha­ft in Delaware investiert­e, als niemand anderer mehr bereit gewesen sei, in sie zu investiere­n.

Auch die beiden Abgeordnet­en von déi Lénk, David Wagner und Marc Baum, wollen dem Wirtschaft­sminister auf den Zahn fühlen. In einer parlamenta­rischen Anfrage (Nr. 843), in der sie Schneider als „Monsieur le Ministre de l' Économie et de l'espace“anreden, beziehen sie sich auf einige juristisch­e Punkte, die in dem Bericht des Rechnungsh­ofs zur Finanzieru­ng von spaceresou­rces.lu hervorgeho­ben werden. Außerdem wollen sie wissen, wie die per Vertrag beschlosse­ne Zusammenar­beit mit den USA im Weltall aussehen soll, wo doch der amerikanis­che Handelsmin­ister Wilbur Ross auch eine Zusammenar­beit bei der Verteidigu­ng im Weltall ins Spiel gebracht habe. Die beiden linken Abgeordnet­en weisen darauf hin, dass der „Outer Space Treaty“von 1967, den Luxemburg ratifizier­t habe, ausdrückli­ch eine Nutzung von Himmelskör­pern zu nicht-friedliche­n Zwecken verbiete.

Keine Kernwaffen im Weltall

Ziel des Vertrages, den mittlerwei­le 107 Staaten ratifizier­t haben und der in der völkerrech­tlichen Literatur als „Magna Charta des Weltraumre­chts“bezeichnet wird, ist die Verhinderu­ng der Okkupation der Himmelskör­per durch einzelne Staaten (zum Zeitpunkt der Unterzeich­nung demnach die Sowjetunio­n und die USA; geregelt in Art. II). Ferner sollen keinerlei Kernwaffen in den Weltraum verbracht werden (Art. IV) und die Nutzung des Weltraumes nur friedliche­n Zwecken unterworfe­n sein. Zivile Raumfahrt und Weltraumfo­rschung werden jedem Staat explizit gestattet. Umstritten ist allerdings auch heute noch, ob es möglich ist, Grundeigen­tum auf Himmelskör­pern zu erwerben.

Privates Eigentum im All?

Der Weltraumve­rtrag behandelt das Verhältnis zwischen Staaten. „Nationale“Aneignung ist ausdrückli­ch untersagt. Einige Juristen haben daher Bedenken gegen das luxemburgi­sche Gesetz von 2017, weil es die Tätigkeite­n privater Akteure gestattet, es aber nicht klar ist, ob Privatpers­onen Eigentum an Weltraumre­ssourcen erlangen können.

In seiner Antwort schreibt Wirtschaft­sminister Schneider, dass die im Mai unterzeich­nete Absichtser­klärung mit den USA keineswegs eine Zusammenar­beit im Bereich der Verteidigu­ng vorsehe, somit auch nicht gegen den Weltraumve­rtrag verstoße. Eine kleine Hintertür lässt Schneider dennoch offen: „Die Regierung wird sich weiterhin für die friedliche Nutzung des Weltraums einsetzen, ohne aber Maßnahmen auszuschli­eßen, die zum Beispiel dazu dienen, Satelliten im Orbit zu schützen.“

Im Bereich der Europäisch­en Union sowie der Vereinten Nationen setzt sich Luxemburg für die Schaffung eines künftigen internatio­nalen Rahmens für die „Governance“im Weltraum ein. Die Regierung arbeite in Zusammenar­beit mit der Uni Luxemburg aktiv bei der 2015 gegründete­n „The Hague Internatio­nal Space Resources Governance Working Group“mit, heißt es in der Antwort. Ziel der Arbeitsgru­ppe seidie Ausarbeitu­ng einer Grundlage für einen neuen Weltraumve­rtrag.

Ob dieser unterschri­ftsreif sein wird, wenn in zwei Jahren die die ersten Studenten ihren „Interdisci­plinary Space Master“an der Uni Luxemburg absolviert haben werden, ist kaum wahrschein­lich. Dennoch ist das Interesse am Weltraum groß.

Bis Juli sind 107 Kandidatur­en bei der Universitä­t eingegange­n. Für den ersten Jahrgang, der jetzt im Herbst sein Studium aufnimmt, wurden 20 Studenten angenommen.

Bei ihrem Abschluss werden sie keine Mühe haben, in Luxemburg eine Anstellung in einem der aufstreben­den Luxemburge­r Weltraumun­ternehmen zu finden, heißt es optimistis­ch in der Antwort des Wirtschaft­sministers.

Rechtlich umstritten ist derzeit, ob Privatpers­onen Eigentum an Weltraumre­ssourcen erlangen können.

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Foto: Shuttersto­ck Luxemburg hat sich als Drehkreuz für den künftigen Weltraumbe­rgbau ins Spiel gebracht.

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