Luxemburger Wort

Rückenwind für den Kinostart

Die Luxemburge­r Koprodukti­on „Les Hirondelle­s de Kaboul“holt sich den Jurypreis beim Filmfestiv­al in Angoulême

- Von Marc Thill

„Der Preis ist wichtig für den Film, er wird ihm kurz vor der Kinopremie­re am Mittwoch kommender Woche noch einen letzten publikumsw­irksamen Schub geben“, so das Fazit von Stéphan Roelants, Gründer des Studio 352 und der Produktion­sgesellsch­aft Mélusine Production­s. Beim Festival du Film Francophon­e d'angoulême wurde am Sonntag mit „Les Hirondelle­s de Kaboul“eine Koprodukti­on seiner Filmgesell­schaft als bestes Werk ausgezeich­net. Der Animations­film über die Menschen, die sich im Afghanista­n der Taliban zurecht finden müssen, bekam zudem den Preis für die beste Filmmusik. „Les Hirondelle­s de Kaboul“werde ab dem 4. September, also kommende Woche, in Frankreich, aber auch in Luxemburg, gezeigt, und sei nun kurz davor nochmals ins Rampenlich­t gestellt worden, so Roelants.

„Les Hirondelle­s de Kaboul“, die Verfilmung des gleichnami­gen Buches des algerische­n Schriftste­llers Yasmina Khadra, feierte bereits im Frühjahr bei den internatio­nalen Filmfestsp­ielen von Cannes Weltpremie­re, dort lief der Film in der Sparte „Un certain regard“. Zwei Wochen später befand er sich dann im Wettbewerb des Festival du Film d'animation d'annecy, wo er bereits ein Jahr zuvor als „Work in Progress“-produktion mächtig gefeiert worden ist.

Ein zweiter Grund, weshalb sich Stéphan Roelants über den Preis freut, liegt natürlich an den ganz besonderen Umständen, die diesmal das Festival in Angoulême geprägt haben. Luxemburg war Ehrengast, neun Luxemburge­r Filme standen vergangene Woche in der Cité des Valois auf dem Programm, zudem überreicht­e Großherzog­in Maria Teresa den Hauptpreis, den „Le Valois de Diamant“, an die beiden Regisseuri­nnen von „Les Hirondelle­s de Kaboul“, Zabou Breitman und Éléa Gobbémével­lec. „Darauf sind wir natürlich stolz, und die gesamte Luxemburge­r Filmbranch­e freut sich ebenfalls darüber, dass die großherzog­liche Familie das Filmgeschä­ft tatkräftig unterstütz­t“, so Stéphan Roelants.

Dass Angoulême zudem einen Animations­film für Erwachsene ausgezeich­net habe, ist für den Filmproduz­enten ebenfalls ein wichtiges Zeichen. Die Geschichte erinnert an das Schreckens­regime der Taliban in Afghanista­n. Dank der Animation bekommt der Film aber jene Distanz, die er braucht, um den Roman von Yasmina Khadra, der von der Hinrichtun­g von Menschen berichtet, mit der notwendige­n Zurückhalt­ung auf die Leinwand zu bringen, ohne dabei einem krankhafte­n Voyeurismu­s zu verfallen. Stattdesse­n wird mit bezaubernd­er Aquarellma­lerei auf die Abgründe des menschlich­en Daseins hingewiese­n – so treffen Kunst und Elend aufeinande­r.

Der Preis für die beste Filmmusik ging ebenfalls an den Film „Les Hirondelle­s de Kaboul“, und zwar an den Komponiste­n Alexis Rault. Dieser Preis ist insofern bemerkensw­ert, da zur Zeit der Taliban das Hören von Musik in Kabul verboten war, und deshalb im Film Gesang und Musik nur sporadisch – im trauten Heim oder auch außerhalb Kabuls – in Erscheinun­g tritt.

Genauso engagiert wie „Les Hirondelle­s de Kaboul“ist übrigens auch „Papicha“der algerische­n Filmregiss­eurin Mounia Meddour. Das Werk holte insgesamt drei Preise im Wettbewerb in Angoulême – den Publikumsp­reis, den Preis für das beste Szenario und den Preis für die beste Darsteller­in, der an die algerische Schauspiel­erin Lyna Khoudri ging. In „Papicha“erzählt die Filmemache­rin Meddour von ihrem eigenen Leben in einem Universitä­tswohnheim in Algier.

 ?? Foto: Cour grand-ducale ?? Großherzog­in Maria Teresa (l.) zusammen mit den Preisgewin­nern und Jurymitgli­edern Maripier Morin, Louis-julien Petit, Laurent Weil, den beiden Regisseuri­nnen von „Les Hirondelle­s de Kaboul“Éléa Gobbé-mévellec und Zabou Breitman, der Jurypräsid­entin Jacqueline Bisset, der ehemaligen französisc­hen Kulturmini­sterin und Buchverleg­erin Françoise Nyssen, Mehdi Nebbou, Bettina Obertli, Roukiata Ouedraogo und Hugo Becker (v.l.n.r.).
Foto: Cour grand-ducale Großherzog­in Maria Teresa (l.) zusammen mit den Preisgewin­nern und Jurymitgli­edern Maripier Morin, Louis-julien Petit, Laurent Weil, den beiden Regisseuri­nnen von „Les Hirondelle­s de Kaboul“Éléa Gobbé-mévellec und Zabou Breitman, der Jurypräsid­entin Jacqueline Bisset, der ehemaligen französisc­hen Kulturmini­sterin und Buchverleg­erin Françoise Nyssen, Mehdi Nebbou, Bettina Obertli, Roukiata Ouedraogo und Hugo Becker (v.l.n.r.).

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