Grün, grüner, Petrusstal
Bis 2023 wird ein Teil der Petruss vom künstlichen Betonkanal in ein natürliches Bett verlegt. Auch der Park verändert sein Gesicht.
Luxemburg. Raus aus dem natürlichen Bett, hinein in einen künstlich geschaffenen Kanal, hieß es 1933 für die Petruss. Damals wurde der Zufluss der Alzette in ein Betonbett verlegt – mit dem Ziel, das gesammelte Abwasser schnellstmöglich in Richtung Alzette zu führen.
Allerdings hatte dies nicht nur positive Auswirkungen: In dem einst lebendigen Bach inmitten des grünen Tals herrscht heute nämlich kaum noch Leben. Durch die starke Strömung im Betonbett haben Pflanzen und kleine Lebewesen, wie etwa Insektenlarven, keine Möglichkeit, sich dort niederzulassen. Mit der geplanten Renaturierung des Baches soll dies nun wieder geändert werden.
Ein Projekt, das bereits seit über 20 Jahren in der Diskussion ist. So wurde etwa in den 1990er-jahren gefordert, einen natürlichen Lauf für die Petruss zu schaffen. Auch in den darauffolgenden Jahren kam das Thema immer wieder auf. Nun soll aus diesem Wunsch Realität werden. Nachdem mehrere Machbarkeitsstudien und ein Masterplan erstellt wurden sowie zahlreiche Unterredungen mit den staatlichen Verwaltungen stattgefunden haben, verabschiedete der hauptstädtische Gemeinderat nun Anfang Juli die endgültigen Pläne für die Umgestaltung des ersten Abschnitts.
Umgestaltung in zwei Etappen
Das Projekt an sich wird nämlich in zwei Bauphasen aufgeteilt. Die erste Etappe erstreckt sich von der Rue Saint Ulric bis zur Bourbonschleuse. Die diesbezüglichen Arbeiten sollen noch Ende des Jahres aufgenommen und 2023 abgeschlossen werden. Dies nicht ganz ohne Druck. Soll das neu gestaltete Petrusstal doch ein wesentlicher Bestandteil der Luxemburger Gartenschau (LUGA) 2023 sein, bei der den Besuchern nicht nur das Areal, sondern auch das Prinzip einer Renaturierung nähergebracht werden soll. Dementsprechend müssen bei der Umgestaltung alle Fristen eingehalten werden. Die zweite Phase von der Bourbonschleuse bis zur Rue d'anvers wird schließlich 2024 nach der LUGA aufgenommen.
In puncto Renaturierung sehen die Pläne vor, dass das bestehende Betonprofil abgerissen und das Flussbett leicht angehoben wird. Die Mauer, die sich an verschiedenen Stellen entlang des Baches befindet, wird an einer Uferseite komplett entfernt. Dies ermöglicht denn auch die Verbreiterung des Bachlaufs, der sich in leichten Mäandern durch das Tal schlängeln soll. Der nächste Schritt besteht darin, die derzeit inexistente Flusssohle mithilfe von Steinen anzulegen und das Flussbett insbesondere bei Hochwasser widerstandsfähiger zu machen.
Dadurch, dass Totholz oder andere natürliche Elemente nicht mehr entfernt werden, entstehen kleine Hürden, auf denen die Vegetation sich entwickeln kann. Gleichzeitig trägt dies zur Verbesserung des ökologischen Zustands des Baches bei. Die Folge: Wassertiere und Fische siedeln sich wieder an. Um die Durchgängigkeit des Gewässers zu gewährleisten, entsteht in Höhe der Rue Saint Ulric eine Fischtreppe.
Neue Bereiche zum Spielen, Entspannen und Trainieren
Damit aber nicht genug. Denn neben der Verlegung des Baches in ein natürliches Flussbett wird auch das Areal rund um die Petruss sich wesentlich verändern. Eine Neuerung, die insbesondere Radfahrer freuen dürfte, ist die Schaffung eines 4,50 Meter breiten Fahrweges, der sich entlang des gesamten Tales erstrecken wird. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein circa drei Meter breiter Gehweg vorgesehen. Wer hingegen auf der Suche nach einem Ort zum Entspannen ist, dürfte entweder am Eingang zum Park an der Rue Saint Ulric oder bei den neuen Sitzstufen und Balkonen entlang der Uferböschung fündig werden.
Bereits heute sind der Skatepark, der Spielplatz, die nahe gelegenen Fitnessgeräte sowie die Minigolfanlage ein beliebter Treffpunkt für Familien, Sportbegeisterte und Touristen. Mit der Umgestaltung des Parks wird aber auch dieser Bereich in Angriff genommen. Neben der Schaffung von weiteren Spielbereichen werden gleichzeitig eine moderne Minigolfanlage und neue Sportgeräte realisiert. Zusätzlich werden rund um den Skatepark Spielgeräte installiert. Die bestehenden Übergänge werden unterdessen durch sechs neue Brücken ersetzt.
Der vom Gemeinderat genehmigte Kostenvoranschlag für die erste Bauphase liegt bei 25,9 Millionen Euro. Das gesamte Vorhaben wird den aktuellen Plänen zufolge 40 Millionen Euro veranschlagen. Jene Arbeiten, die in direktem Zusammenhang mit der Renaturierung des Gewässers sind, werden zu 70 Prozent von staatlicher Seite bezuschusst.