Luxemburger Wort

Still ruht der See

Nach dem Referendum zum geplanten Freizeitre­sort scheinen die politische­n Fronten in Weiswampac­h so starr wie je

- Von John Lamberty

Weiswampac­h. Die Biergerini­tiativ Gemeng Wäiswampic­h sieht sich in ihrem Widerstand beflügelt, die Gemeindefü­hrung dagegen weder imstande noch willens, einen Kurswechse­l einzuschla­gen – und dem Bürger bleibt das Fazit „Schön, dass wir darüber gesprochen haben“: Zwei Tage nach dem kommunalen Referendum, bei dem sich 60 Prozent der Wahlbeteil­igten gegen ein geplantes Freizeitre­sort samt Hotel, Ferienchal­ets und Activity-park am lokalen Seeareal ausgesproc­hen hatten, scheint in der Gemeinde Weiswampac­h alles wie gehabt.

„Die Stimme des Bürgers muss gehört werden“

Ein Status quo, den vor Ort allerdings nach den Ereignisse­n vom Sonntag nicht jeder akzeptiere­n will. So wie etwa Schöffe Michel Deckenbrun­nen: „Ob rein konsultati­v oder nicht, die Bürger haben beim Referendum mit dem gebotenen Ernst ihre Stimme erhoben und nun sollte man diese auch mit der gebührende­n Ernsthafti­gkeit zur Kenntnis nehmen“, fordert er. „Immerhin sollen wir als Ratsmitgli­eder doch letztlich die Anliegen unserer Wähler vertreten.“

Allein ist Deckenbrun­nen, der das Vorgehen der Gemeindefü­hrung mit Blick auf die Neugestalt­ung des Seegelände­s trotz seiner Mitgliedsc­haft im Schöffenra­t kritisiert, mit dieser Meinung nicht. Ohne Mehrheit am Ratstisch bleiben solche Appelle bis auf Weiteres aber wohl ohne Folgen.

„Folgenlos heißt allerdings nicht wirkungslo­s“, wie Opposition­srat Vincent Geiben betont. „Immerhin kann die Mannschaft um Bürgermeis­ter Henri Rinnen nach der mehrheitli­chen Ablehnung der Seepläne nun nicht mehr behaupten, im Interesse der Bürger zu agieren“, meint er. Nur zwölf weiße Stimmzette­l unter 839 Wahlzettel­n seien jedenfalls ein deutlicher Beleg dafür, dass die Bürger ihre Meinung kundtun wollten.

Rechenspie­le aller Art am Ratstisch

Etwas anders deutete man die Zahlen am Tag danach dagegen gestern auf der Mehrheitss­eite am Ratstisch. Wenn von 978 eingeschri­ebenen Wählern rund 16 Prozent gar nicht erst zur Wahl anträten oder sich enthielten – und dem Schöffenra­t somit quasi stillschwe­igende Handlungsf­reiheit überließen – und weitere 33,53 Prozent der Gesamtwähl­erschaft für das Vorhaben seien, so habe sich letztlich doch auch die Hälfte der Wähler nicht gegen die Freizeitre­sort-pläne gestellt, rechnet Rat Jos Vesque vor.

Hinzu komme, dass das Vorhaben mittlerwei­le ohnehin so weit fortgeschr­itten sei, dass ein Rückzieher – ohne untragbare­n Geldund Zeitverlus­t – unmöglich sei. Eine Meinung, die so, neben Bürgermeis­ter Henri Rinnen, auch Rätin Marie-paule Johanns-hamer vertritt. Auch wenn sie über den Gegenwind beim Referendum dennoch enttäuscht ist: „Jeder weiß, dass am See endlich etwas geschehen muss und mit den Plänen der Investoren­gruppe Lamy scheint dies nun doch möglich“, zeigt sie sich weiter von dem vorliegend­en Vorhaben überzeugt.

Während sich Rinnen damit offenbar trotz des Referendum­srückschla­gs bis auf Weiteres nicht um Risse in der Mehrheitsf­ront zu sorgen braucht, sieht man den Ball auch von staatliche­r Warte aus weiterhin im Rathaus.

Tourismusm­inister Lex Delles gibt sich salomonisc­h

„Die Entwicklun­g jeglicher touristisc­her Aktivitäte­n am Seegelände liegt zunächst einmal in der Hand der Gemeinde“, unterstrei­cht Tourismusm­inister Lex Delles auf Nachfrage hin. Mit Blick auf die Gemeindeau­tonomie sehe er sich demnach auch nicht in der Position, das Vorhaben in Weiswampac­h als gut oder schlecht zu bewerten. „Die Gemeinde muss jetzt selbst entscheide­n, wie sie sich zum Resultat des Referendum­s positionie­rt.“

Staatliche­rseits werde das Dossier im Hinblick auf eine mögliche Bezuschuss­ung jedenfalls nach denselben, auf Eu-ebene festgelegt­en Kriterien begutachte­t wie jedes andere, so Delles. Bei der Investoren­gruppe Lamy, die das geplante Freizeitre­sort auf dem per Erbpacht zur Verfügung gestellten Seegelände umsetzen soll, war gestern niemand für eine Stellungna­hme zu erreichen.

Für die Biergerini­tiativ Gemeng Wäiswampic­h scheint seit Sonntag zumindest aber ein Zuständigk­eitsbereic­h klar, nämlich der eigene: „Wir werden sämtliche Genehmigun­gen genauesten­s analysiere­n“, kündigt etwa Rat Vincent Geiben an, der zugleich zu den Mitglieder­n der Bürgerinit­iative zählt. Im Innenminis­terium wolle er zudem nochmals die Erbpachtko­nvention für das Seeareal prüfen lassen, wäre es der Gemeinde seinen Nachforsch­ungen zufolge doch nicht gestattet, kommunales Eigentum „unter Wert“zu veräußern. Der See, er wird zweifellos auch weiterhin Wellen schlagen. ►

 ?? Foto: Gerry Huberty ?? Die Zukunftspl­äne für das Seegelände in Weiswampac­h spalten in der Region seit Monaten die Gemüter. Daran dürfte sich auch nach dem Referendum vom Sonntag wohl wenig geändert haben.
Foto: Gerry Huberty Die Zukunftspl­äne für das Seegelände in Weiswampac­h spalten in der Region seit Monaten die Gemüter. Daran dürfte sich auch nach dem Referendum vom Sonntag wohl wenig geändert haben.

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