Quälgeister im Blut
Bijou, ein siebenjähriger Rottiger, war plötzlich ganz lethargisch, wollte nicht spielen, hatte auch keinen Appetit, trank dafür aber umso mehr. Der Kater musste sich täglich erbrechen und große Mengen dunklen Urins lassen. All diese Anzeichen schrieben seine Besitzer zunächst der ungewöhnlichen Hitze zu. Als er jedoch auch nicht mehr richtig laufen konnte, seine Augen verändert aussahen und eine gelbliche Verfärbung am Inneren seiner Ohrlöffel und seines Mäulchens auffiel, brachte man ihn zur Sprechstunde. Mit einer rasch durchgeführten Blutuntersuchung wurde eine schwere Leberinsuffizienz ermittelt. Hauptsächliche Ursachen der gelblichen Hautfarbe bei Katzen können Infektionen, Krebs, entzündliche Krankheiten der Leber und des übrigen Verdauungssystems, Fettleber und gerade bei Katzenpatienten die sich daraus leider häufig entwickelnde Leberzirrhose sein. Es gibt aber auch Gelbsucht auslösende Probleme, die ursprünglich nicht mit der Leber
zusammenhängen. Hierzu zählen Blutarmut (Anämie) und Immunkrankheiten, Herzwurmbefall und andere Blutparasiten. Da Bijou vor einigen Monaten einen sehr starken Flohbefall hatte, kam ein Verdacht auf, der durch die mikroskopische Untersuchung schnell bestätigt werden konnte: Der Kater litt an FIA, der Felinen Infektiösen Anämie, nach den bakteriellen Erregern auch Hämobartonellose genannt. Es handelt sich um eine auch in unseren Regionen ziemlich häufig vorkommende Infektionskrankheit, die meistens durch Flöhe übertragen wird und bei der die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) befallen werden. Auch Menschen können durch Katzenbisse infiziert werden (Cat Scratch and Bite Disease). Bei gesunden Katzen kann die Infektion ohne äußerlich erkennbare Symptome latent verlaufen. Weil Bijou aber seit seinem Welpenalter einen alljährlich im Sommer rezidivierenden Katzenschnupfen hat, war er geschwächt genug, um durch die Blutparasiten richtig krank zu werden. Er musste zunächst an den kreislaufstärkenden intravenösen Dauertropf und nachfolgend für drei Wochen eine antibiotische, Leber schützende und auch immunregulierende Behandlung erhalten – womit jedoch leider auch nach klinischer Gesundung keine vollständige Erregerelimination garantiert werden kann.