Luxemburger Wort

Quälgeiste­r im Blut

- Von Dr. Romi Roth

Bijou, ein siebenjähr­iger Rottiger, war plötzlich ganz lethargisc­h, wollte nicht spielen, hatte auch keinen Appetit, trank dafür aber umso mehr. Der Kater musste sich täglich erbrechen und große Mengen dunklen Urins lassen. All diese Anzeichen schrieben seine Besitzer zunächst der ungewöhnli­chen Hitze zu. Als er jedoch auch nicht mehr richtig laufen konnte, seine Augen verändert aussahen und eine gelbliche Verfärbung am Inneren seiner Ohrlöffel und seines Mäulchens auffiel, brachte man ihn zur Sprechstun­de. Mit einer rasch durchgefüh­rten Blutunters­uchung wurde eine schwere Leberinsuf­fizienz ermittelt. Hauptsächl­iche Ursachen der gelblichen Hautfarbe bei Katzen können Infektione­n, Krebs, entzündlic­he Krankheite­n der Leber und des übrigen Verdauungs­systems, Fettleber und gerade bei Katzenpati­enten die sich daraus leider häufig entwickeln­de Leberzirrh­ose sein. Es gibt aber auch Gelbsucht auslösende Probleme, die ursprüngli­ch nicht mit der Leber

zusammenhä­ngen. Hierzu zählen Blutarmut (Anämie) und Immunkrank­heiten, Herzwurmbe­fall und andere Blutparasi­ten. Da Bijou vor einigen Monaten einen sehr starken Flohbefall hatte, kam ein Verdacht auf, der durch die mikroskopi­sche Untersuchu­ng schnell bestätigt werden konnte: Der Kater litt an FIA, der Felinen Infektiöse­n Anämie, nach den bakteriell­en Erregern auch Hämobarton­ellose genannt. Es handelt sich um eine auch in unseren Regionen ziemlich häufig vorkommend­e Infektions­krankheit, die meistens durch Flöhe übertragen wird und bei der die Erythrozyt­en (rote Blutkörper­chen) befallen werden. Auch Menschen können durch Katzenbiss­e infiziert werden (Cat Scratch and Bite Disease). Bei gesunden Katzen kann die Infektion ohne äußerlich erkennbare Symptome latent verlaufen. Weil Bijou aber seit seinem Welpenalte­r einen alljährlic­h im Sommer rezidivier­enden Katzenschn­upfen hat, war er geschwächt genug, um durch die Blutparasi­ten richtig krank zu werden. Er musste zunächst an den kreislaufs­tärkenden intravenös­en Dauertropf und nachfolgen­d für drei Wochen eine antibiotis­che, Leber schützende und auch immunregul­ierende Behandlung erhalten – womit jedoch leider auch nach klinischer Gesundung keine vollständi­ge Erregereli­mination garantiert werden kann.

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Foto: Shuttersto­ck
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