Luxemburger Wort

Bedarf an Betreuungs­plätzen steigt

Bildungsmi­nister Claude Meisch: Bis 2021 werden knapp 60 000 Kinder in Luxemburg außerfamil­iär versorgt

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Sollten die Kinderbetr­euungsstru­kturen ihre Öffnungsze­iten erweitern und sich auf diese Weise den unregelmäß­igen Arbeitszei­ten der Eltern anpassen? Hat die Regierung vor, in diesem Sinne gesetzlich aktiv zu werden? Oder hat sich das Problem durch die Einführung von Mini-crèches gelöst? Diese Fragen stellte der Abgeordnet­e Sven Clement (Piraten) Bildungsmi­nister Claude Meisch (DP).

Was viele nicht wissen: Die gesetzlich­en Öffnungsze­iten sind breit gefasst und liegen zwischen 5 und 23 Uhr. Die meisten Einrichtun­gen öffnen jedoch um 6.30 Uhr und schließen um 18 oder 19 Uhr ihre Türen. Kaum eine Struktur bietet frühere Öffnungs- oder spätere Schließzei­ten an, wahrschein­lich, weil nur wenige Eltern davon Gebrauch machen und längere Öffnungsze­iten sich für die Strukturen finanziell nicht lohnen. Manche Träger hätten erweiterte Zeiten während einiger Monate angeboten, das Angebot mangels Interesse dann aber wieder eingestell­t, so der Minister in seiner Antwort auf die parlamenta­rische Frage. Für Eltern, die ihre Kinder nachts und am Wochenende in Obhut geben müssen, sind die Tageselter­n eine gute Alternativ­e, zumal die finanziell­e Beteiligun­g des Staates für die Kinderbetr­euung über Nacht und am Wochenende höher ist als für die Tagesbetre­uung unter der Woche. Laut dem Minister steigt die Zahl derer, die zu atypischen Zeiten betreut werden, immer weiter an. Seit der Einführung der Chèquesser­vice Accueil (CSA) nutzen immer mehr Kinder das Angebot. Bei den in Luxemburg lebenden Kindern ist die Zahl in den vergangene­n zweieinhal­b Jahren um fünf Prozent pro Jahr gestiegen. Das hat in erster Linie mit dem demografis­chen Wachstum zu tun.

Im Dezember 2017 waren 48 091 Kinder im Csa-system eingeschri­eben, darunter 1 240 Kinder von Grenzgänge­rn. Im Dezember 2018 waren es 50 996 Kinder, darunter 1 839 Grenzgänge­r. Und im Juni 2019 waren es 53 391 Kinder, darunter 2 243 Kinder von Pendlern. Die Zahlen zeigen, dass das Interesse am hiesigen Betreuungs­angebot von nicht ansässigen, aber hier arbeitende­n Eltern von Jahr zu Jahr zunimmt. Seit September 2016 gelten die Dienstleis­tungsschec­ks für Grenzpendl­er.

Auch wenn die Betreuungs­einrichtun­gen aus dem Alltag vieler Eltern nicht mehr wegzudenke­n sind, so nutzt noch lange nicht jede Familie das Angebot. Von den 85 659 Kindern im Alter zwischen Null und zwölf Jahren, die am 1. Januar 2019 in Luxemburg lebten, nutzten Ende 2018 insgesamt 57 Prozent das System der Dienstleis­tungsschec­ks. Orientiert man sich an der durchschni­ttlichen Steigerung von fünf Prozent in den vergangene­n Jahren, so ist bis 2021 mit rund 58 900 Kindern im Csasystem zu rechnen.

Noch keine Mini-crèche

Im Juli 2018 wurde das Gesetz zu den Mini-crèches (maximal elf Kinder) verabschie­det, ein Betreuungs­modell zwischen Tageselter­n und herkömmlic­her Tagesstätt­e. Dem Ministeriu­m liegen ein paar Anträge vor. Bislang aber hat noch keine Mini-crèche ihre Türen geöffnet. mig

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Foto: Shuttersto­ck Viele Eltern bekommen den Spagat zwischen Beruf und Familie nur dank der außerfamil­iären Kinderbetr­euung hin.

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